Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 30, 6. September 1884

Seite 4 ist sie wol — und wehe dem, der in ihre Netze gelangt. Weißt du, lieber Freund, sprach Charles, komm alle Abend, wenn sie singt zu mir, ich er¬ laube Dir, von meinem Telephon Gebrauch zu machen, das Bild überlasse ich Dir auch; kannst Dich satt an ihr sehen, nur besuche mir die Vor¬ stellung nicht." Richard lachte über die Sorge seines Freundes und versprach ihm halb und halb sich zu hüten. Er kam nun auch durch lange Zeit zu seinem Freunde und zu Hause malte er eine lebensgroße Copie von jenem kleinen Bilde. Wenn Marietta oft gerade zufällig in seinem Zimmer zu thun hatte, sah sie ihn vor jenem Bilde in tiefer glü¬ hender Betrachtung stehen. Sie wußte bald, um was es sich handle. Verließ Richard seine Wohnung, so stand sie vor dem Bilde, bewunderte die Schön¬ heit, nur lange konnte sie es nicht betrachten, denn ein Strom von Thränen, machten ihr das Sehen unmöglich. „Die ist's, die er liebt!“ schluchzte Marietta, „o laß mich sterben, allmächtige Himmelskönigin. Draußen aber schien hell die Sonne und Töne der Freude und des Vergnugens hallten von dem Corso herauf. — — Im Jardino Publico sind die letzten. Klange der Tannhäuser=Overture verklungen, die vornehme Welt Mailand's wandelt in dem Meere von elek¬ trischem Licht, das aus den Bogenlampen ausstromt, hin und her. Richard und Charles wandelr Arm in Arm ohne Ziel in dem Trubel umher, ge¬ mächlich große Rauchwolken aus ihren Havannas ziehend. Bei einer plotzlichen Wendung des Weges sahen beide grell-von der elektrischen Lampe beleuchtet eine hohe anmuthige junge Damengestalt an dem Arm einer älteren Matrone. Nur ein Augenblick ind Richard war sich bewußt, vor dem Original seines Bildes zu stehen, eine heiße Blutwelle drang ihm zu Herzen. Die elektrische Beleuchtung machte die Gestalt noch elfenartiger, die Blasse, weiche das Licht auf die Gesichtszüge zauberte, ließen das Fener ihrer schwarzen Augen umsomehr hervortreten. Als sie den Herren beim Ausweichen beyilflich sein wollte, fiel eine weiße Camelie von ihrer Brust zur Erde. Richard hob dieselbe von der Erde auf, ein weiches melodisches „Mille gracie signore“ ertönte von ihren Lippen, — und die Begegnung war vorüber. Einige Monaten gingen seit jener Begevenheit vorüber. Die Warnungen Charles fielen vei Richard auf keinen fruchtbaren Boden, der junge Maler war bereits mit Irene Villmer verlobt. Zwei Künstlerherzeu hatten sich rasch gefunden. Richard suchte nach jener Begegnung in die Kreise der Sängerin zu. gelangen, und als sich die Beiden kennen gelernt, war bald der Bund geschlossen. Das Auge der Liebe sieht schärfer als wie jedes andere, besorgter, will seine Besitz nie, nie¬ mals verlieren; der Verlust ist dem Tode gleich. Richard bemerkte, daß ein noch junger Aristo¬ krat trotz seiner Verlobung sich um die Gunst Irene's bewarb; der stolze Charakter Richard's ließ eine Bewachung Irene's nie zu und doch er¬ wachte in seinem Herzen eine unsagbare Angst, das Wesen zu verlieren, welches in seinem Leben Duft und Sonnenschein war. In Monza war's eine Stunde von Mailand, von einer großeren Künstlergesellschaft wurde ein Ausflug arrangirt, unter den Bäumen des königlichen Lustschlosses wandelte die Gesellschaft. Da bemerkte Richard, daß Irene lispelnde suße Worte dem Marquis von Vader zuflüsterte. In diesem Augenblicke wallte die ganze unendliche Leidenschaft in seinem Kunst¬ lerherzen auf — ein Gefühl- der stärksten Eifer¬ sucht — die blind, nichts Anderes. als Nache kennt. Allein von Untreue hatte Richard noch keinen Beweis in Händen, denselben mußte er noch suchen. Es war eine helle herrliche, Mondnacht, so ma¬ gisch und sinnverwirrend, wie sie eben nur in Italien wirken kann. Außer der-Porta Nomania befand sich eine reizende Villa, deren weiße Wände, vom Mondlicht übergossen, sich wie Marmor aus¬ nahmen. Dort wohnte Irene Villmer, die jeyt, da die Mitternachtsstunde schon länger voruber, in tiefen Traumen liegt. Was ist's, ist's der Schein des Mondlichts oder Wahrheit? Dort an dem Gärtchen der Villa huscht eine schlanke Gestalt da¬ bin, ein kleines Kästchen in den Armen haltend. Die Mauer des Gartens wurde bestiegen, rasch „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ eine kurze Strickleiter an dem Fenster befesligt und der nächtliche Einbrecher hat die ersten Zimmer der Wohnung Irene Villmer's erreicht. Der Vollmond tritt stärker aus den Wolken. Forts. folgr.) Keneste Teiegramme Pleyter Ausstellungs-Zeitung! Nisch, am, 5. September. Der Mei= nisterzug, welcher als zweiter auf der neu¬ roffneten servischen Bayn von Tapova abging, hatte einen Unfall und. ist zur Stunde nur verannt; daß die Tocomorive einen Achsenbruch erlikten har. Wilterungs=Brricht. Telegvamm der metcorologischen Central¬ unstalt Wien. 5. September 1884, Mittags 2 Uhr. Niederster Barometerstand: 740 Millimeter. Ort desselben: Nordsee. Höchster Barometerstand: 760 Millimeter. Ort desselben: Spanien. 2. Minimum des Barometerstandes: Ostsee. Wind: westlich. Bewölkung: trüb. Niederschlage: zahlreiche Regen. Cemperatur: kühl. Bemerkung: Steyr, 5. Sept. 1884, 1 Uhr Mittags. Wind: Richtung westlich. Stärke wechselnd. Bewölkung: abnehmend. Niederschlag:- Cemperatur: 12° C. Bemerkung: Unter Fortdauer der kühlen Tem¬ peratur, allmalige Ausheiterung wahrscheinlich. Wiener Borse. Hriginal-Bericht der Augem. Depositenbank. Wien, 4. September. Das noch immer nicht perfect gewordene. Ar¬ rangement der Firma Weinrich, sowie die an¬ dauernd ungünstigen Choleraberichte aus Italien ührten an der gestrigen Börse zu einer neuerlichen Reaction, die die Curse empfindlich reducirte. Auf die Mittheilung eines im Consortium engagirten Mitgliedes desselben, daß die Conversion der un¬ garischen Goldrente ehestens in Aussicht steye, trat eine Erholung ein, die auch durch Berliner jeste Lurse unterstützt wurde. Doch konnten die ur¬ sprünglichen Verluste nicht mehr hereingebracht werden, so daß sämmtliche Banken, Transport werthe und Industrieactien tiefere: Curse ver¬ zeichnen. Nur Angloactien und Elbethaler erziel¬ ten eine kleine Aufbesserung wahrend von Renten österreichische Goldrente und ungarische Papierrente tiefer schließen. Die übrigen Rentengattungen und Valuten blieben unverandert. Schlusscurse am 8. September. 80.65 295.— Credit Mai=Nente 95.80 Ungar. Credit 294.— 5% ost. P.=R. 88.15 105.25 Ung. Pap.=R. Anglo 91.90 103.95 Union Oest. Goldr. 91.55 102.50 Bankverein Ung. Goldr.. 96.80 Silver=Mente 81.40 Länderbank 51.— 203.— Alpine Depositen Prager=Eisen 212.— 184.50 Tramway Napoleons 9.66¼ Staatsbahn.. 301.60 Rubel 122.73 Carl Ludw. .. 267.50 149.20 London Lombarden 121.60 Paris 48.25 Elbethal 174.25 59.50 Marknoten 545.— loyd 531.— Tabakactien 126.75 Dampfschiff Nordbahn. 2524.— Telegramm. Wiener Cürse am 4. September Mcittags: Oesterr. Tredit 296.50, Ungar. Credit 295.50, Landerbank 98.10. Tramway 211.70, Staatsvayn Nr. 30 302.90, Lombarden 149.20, Mairente 80.70. Ingar. Goldrente 91.77, Alpine 57.10, Marr¬ Noten 59.50, Tabakactien 2370.—, böhm. Union —. Die Fillale der Higom,-Bopesiton Bank in Steyt, Baupiptah 22, übernimmt Geldeinlagen auf Sparbucher und Cassa=Scheine. Die Verzinsung der Geldeinlagen beginnt sowohl für Sparbücher als für Cassascheine von dem auf den Einlagstag folgenden Werttag. Die Filiale besorgt ferner den Gin= uno Berlunf. aller Gattungen Staats= und Industrie=Papiere, Lose, Prioritäten und Pfandbriefe, Gold= und Silbermunzen, die Einlosung von Coupons 2c. und empfiehlt sich zur Ausführung aller in das Bantgeschaft einschlagigen Auftrage. vorschusse. auf Staats= und Industrie=Papiere werden zu den billigsten Bedingungen ertheilt. Personen=Berleyr. 1. Ausstellungsbesuch. Am 4. September haben einschließlich der 771 Besucher der culturhistorischen Ausstellung-2519 Per¬ sonen den Eintritt in die Ausstellungsraume bezahlt. 2. Bahnverkehr. Am 4. Septemb. sind. angekommen 873 Personen „ abgereist 971. :„ Angekommene Tremor. Potel Crammer (Eiselmeyr). Anton Carl Pribyl s. Gemalin, k. k. Statt= haltereirath, Wien: Gottfried Edler v. Rebenburg, Rentier, Graz. Heinrich Kaitet, Privat, Wien. Dr. Leopold Strawitzer, Advocat, Wien. Albert Millst, Rentier, Paris. Karl Minarck, Professor, Prerau in Mähren. Anton Suida, Fabriksbesitzer, Neukirchen. Eduard Weiß, Fabriksbesitzer, Neu¬ kirchen. Josef Tengler, Privat=Beamter, Bry. Ca¬ rola Riedl, Kaufmannsgattin mit zwei Fraulein, Serajewo. Leopold Bachmeyr, Kaufmann, Wien. Moritz Mühlstein, Student, Podersam. Carolina Baum, Privat, Podersam. Rudolf v. Eberbach, Hutsbesitzer, Wien. Franz Lagler, Privat, Wien. M. Löwe, Ingenieur, Wien. Max Goldstein, Kauf¬ mann, Wien. Carl Werner, Kaufmann, Saaz. Josef Wolf, Kaufmann, Wien. Franz Berger, Privar, Grinzing. Josef Heiger, Kaufmann, Brünn. Zeilberger's Gasthof „Zum rothen Krebs“. Emil Graf Becher, k. k. Feldmarschalllieutenant, Linz; Anton Nowak, Fürst Schwarzenberg'scher Herr¬ schafts= u. Fabriks=Director s. Frau, Protiwin; Wilh. Ruf, k. k. Professor, Pilsen; Franz Schindler Privat, s. 4 Töchtern u. 1 Sohn, Krumau; Josef Lindinger, Dechant, Vöcklabruck; P. Theodor Wetterschlag, Capitular des Stiftes Schlögl; Josef Brauneis, k. k. Steuereinnehmer, s. Gemalin u. Sohn, St. Florian; Johann Wielfertb, Cooperator, Ischl; Maria Kerschner, s. Familie, Wels; Franz Oberleitner, Pfarrer, St. Pangraz; Hödlmoser, Pfarrer, Altenfelden; Holthaus, Pfarrer, Perg¬ kirchen; Georg Veichmann, Cooperator, Mauer¬ kirchen; Anton Wachl, Pfarrer, Aschach a. d. Donau; Klambauer, Pfarrer, Jeging; Johann Wiplinper, Postofficial, s. Frau, Linz; C. Lueff, r. r. Direttor der Staatsgewerbeschule, Salzvurg; J. Scheder, Tuchfabrikant, Rosenberg a. d. Moldan; Frau Rogenhofer s. Kind, Doctors=Gattin, Nosenberg a. d. Moldau; Dr. Langsteiner s. Frau u. Kind, Arzt, Waitzenkirchen; Josef Appel s. Frau, Handels¬ mann, Waidhofen a. d. Thaya; Franz Meißner, Beamter, Wien; .Dr. Carl. Pikner s. 2 Söhnen, k. k. Bezirksarzi, Klagenfurt; Maximilian Schwarz, l. k. Taubstummenleyrer, Linz; Dr. E. Gottschau, pr. Arzt,.s. 3 Soynen, St. Gallen.

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