Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 33, 11. September 1884

Nr. 33 Die einzeinen Programmpuntte der Ge¬ neralversammlung selbst wurden in schneller Weise erledigt und nur vei Berathung uver das nachstjäyrige Excursions=Ovjeck ent¬ wickelte sich eine levyaftere Devaite, zu welchem schließlich Linz und Umgevung vestimmt wurde. Am Schlusse der General¬ versammlung dantie der Prasident den zaylreich erschienenen Besuchern fur ihre rege Theilnahme an den Verhandlungen und wurde auch diesem für die Leitung der¬ selben der Dant des Vereines vorirt. Wit einem begeisterten dreimaligen „Hoch“ auf den Kaiser wurde die 27. General=Ver¬ jammlung um ½11 Uhr geschlossen. Um 11 Uhr Vormittags wurde von dem Herrn r. r. Oberforstmeister Ludwig Dimitz ein meisteryaft stilisirter, yochst anregender und seyr zahlreich vesuchter Bor¬ trag geyalten, mit dessen Veroffentlichung wir an separater Stelle heute veginnen und den wir in circa 8—10. Fortsetzunger zum Avschlusse vringen werden. Um 1 Uhr versammelten sich sammtliche Theilneymer an der Versammtung oes oberösterreichischen Forstvereines im Hotel zu einem Diner, an welchem „zum Schiff auch der Bürgermeister Herr tais. Rary Georg Pointner und die Meirgliever des Central-Comites iheilnäymen. Die Unterhaltung war eine seyr animirte uno¬ lebhafte, fanden sich doch alte Cameraden und Fachgenossen, die der Beruf oft uner¬ reichvar weit trennt bei den Freuden der Tafel zusammen. Kaum war denn auch der Hunger gestiult, als sich die froyliche Stim¬ mung in einer schier endlosen Reihe von Toasten Luft machte, und manch traftiges Wort und manche energische Redewenoung gab Zeugniß von dem yoyen Ernste und zugleich von der schaffensfreudigen Lust, mit der die Forsimanner an ihrem schonen Berufe hangen. Der Prasident des over¬ osterreichischen Forstvereines Graf Weißen¬ wolff brachte den ersten Toast auf Se. Majestat den Kaiser, in. welchen die Ver¬ sammlung vegeistert einstimmte. Der k. k. Oberlandforstmeister Herr Hofraly Noberi Micklic hielt hierauf folgenoe Ansprache: Wenn ich mir erlauve das Wort zu ergreifen, so geschieyt dies, um die Ge¬ ühle der Auerkennung und des warmsten Dantes gegen die Stadt Steyr auszuorucken, in deren Mitte wir die 27. Versammlung des overösterreichischen Forstvereines abhielten und von der wir in so lievevoller Weise empfangen wurden. Jeder von uns hal heute geseyen, wie es Steyr vereits vor vielen Fahryunderten gelang in Privilegien und Urkunden die Anertennung der jeweiligen allerhochsten Herrschaften zu erringen. Wir haben geseyen, wie es Steyr auch heute versteht ein Werk zu schaffen, das nicht nur unsere Anertennung, sonoern unsere Be¬ wunderung erregr. Zu ganz vesonders mert¬ würdiger Zeit hat uns Steyr zu unserer Jahres=Versammtung eingeladen und uns so liepevoll aufgenommen, daß uns die Stunden, die wir hier erlevten, unvergeßlich oleiven werden, und daourc unsern besten Dank verdient. Ich statte oenselven av, indem ich dem schonen Steyr zurufe; es „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ wachse, bluhe und gedeihe per omnia sae¬ cula saeculorum amen, und Sie auffordere ihm ein dreifaches Hoch auszubringen. Hier¬ auf erwiederte der Burgermeister Herr kais. Math Poininer: Der hochvereyrte Herr Borreoner hat die Stadt Steyr in einem Toaste geeyrt uno sch muß darauf erwäynen, daß die Staot hochvegluckt daruver ist, daß der overoster¬ reichische Forstverein seine 21. Jahres=Ver¬ sammlung in ihren Wauern avyalt. Obwol wir hier in geselliger Weise versam¬ melt sino, erlauven Sie mir doch der Freude üver dieses freudige Ereigniß dadurch Aus¬ druck zu geven, daß ich Sie auffordere, ihrem hochvereyrten Herrn Prasidenten ein oreifaches Hoch auszuvringen. Hierauf ergriff der Herr k. t. Over¬ sorstmeister Dimitz das Wort: Es sind heterogene Dinge, die auf der Ausstellung in Steyr zu seyen sind: Elek¬ trorechnit, Culkurgeschichte, Landesinoustrie und Forstwirtyschaft. Allein es ist dies nur cheinvar so und wenn man auf eine ge¬ nauere Bergleichung eingeyr, so sieht man doch die Harmonie in dem Ganzen uno ver die Ausstellung ganz auf sich einwirten laßt, wird sich mit mir in Uevereinstimmung befinden. Es sind mir Zweifel daruver auf¬ gestiegen, ov die forstwirkyschaftliche Aus= stellung mit der der Elettrorechnit zu ver¬ einen sein wiro, doch schwanden diese Zweifer bald. Ich glauve die Forstwirthe vewiesen, wie sie mit Benutzung und Anstrevung aller Mittel und Wege, die ihnen der Fort¬ schritt bietet, das Beste des Waldes fordern; es war dayer richtig, daß sich die Forst¬ wirtyschaft anschloß an die fortschrittlichen Bestrevungen der Technik, deren neueste Richtung die Elettrotechnir vertritt. Ich. glauve Jynen heute vewiesen zu haven, daß es Beruhrungspuntte der Eultur des Boltes mit der des Waldes givt, uno o ist der Einorua, den die Ausstellung macht, nicht heterogen, jondern harmonisch. Dieser Eindruck ist den geistigen Urhevern der¬ elden zu danten und sind Sie mit mir daruver einig, daß es der großten Anstrengung ve¬ durfte, um ein Wert zu Stande zu vringen, das einzig in seiner Art ist. Ich fordere Sie dayer auf, Auen, die an dem Gelingen desselben mitgewirtt haven und in Bezie¬ hung zu der Ausstellung sowohl im Cen¬ tral=, als in den andern Comies steyen ein oreifaches Hoch auszubringen. (Fortsetzung folgt.) Der Walo in seinen Beziehungen zur materiellen und geistigen Culkur. Dortrag, gehalten im Turnsaale der Bürgerschule zu Steyr am 9. September 1884 aus Anlaß der Jahresversammlung des overosterr. Forstvereines Als sich die Nachricht von dem großen Aus¬ stellungsunterneymen dieser altberühmten Stadt in weitere Kreise verbreitet hatte, beschloß der o. o. Forstverein, sofort, seine Jahresversammlung in Steyr abzuhalten. Er wollte dadurch seinen Sym¬ pathien für dieses Gemeinwesen und für den geniglen Eutwurf einer Ausstellung Ausdruck geven, welche neben der Elettrotechnit, Industrie und Cultur¬ geschichte auch der heimatlichen Forstwirthschaft einen hervorragenden Platz eingeräumt und deren Ver anstalter sich hiedurch einen verechtigten Anspruch Deite 3 auf den Dank aller Forstwirthe des Landes er¬ worben haben. Der Ausschuß unseres Vereines glaubte noch weiter gehen zu sollen, indem er die Verhandlungen der Jahresversammjung auf das Nothigste aus dem Bereiche der internen Angelegenheiten beschränkte und an die Stelle der sonst gebräuchlichen fach¬ lichen Debatten den freien Verkehr der Fachgenossen in der Ausstellung und die Abhaltung von offent¬ lichen Vorträgen treten ließ. Ich entspreche gewiß den Intentionen des Vereines, wenn ich sage: es hat ihn hiezu der Wunsch bewogen, sich in Steyr nicht abzusondern, vielmehr sein bescheidenes Jahresfest womoglich vereint mit allen Freunden des Waldwesens in dieser gastlichen Stadt zu feiern und sein Programm dem Gesammtprogramme der Ausstellungswochen harmonisch einzufugen. Hochgeehrte Anwesende! Ich bin hier vor Ihnen erschienen, um dem Rufe Folge zu leisten, welchen der Forstverein in Ausführung eines dieser Be¬ schlusse an mich gerichtet hat, und ich bitte Sie, mir Ihre woylwollende Nachsicht nicht zu versagen. Ich bedarf dieser vor der illustren Zuhörer¬ schaft, die sich hier eingefunden hat, in hohem Grade; denn ich sehe hier Fachgenossen, deren Wissen und Erfahrung das meine weit überragt; ich sehe Männer der Wissenschaft, welche über die Macht der Rede gebieten, die mir selbst nur wenig eigen ist; ich sehe hier — die ich hatte zuerst er¬ wähnen sollen — Frauen, denen gegenuber sich mein Thema vielleicht zu trocken, meine Rede zu chmucklos gestalten wird Lassen Sie Gnade fur Recht ergehen in Be¬ tracht der guten Absicht, die mich leitet: unserem Schützling und Ihrem Freunde, dem Wald, viel¬ leicht nutzlich zu sein. Die Besucher der forstlichen Ausstellung werden sich vielleicht an ein Spruchband erinnern, welches im zweiten Gelaß der Exposition des Salzkammer¬ gutes angebracht ist: cein Forst ohne Cultur — keine Cultur ohne Forst! Es ist dies ein alter Wahrspruch der österr. Forstwirthe. Er war ehemals auf den Klingen der Hirschfänger zu lesen, welche die Forstacademiler von Mariabrunn an ihrer Linken trugen. Ich weiß es nicht, wer den Spruch erfunden hat, es ist auch moglich, daß er eine scharfere Analyse in seinem ersten Theile nicht besteht. Allein er enthalt doch icherlich eine tiefe Wahrheit und das ist dieselve, welche ein berühmter Nationalokonom (Rentzsch) nur in andere Worte gekleidet hat, wenn er sagt: „Mit geheimen Banden knupft die Natur das Wohl der Menschen an die Existenz der Walder." Fortsetzung folgt.) Tagesnenigleiten vom Heste. Steyr, 10. September. Die. Pramurung der forstlichen Aussteller, welche heute Vormittags stattfand, ist Nachstehende: Die Jury bestimmte, daß das Ehrendiplom „als höchstmögliche Anerkennung und Auszeichnung zu gelten habe, und es erhielten: Ein Ehrendiplam: Die k. k. Forst¬ und Domanen=Direction Gmunden. Staatsmedaille: Forstmuseum in Gmunpen. Silberne große Kledaille: k. k. Forst¬ verwalter Carl Hering in Gmunden. Ehrendiplom — Mtaatsmedaille Jur Waldvau — Staatspreis fur Forstrechno¬ logie — Staatsmedaille fur wissensojaft¬ liche Grundlagen der Forstwirtysajaft: Se. Excellenz Franz Graf von Lamborg. Ehrendiplom für ausgezeichnete Leitung und Zusammenstellung der Forstausstellung: Ober forster Cajetan Jonas. Ehrendiplom: die außer Preisbewerbung ausstellende alpine Montangeseilschaft. Grotze. silberne Iledaine: Oberforster Welsche in Reichraming. Kleine suverne Medaille: Forstmeister Pachmayr in Admont. Rtaatomedaille: Furst Staryemberg¬ sche Forstdirektion in Linz; — Bruder

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