Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 31, 7. September 1884

Nr. 31 der Umschrift: Miclas Kyolnpock, alr XXXI lar. MDXXXI; auf der Ruckseite eine sitzende Nympye von großer Form¬ chonheit; dieser Miclas Kyolnpoc war ein Soyn des 1526 versrorvenen Burgermeisters gleichen Namens, seit 152 Rathsburger und trat 1539 in den Tano¬ mannstano (adeligen Stano) uno zog au Schloß Sallaverg, wo er 1570 staro. Im Jahre 1031 verzeichner Prevenhuver ein Freischießen in Staot Steyr am Drei¬ faltigteitssonntage; ich wage nun die Ver¬ muthung, daß unser Miclas Kyolnpock zu diesem Freischießen die Medaille als Best pragen ließ; — denn Burgermeister war unser Miclas nie! Nr. 89 ist eine Dentmunze auf den Tod des hier in rai¬ serlicher Gefangenschaft verstorvenen Herzogs Johann Friedrich von Sachsen. Die Vorderseite zeigt das in Hoch¬ relief gepragte Brustvilo des Herzogs mir der Umschrift: Cap: morte Liver: (ourch den Tod vefreites Haupt); vie Ruckseite zeigt das sachsische Wappen mit der Le¬ gende: Allein evangelion ist one verlust. 1595. Ob diese Munze nun wirklich die Bürger Steyr's pragen ließen, wie von einer ähnlichen mit etwas veranderter Um¬ chrift der gelehrteste Numismatiter Over¬ osterreichs Josef von Kolo im Weuseal¬ berichte von 1882, S. 131 sagt, ooer oo sie in Sachsen gepragt. wuroe, das mögen Andere entscheiden. Jedenfalls ist die vorliegende Munze seyr schon und seyr wertyvoll! Die oritte Munze der Gruppe, Ner. 90, ist eine Deurmunze, welche oie Burger und die Beamten der innervergischen Gewertschaft in Steyr auf das Jubilaum des Abtes Roman von Garsten 1078 pragen ießen. Auch sie ist eine schone uno seltene Munze. Die vierte Abtheilung zeigt Mun¬ zen deutscher Fursten und Staore, veson¬ ders thuringische und sächsische, mir denen bedeutender Handelsverreyr bestano; va¬ runter sind huosche Stucke, z. B. ein Doppelthaler von Maximilian von Baiern ius dem Jahre des Bauerntrieges 1020 zwei Golomunzen für Frankfurr uno Nord¬ lingen von Friedrich 1V., meyrere Manns= elder, sogenannte Georgsthaler u. a. In der funften Gruppe finoen wir vene¬ ianische Munzen, auf den uralten Handel Steyr's mit Veneoig, oen „vene¬ pischen Handel" hinweiseno; in der sechsren Munzen uno Jettone (Denrmunzen), velche aus der Zeit der franzosischen nvasionen 1800, 1805 uno 1809 jerstammen; reichhaltiger ist die sievente Hruppe, Dentmunzen enthalteno; besonoers chon ist oarunter die Denrmunze auf die Kronung Josefs 1. zum romischen König, nit den Portrats sammtlicher haosburgi= cher Herrscher; eine auf die Hochzeir Fosefs 1. mir Isabella von Bourvon; au die Genesung Maria Tyeresias 1701; au sie napoleonischen Kriege uno auf Erz= jerzog Carl sind verschieoene ausgesteult jon Iuteresse sino meyrere religiose, nit schwer enrzifferbaren allegorischen Dar¬ tellungen und Bivelspruchen als Umschrift, jarunter eine von 1542. Die Salzburger Erzoischofe sino mir wenige Ausnäymen „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ von Teonhart von Keutschach an (Ruven= groschen von 1511, Nr. 260) durch Munzen oder Medaillen vertreten. Unter den nicht ystemätisch eingereihten (weil zu spar erst ungelangten) Munzen sino orei goloene Dentmunzen (Nro 324, 520, 320) hervor¬ zuheben, von dem 320 zum Anoenten an die Hulbigung Galiziens 1113, also nach der ersten Theilung Polen s gepragt wurde. Durch=ihre Große ausgezeichner, ist eine Denkmunze von Frieorich August von Braunschweig 1634. Unter dem Papier¬ geloe sino vemertenswerty eine Anweisung auf 10 kr., von Josef Wernol ausgegeven, uno zwei Anweisungen auf „9Kreuzer Wert von der Jennung der Flosser in Steyr (Ner. 385—381). Dr. Hans Wiamann. Tagesnenigleiten vom Heste. Steyr, 6. September. Ihrekaiserlichen Hoheilen oas vurch= läuchligste Kronprinzenpaar werden nach den Weelbungen verschiedener Fournale vom 19. auf den 20. Septemver l. J. unsere Ausstellung mit Höchstihrem Besuche ve¬ eyren, doch entveyrt viese Noriz visher noch der officiellen Besta¬ ligung. Gul Heil! Wir begrußen unsere lieven Durnergaste hiemit aufoas Herzlichste! Mogen sich ihre Erwar¬ tungen bezuglich des Besuches in jever Hinsicht erfüllen, — wir werden sicherlich nach allen Rrichrungen hin eifrigst vemuyr sein, Jynen das Verweilen so angeneym als möglich zu machen. Das Programm ist folgendes: Am Sonntag den 7. September: 8 Uhr Fruh Empfang der mit dem Morgenzug an¬ rommenden Gaste, Begleitung verselven in die Turnhalle zur Abgave der Faynen, Vertheilung der Einquartierungstarten, Wahl des Kampfgerichtes, Tosung der Karten zum gemeinsamen Mittagsmäyl und Besuch der Ausstellung. 12 Uhr gemeinsames Mittagsmäyhl im Gasthause „zum blauen Bock“ in der Sierningerstraße. 2 Uhr Nachmittag: Zusammenkunft in der Turnhalle zum Festzuge durch Hleinter= und Sierningergasse nach dem Voltsfestplatze; dann Schaukurnen in fol= hender Oronung: a) Stabubungen; o) Riegenturnen des Steyrer Turnver¬ eines an 6 Geraryen; Vorführung einzeiner Vereine; d) Kurturnen. Die Theilneymer an oemelven weroen vom Gauturnrathe Pichler in Riegen eingeryeilt. 8 Uhr Abenos: Festrneipe in Eisel= meyrs Casino. Am Mcontag den 8. September: 10 Uhr Vormittag: Wert=Turnen. Dasselbe finder tatt am Rea, Barren, Pfero, ferner im Pochsprung, Weitsprung und Gewicht¬ jeben des 50 Kilo schweren Hankels. Zum Schluß Preisvertheilung burch Damen¬ hande. Seire 3 Welomanns Heil! Willkommen liebwerthe Huvertusjunger aus allen Gauen Oberosterreichs uno der Fremde. Ein hei= terer Himmel macht heitere Herzen, oarum wunschen wir vor Allem schone Tage. Moge unsere Ausstellung, zu der Jyr eines der lieblichsten und schonsten Conringente beigestellt, — moge auch der gesellige Verteyr Alle befriedigen. Uno wenn wir noch ois¬ rer zu hoffen wagen, daß hie uno oa ver einem Humpen guten Stoffes wieder ein¬ mal eine classische Sprache cultivirt weroe, o hegen wir nur oen herzlichsten Wunsch, hievon auch etwas für unsere Spalten zu Wir bringen das Fest¬ profitiren. programm im heurigen Inseratentheile. Montag den 8. o. M., 2½ Uhr Nachm., wird der laufmännische Berein von Linz in der Starte von 50 Mirgliedern die Ausstellung besuchen. Programm der uniform. Burgercorps¬ Kapelle. Fur Sonntag den 7. Sept. Tannhauser=Marsch von K. Wagner. 2. „Natalitza“ Walzer aus „Apajune“ von C Millöcker 3. Ouver¬ ture zu Brutus und sein Haus von Em. Titl. 4.: Die Ukrainerin Polka frang. von Edm. Patzke. 5. Patriotisches Lieder=Potpourri von J. Menzel. 6. Hoch Habsburg, Marsch von I. W Kral. 7. Froh¬ sinn, Polka Mazur von A. Weinreeb. 8. Pilger¬ Chor aus Tannhauser von R. Wagner. 9. Schnee¬ ball=Unadrille von J. Offenbach. 10. Das Kohl¬ rösl, Lied von A. Absenger. 11. Auf und Donon, Polta scynell von Ed. Strauß. 12. Vindabona, Marsch von J. Komzak jun. Für Montag den S. Sept.: 1. Feldruf, Marsch von Edm. Patzke. 2. Nach Herzenslust, Polta franç. von J. Melann. 3. Ouverture zur Oper „Martha“ von F. von Flotow. 4. Die Emancipirte, Polka Mazur von J. Straußz. 5. Variationen für 2 Flugelhorner von F. Schubert. 6. O schöner Mai, Walzer von von Joh Strauß. 7. Wallonen=Marsch von J. Asboth. S. Frit=Ouverture von Fr. von Suppé. Glucklich ist, wer vergißt, Polka Mazur von J. Strauß. 10. Stefanie=Gavotte von Alf. Czibulka. 11. Teufels=Quadrille aus „Teufel auf Erden“ von Fr. v. Suppe. 12. Mein Oesterreich, Marsch von J. Preis. Der Maler Herr Gustav Reiter von Wels hat vom Balkone des Ausstellungs=Palais aus eine sehr bübsche Federzeichnung entworfen, welche eine Totalansicht des Parkes und Ausstellungsplatzes, sowie eine Landschaftsübersicht gibt, die sich von St. Ulrich bis Christkindl erstreckt. Diese Federzeich= nung wird im Lichtdrucke durch die Hofphotographen Römer und Jonas in Dresden vervielfaltigt und in Kleinfolio im Verkaufswege mit 1 fl. zu erhalten sein. Pranumerationen werden in der hiesigen Buchhandlung des Herrn Kutschera ent¬ gegengenommen. Der „Baterische Courler“ enthalt in Nr. 244, Munchen, Mittwoch den 3. September l. I, folgende eyrende Aeußerung über unsere Ausstellung: „Mancher Reiselustige benutzt den Monat September noch, um eine lleine Reise zu machen. Demjenigen, der Schones mit Nutzlichem verbinden will, empflehlt Schreiber dieser Zeilen, der alten eyrwurdigen Stadt Steyr einen Besuch zu machen. In ihr dauert im Monat September noch die elettrische, Landes=Industrie-, Forst= und culturhistorische Ausstellung. Der Besucher wird in meyrfacher Beziehung uberrascht. Schon das Haupt=Ausstellungs=Gebaude — die Villa Werndl — ist in Bezug auf Lage und Ar chitettur, ich möchte jast sagen, ein Unicum. Das¬ selbe liegt auf dem Plateau eines Hugels im spitzen Winkel zwischen Enns und Steyr, welche beide Flusse sich unweit dieses Hugels vereinigen. Von diesem Plateau aus überschaut der Reisende die in beiden Flussen sich hinziehende, tief liegende Stadt, in meyreren ihrer Theile mit elektrischem Lichte beleuchtet.... Es mochte fast ungläublich

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