Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 32, 10. September 1884

Seite 2 Im anstoßenden Erker har Graveur Alois Strohmeyr in Steyr seine Arbeiten zur Schau gesteult. Wir finden alle Arten Kautschutstempel, u. zw.: FirmaHanostempei, selosifarvenoe Stempelapparate sowol einfache, als mit Darumravern, Medaillons mit Schrift= oder Monogramm= Kautschutplatten, Taschenstempel in MetallEtuis in verschieoenen Großen uno seyr gefalligen Formen. Die Markrinte, welche der Wasche nicht schadet uno unauswasch= bar ist — findet bei unseren Hausfrauen großen Antlang. Stroymeyrs Arbeiten zeichnen sich durch besonoere Pracision uno guten Geschmack aus. Einer Neuerung mussen wir auf dem Gebiete des Eisen=Staylgewerves geoenten vie bedeutungsvoll ist für das hiesige Ge¬ werve, nämlich die „Wieoeraufnäyme oes Schmieoeeisens. Unsere Ausstellung zeigt, daß sich nicht allein die Staylarbeiten, sondern auch oie Eisenarbeiten auf den Weg der Reform vegeven, insoferne wenigstens, als man anfangt, im Gegensatze zum Guß= das Schmiedeisen wieder als runstlerischen Gegen= stano zu vetrachten, meyr alleroings in Ver¬ vindung mit der Architettur für Gitter, Gelander, Laternen und äynliche Arbeiren, als vei tleineren und feineren Gegenstanden, wie Schlossern, Beschlagen 2c. 2c., vei oenen die alten technischen Ornamentationsweisen noch ziemlich vermißt werden. Mit Freuden konnen wir gestehen, oaß sich unsere Eisenarveiten in hochst eyren¬ voller Weise auf unserer Ausstellung pra¬ sentiren. Die getrievenen uno oie geschmie= deten Arbeiten aus den Werkstarten Will¬ ner, Boscher, Stummer 2c. gehoren zu dem Besten, was gerave in dieser Richtung Steyr geleister. In allen Arbeiten zeigt sich fast ourchgehenos die Hinneigung zur stylvollen Zeichnung, wenn auch manch= mal meyr im Geiste oer Renaissance als in ihren Formen. Das Vorwiegen einer tylvollen Zeichnung ist auch oas unter= cheidende Mertmal zwischen den Arveiten der Jetztzeit und denen der leßtvergangenen Jayre. Vor allen andern mussen wir oie in jeder Hinsicht ausgezeichneten Teistungen oes Schlossermeisters Wax Wiliner her¬ vorheben. Das nach dem Entwurfe oes Architekten Ploverger jun. ausgefuhrte Einfahrts=Gitterthor zur Villa Wernol mit den besonders schonen Laternen, für Bogenlicht bestimmt, ein hochst gelungenes Object in Form, Mache und Arveit, erregt die volle Aufmertsamteit und Bewunderung der Beschauex. Die Anwendung von Vergoldung der einzelnen Theile, sowie die schonen und schwarzen Anstrich=Arbeiten, welche von A. Donke in Steyr ausgeführt sino, konnen wir mit Freuden vegrußen. Diese Tech¬ niten wuroen hier zum ersten Wale uno zwar mit vielem Glücke zur Anwenoung georacht. Wir glauben hier aber auch des Mannes gebenten zu mussen, welcher die Neigung, die geistige Kraft und das norhige Capital in sich vereiniger, in die Bewegungen unserer „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ Inoustrie fordernd und hilfreich einzugreifen, und dadurch unseren Inoustriellen Gelegen¬ heit giot, ihr Konnen uno Wissen in Anwendung zu bringen. Dieser Mann ist Josef Wernol. Wir haven fruher unter Andern auch den Namen des Schlossermeisters unton Boscher in Steyr genannt. Derselbe verferrigte speciell zum Zwecke der Aus¬ tellung einen Luster aus Schmieoeisen fur Glühlicht, welcher im Raume Nr. 3 der Villa exponirt ist. Diese vis in oas kleinsre Detail vollendere Arbeit laßt in uns nur den Wünsch ubrig, daß dieser Versuch welcher von rüchtigem Wollen und Konnen Zeugniß gibt, viele Nachähmer finden moge Wir haben nun einzeine hervorragenoe Objecte der Gruppe 1a „Stäyl= uno Eisen= gewerbe“, welche in der Ausstellungsvilla untergebracht, vetrachter. Vollkommen zu ein, war nie unsere Absicht. Wir verlassen diesen Theil der Ausstellung mit einem wohlthuenden Gefühle von Befriedigung, mit einem Gefühle, welches nur gelungene Arbeiten hervorzubringen im Stande sino, und freuen uns, solchen Objecken bei dem Besuche der Inoustriehalle auf dem Aus¬ tellungsplaße wieder zu begegnen. G. Kitzinger Kus der Inoustrie=Halle. Unter diesem Titel wollen wir eine eingehendere Beschreibung der von jedem einzelnen Aussteller in der Judustrie=Halle gebrachten Exposition ohne be¬ sondere Rang= oder Reihenfolge, sondern lediglich in der Ordnung bringen, als wir in den Besitz der nothigen technischen Behelfe gelangt sind. Wir haben vereits gelegentlich der Anwesenheit Sr. Majestät einer Firma Erwahnung gethan, deren ausgestellte Fabritate von hoher und hochster Seite nicht allein einer genauen Besichtigung unter¬ zogen, sondern auch mit huldvoller Anerkennung ausgezeichnet wurden. Es ist dies die Exposition der Blaudruckfabrik von Josef Dureck, welche uns ungefahr in der Mitte der Industrie=Halle neben der prachtvollen Ausstellung der Messing¬ fabrik des Herrn Klein & Comp. ganz besonders in's Auge fällt. Es ist dies ein schoner hoher Kasten, in welchem auf der einen Seite Josef Tureck, auf der entgegengesetzten Seite der Burstenfabrikant-Franz Lang ihre Favritate ausgestellt haben. Die Firma Josef Tureck ist seit 1840 etablirt und befaßt sich ausschließlich nur mit der Erzeu¬ gung von Blaudruafabritaten in allen Couleurs und in den elegantesten und modernsten Dessins, deren die Fabrik über eine Unzahl verfugt. Wir jaben bereits seinerzeit erwäynt, daß die Collection nach den verschiedenen Absatzgevieten oder Gegen¬ den geordnet ist, denn der Geschmack ist wie in den meisten Dingen auch hier seyr verschieden, wie wir ihn ja- nach den Farben der verschiedenen Trachten fast in jeder Provinz anders finden. Neben der wirtlich geschmaavollen Rangirung der verschiedensten Muster sehen wir auch einzelne Modelle, nach welchen die Stoffe georuat wurden. Diese Modelle sind seyr gelungene Handarbeiten, welche in der Erzeugung sehr viel Mühe und ganz besondere Genanigteit erfordern, um eine tadellose Ausführung der Waare erzielen zu konnen. Außer den Modellen finden wir noch einige Chemi¬ kalien, die hauptsachlich wol nur darum exponiri wurden, um ein tleines Gesammtvild des Fabri¬ kationsmateriales zu geven. Wenden wir uns noch einmal der Mustercollection zu, so tonnen wir mit nicht genug Befriedigung das geschmackvolle Arran¬ sement bewundern, sowie die tadellose uno besonders olide Waare mit den vielen schonen und, wie wir aus den Modellen sahen, gewiß gelungenen und heitlen Mustern. Nr. 32 An der Rucklehne des Kastens finden wir die Exposition des Burstenfabrikanten Franz Lang in Steyr, welcher außer Bürsten und Pinseln die bei dieser Erzeugung in Verwendung kommenden Rohmaterialien und deren Bearbeitung zur Aus¬ stellung brachte. Aus den verschiedensten Gegenden, wie Oester¬ reich, Rumänien, Polen, Rußland, China u. j. sind Borsten=Proben ausgestellt, welche sachlich äußerst interessant ist, da nach der Verschiedenyeit der Borsten ihre Verwendbarkeit bedingt wird. Das Aussehen der Borsten in den verschie¬ denen Stadien ihrer Bearbeitung, wie im gerei¬ nigten, nach Farbe, Steife und Länge sortirtem und schließlich gebleichtem Zustande wird in recht schoner und instructiver Weise gezeigt; außerdem sind die anderen meist dem Pflanzenreiche der Tropenländer entnommenen Materialien zur Bürsten= und Besen=Erzeugung in hübschen Mustern ausgestellt. Bürsten in theilweise neuen sehr gefälligen Formen, wie Fußabstreich=Bürsten, Mobelbursten zeugen von genauer, eleganter Ausführung. Man sieht aus dem Ausgestellten, über welch' reiche Behelfe und vielseitige Erfahrung in diesem an 70 Jahre bestehenden, ausgebreiteten und außerst soliden Geschafte verfügt wird und, das Streben, den höchsten Anforderungen zu entsprechen. Wir werden in der nachsten Nummer in unserem Referate mit dem großen und bestrenom¬ mirten Etablissement: „Franz Werndl, Eisen¬ werk in Unteryimmel bei Steyr, Draytzug und Nagelfabrit“, welches an der linken Stirnseite des Haupteinganges ausstellt, fortfahren. Dus Turnsest in Steyt. Ein vielversprechender Morgen blaute am Sonntag über unserer Stadt, an dem Tage, an welchem die Turner des oberösterr.=salzburg'schen Gauverbandes in unsere Mauern einziehen sollten, um das vorbereitete Turnfest hier zu begehen. Das Fest wurde besucht von den Vereinen: Baden vei Wien mit 5, Engelhartszell mit 4, Ischl mit 1, Krummau mit 12, Linz mit 27, Waidhofen a. d. Ybbs mit 12, Urfayr mit 13 Turnen, welche zu verschiedenen Stunden an¬ kamen, daher auch kein gemeinsamer Einzug statt¬ sinden konnte. Das gemeinsame Mittagmahl der an¬ wesenden Turner wurde um 12 Uhr im Gastgarten des Gasthofes „Zum blauen Bock“ in Steyr¬ dorf eingenommen, an welchem der Herr Vice¬ Burgermeister Teopold Putz, die Herren Ge¬ meinderathe Anton Mayr und Josef Turea, der Obercommandant der freiw. Feuerwehr, Herr Hemeinderath Wilhelm Klein, und sonstige Eyrengaste theilnahmen. Im Verlaufe des Mahles begrußte der Herr Vice=Burgermeister Putz in Verhinderung des Herrn Burgermeisters die Turner im Namen der Stadt Steyr, indem er der Freude über diesen eyrenden Besuch Ausdruck gab, die Turner der wärmsten Sympathien unserer kern¬ deutschen Stadt versicherte und den Wunsch an¬ ugte, es mogen sich die Turner in Steyr wohl uhlen und eine freundliche Erinnerung von hier mitnehmen. Er bringe den wackeren Turngasten ein herzliches dreimaliges „Gut Heil!“ Diese mit warmem Ausdrucke gesprochenen Worte erregten zubelnde Zustimmung bei den Anwesenden, welche diesen Toast lebhaft acclamirten. Später nahm der Vorstand des Turuverems. Herr Dr. Julius Seidl, das Wort, um im Namen der hiesigen Turner jene Vereine zu ve¬ grußen, welche in Ausführung des Beschlusses des letzten Gauturntages in Urfahr, im Septemper eine Gauturnfahrt nach Steyr zu unternehmen. auch wirtlich hieher gekommen sind, bewilltommte auch die Turngaste von Krummau, Baden bei Wien und Waidhofen a. d. Ybbs, welche gleichfalls der Einladung gefolgt waren. Er prachte den lieben Gasten ein herzliches „Gut Heu", in das alle Anwesenden freudig einstimmten Das Diner verlief in der animirtesten Stimmung. und verdient auch der Gastwirth Herr Lechner beson¬ dere Anertennung für die ebenso reichlichen und chmackhaft zubereiteten Speisen, als auch fur die vorzuglichen Getranke. Um 2 Uhr Nachmittags versammelten sich die Türner in anseynlicher Zayl in der Turnhaule zum

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