Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 31, 7. September 1884

Seite 2 Zur sorgsamen Schonung des Waldes muß sich aber auch seine verständige Nutzung gesellen. Wer in unserer Ausstellung die mit minutiöser Genauigkeit, oft von Meisterhand ausgeführten Modelle der in unseren Gegenden üblichen Holz¬ bringungsarten betrachtet, wird sich von der weit¬ entwickelten Waldnutzung den richtigen Begriff machen können; ist ja bei solchen Vorkehrungen kaum ein Wald mehr zu abgelegen, kaum eine Felsenwand zu steil, daß die Hölzer nicht der auf sie wartenden Verwerthung zu dem mannigfachen menschlichen Bedarfe entgegengefuhrt werden tonnen Es liegt in der Natur der Sache, daß von den enormen Holzquantitäten, welche ihren Weg jahr¬ lich auf unseren Flüssen nehmen, Millionen Gul¬ den in das Land kommen, und man kann, ohne sich einer Uebertreibung schuldig zu machen, sagen, daß eine der größten Einnahmsquellen, welche unser engeres Vaterland besitzt, in seinem Holz¬ reichthum zu suchen ist. Herrschaften, wie kleine bäuerliche Grundbesitzer haben ja in ihren Waldern die Hauptquelle ihrer Einkunfte angewiesen. Wie in allen Alpenländern muß auch in unsern Bergen der bauerliche Grundbesitzer all' sein Einkommen in seinem Walde und in seinem Viehstande suchen, er kann dabei Holz wie andere Waare nicht nur dann auf den Markt geben, wenn die Holzpreise gunstig sind, sondern muß es eben auf den Martt bringen zu allen Zeiten, weil es ein unentbehrlicher Theil seiner Einkünfte ist. Daraus mag genugend ersehen werden, von welcher großen Tragweite die Verwerthung des Holzes nicht nur fur große Waldwirthschaften, sondern überhaupt für unser Alpenland und für alle seine Bewohner ist. Und wohin gehen denn die Massen von Holzern deren Verkauf für unsere Gegend so absolut noth¬ wendig und von so großer Bedeutung ist? — Der weitaus größte Theil des Holzmateriales, welchem unsere beiden Flüsse Enns und Steyr zum Traus¬ porte dienen, geht nach Niederösterreich, vornehmlich nach Wien, und overoster¬ reichisches Holz deckt so ziemlich die Hälfte des ganzen Bedarfes, welches die Stadt Wien consumirt. Nur ein kleiner Theil von unsern Hol¬ zern und dieser fast nur in ganz rohem Zustande geht nach Ungarn; denn trotz der nicht besonders hohen Wasserfracht nach diesem Lande ist es nicht möglich, dahin einen nennenswerthen Handel in Mercantilholz führen zu konnen, da die Concurrenz mit Galizien, resp. die niedere Preisnotirung gali¬ zischer Schnitthölzer ihn nicht gestatten. — Es mag fast unglaublich erscheinen, und doch bestatiget es sich, daß die Stadt Wien alljährlich aus unsern Thälern 60= bis 70.000 Baustamme bezieht und auch verwerthet. Zieht man nun die arge Menge von Brettern in Betracht, welche verwendet werden um diese Masse von Stämmen in irgend einer Form zu verkleiden, erwägt man den Verbrauch des rie¬ sigen Quantums von Brettermaterial aus unseren Gegenden, welches zu der einen Weltruym genießenden Möbelfabrikation, zu der bedeutenden Kisten=Er¬ zeugung in Wien zur Verarbeitung gelangt, so kann man sich einigermaßen einen Begriff von jenen Werthen machen, die durch Mercantilhoiz jahrlich in unser Vaterland kommen. Nachdem nun, wie oben erwähnt, in Wien so sel Bauholz aus unserer Gegend und den übrigen Theilen Oberösterreich's verwendet wird, so laßt sich sicherlich die Behauptung aufstellen, daß das Land Oberösterreich von der Stadt Wien ein paar Millionen- Gulden für Bau= und Wertholz erhalt. Ebenso geht auch das ganze Brennholz=Erzeugnis sowol in harter, wie in weicher Qualitat, welches nicht für unsern Localbedarf Verwendung finder, nach Wien und bildet der Handel mit demseiven einen nicht unbeträchtlichen Theil der Tyatigleit der Kaufleute von der Holzbranche. Daß mit der Bauthatigkeit und der Holzindu¬ strie unserer Reichshauptstadt, der Holzyandel im engsten Zusammenhange steht, ist woi selvst¬ verständlich; ist die Baulust in Wien eine rege und unternehmende, so ist es unser engeres Vater land, welches in nicht unbedeutender Weise daran participirt. Bei lebhafter und anhaltender Baulust in Wien ist die Nachfrage nach Holzmateriale eine stete, und die Preisaufstellung für Holzwerty hangt somit in großem Zusammenhange mit dem Ver¬ kehr im Häuserbaue. — Die Folge davon ist, das Waldbesitzer, Producent und Holzyandler immer mit levyaftem Interesse die vaulichen Verhalinisse „Steyrer Ausstellungs-Zeitung der Stadt Wien im Auge behalten und fort ver¬ folgen. Wir wissen aus Erfahrung, daß die Baulust in großen Städten nur periodisch auftritt und daß insbesondere die Weltstadt Wien wiederholt jene großen Erwartungen, welche man in dieser Hinsicht an sie gestellt, arg getauscht hat. Die Bauthatig¬ keit in dieser Stadt kommt, ohne daß man sie mit Bestimmtheit vorherzusehen vermag, und verschwindet wieder fruher, als man vermuthet. Wir wollen zum Beispiele auf die Jahre 1860—1864 hin¬ weisen, wo nach Hinwegraumung der Wiener Festungswerke auf den dadurch gewonnenen Fla¬ chen sich daselbst eine bedeutende Bauthatigkeit ent¬ wickelte, welche eine Unmasse mehrstockhoher Zins¬ hauser entstehen und die Preise der Baumaterialien entsprechend steigen ließ. Nach Ablauf des Jahres 1864 war die Baulust ploßzlich gewichen und es kamen jene Jahre der Geschaftslostgkeit der Bau¬ meister, die fast bis 1869 andauerte. Im Fruh¬ ahre dieses Jahres hatte man wieder mehr Ver¬ trauen auf Anlage von Capitalien im Hauserbaue und in turzester Zeit wurden wieder Millionen von Gulden auf diese Weise in Umlauf gesetzt. Zins¬ häuser entstanden an allen Theilen der innerer Stadt und der Vorstadte, und die in diesem Jahre zur Gewahrung gelangte Steuerfreiheit unterstutzte den Speculationsgeist im besten Maße. Diese Bau¬ lust dauerte bekanntlich bis zum Sommer 1873, wo der ungluckselige Krach sie mit einem Male wesentlich änderte und jene großen in Aussicht tehenden Anlagen von Privat= und öffentlichen Bauten unterbleiben mußten. Die Werthe von Materialien sowol wie fur die Baugrunde fielen fast täglich merklich und wenn auch in dem darauf folgenden Jahre 1874 noch mancherlei Nachfrage nach Holzmaterialien war, so verschwand diese nach Ablauf dieses Jahres ganzlich und der Stillstand m Baugewerve drückte den Handel mit Mercantil¬ jolz vollkommen nieder. Mit bitter bösem Gefuhle gedenten wir noch sener Jahre, jener allgemeinen bis zum Jahre 1880 dauernden Geschaftslosigteit im Holzhandel wie in allen ubrigen kaufmännischen und industriellen Un¬ ernehmungen, als einer Zeit, da mit dem besten Willen weder in Wien noch an anderen Pläßen sich ein rentables Geschaft hätte durchfuhren lassen. Nach und nach mußten sich die Holzhandler an diese allgemeine Geschaftslosigkeit gewohnen und nur mit großter Mühe wußten sie sich hie und da einen Auftrag zu verschaffen, dessen Ausführung es ihnen moglich machte, ihr Geschaft in bescheidenem Betriebe fortführen zu tonnen. Endlich im Jahre . 1880 machten sich wieder die Kennzeichen veginnen¬ der Baulust bemerklich und seyr aumalig begannen auch wieder bessere Zeiten für den Holzyandel Die Holzhändler, waren inzwischen weniger ge¬ worden, die schlechten Zeiten hatten unter ihnen gewaltig aufgeraumt, und wer Geschick und Capita genug gehabt hatte, die mageren Jahre zu über¬ dauern, konnte wieder in den folgenden Jahren Gelegenheit finden, eine lebhafte Gischaftsthätigkeit, bessere Preise und in ihrem Gefolge Rentabilitai zu ersehen. Wer gerne nur das Beste sehen und nur von einer rosigen Zukunft traumen will, wird das An¬ dauern, ja vielleicht sogar noch ein Bessern der gegenwärtigen Verhaltnisse vorschnell voraussagen Es liegt weit über den Grenzen dieses unseres Aufsatzes, in die Zukunft zu seyen, aver es gehort taum ein prophetischer Blick dazu, sondern nur ein einfaches aus der Praxis genommenes Verständnin gegevener, klar darliegender Thatsachen, daß die jegenwartigen baulichen Verhältnisse der Stadt Wien bereits ihren Hohepuntt erreicht haben, und wir woller daß vielleicht in nur zu naher Zeit, — nicht hoffen, die Misere eines Stillstandes im Bau¬ jewerbe, aber doch die eines schleppenden Ganges in selbem, und naturgemaß also auch im Holz¬ handel eintreten durfte. Schon sind auch die Zeichen eines solchen Niederganges ersichtlich. Das Auftaucher zweifelhafter Kaufleute in unserer Branche ist eine beklagenswerthe Thatsache; unter der Maste der Reellität und mit dem vei ihnen besonders beliebten Mittel außeren Glanzes versteyen sie es, unsere einfachen Landleute an sich zu locken, welche sie oann bei ihrem Untertauchen wol tluger gemacht aber auch meist start geschadigt zurucklassen. Da jiot es freilich nur den gutgemeinten Rath, vor solchen Schwindelholzhandlern, von deren Existenz Nr. 31 wir erst in letzter Zeit wieder untrügliche Beweise geseyen, im Vorymein auf der Hut zu sein. Wir wünschen Nichts sehnlicher, als daß uns unsere Zeichen getauscht haben, und daß der Holz¬ handel auch in den nächsten Jahren sich eines anhaltenden guten Ganges erfreue, was nach dem oben Gesagten nicht blos den Holzhandlern zum Vortheile sein, sondern überhaupt ein nicht zu unterschatzendes Glück für unser an Holzavsatz an¬ gewiesenes Vaterland bilden wurde. Von der entinkyistorischenuinssteulung. AIV. Den letzten Theil der Gruppe 11 biloen orei Munzensammlungen. Romiche, griechische uno vyzantinische Hold=, Silver= und Bronzemunzen enthalt die Sammlung des 1. J. 1819 ver¬ storbenen Apotheters Britringer in Steyrdorf; der Hauptwerty dieser außer¬ oroentlich schatzvaren Sammlung veruhr auf der Schonheit der einzeinen Exemplare uno der genauen, sachmannischen Bestim= mung verselben. Joyann Krater, Kaufmann am Staotplatze, stellte in einem besonoeren Doppelpulte seine Tyalersammiung aus, welche vereinzelt auch Golo= uno kleinere Silberstucke, sowie. Denkmunzen enthalt. Die Sammlung umfaßt im Ganzen 1010 Stucke; oas alteste ist ein Doppel¬ thaler von Kaiser Max 1. von 1509; seyr schon ist ein silberner, vergoldeter Schauthaler mit Kerrchen, mit dem Bilo= nisse oesselven Herrschers uno oer Jayres= zahl 1514. Carl V. ist mit zwei Stuck reichsstaotischen Munzen, Feroinano 1. mit acht Stucken vertreren. Von Teopolo 1. ur jedes Pragejahr ein liegt beinahe Exemplar vor, evenso von Josef 1., Carl VI., Franz 1. uno Maria Theresia. Das Kaisertyum Oesterreich ist seit Franz 1. (altestes Stuck vom Jahre 1808) vis 1884 ebenfalls taum ein Jähr unvertreren. An= peciell dere Abtheilungen enthalten die erzherzöglich=osterreichischen Munzen, serner ungarische, salzburgische, veneriänische, sach= uno ische, baierische, braunschweigische Familienmunzen der Lamberge, Tiechtenstein, Schwarzenverg, Schlick, Sprinzenstein, Stolberg, sowie deutscher Reichsstaote. Die Gattungen sino separar caralogisirt uno vefinoen sich auch unter diesen wertyvolle Stucke. Die orikte Munzensammlung ist die, welche oas Comite aus einzelnen, eingelaufenen Munzen zusammengestellt hat. Sie ist in 8 Gruppen eingetyeilt. Die erste umfaßt romische Munzen einheimischen Funoortes; dazu geyoren einige in Steyr selost gefundene, welche die Vermurhung bestarken, daß an Stelle des Schlosses venigstens ein holzerner romischer Wacht¬ thurm gestanden; anoere stammen aus Enns, dem alten Laureacum. Die zweite Gruppe bilden Munzen der Landesfürsten; die oritte Wunzen uno Mebaillen aus Stadt Steyr; diese Gruppe umfaßt nur drer Stücke, aber dafur außerorbentlich seltenee auf der Vorderseire das charur¬ Nr. 80 teristische, hochgepragte Portrat eines Man¬ nes mit Schnurbart, auf dem Haupte ein Barelt, in die „Schaube gerleider Ke¬

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