Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 30, 6. September 1884

Seite 2 Wenn die primare Waschine von einem Motor getrieben wird uno in dem ganzen außeren Stromtreis sich teine andere Maschine befindet, jo hangt die Stromstarte von folgendem Oymschen Gesetze av: Elektromot. Kraft der Maschine Stromstärle: = Allgemeiner Widerstand. Die elektromotorische Kraft der Waschine wird, avgeseyen von anderen Einflussen, um so großer, je nachoem vie Geschwin= digkeit der Maschine ist, weil oann oie Dauer der einzelnen Inouctionsstrome eine um so geringere ist. Die ausgesteuten Dy¬ namomaschinen haven gewoynlich 700 bis 1000 Touren per Minute. Bei der Kraft¬ übertragung haben wir es jedoch mir zwei Dynamomaschinen zu thun, oeßhalo eine Differenz der elettromotorischen; Krafte. Die Formel oafur wird nun sein: Stromstarke— Disferenz der elektrischen Krafte Allgemeiner Widerstand. Wenden wir uns links in die Mische der Kraftuvertragungshalle so finoen wir dort eine getuppelte schneil laufende Dampfmaschine von der osterr. Alpinen Montan=Gesellschaft, welche ourch den Herrn Oberingenieur Jugovicz auf¬ gestellt wurde. Dieselve hat eine Hohe von 630 ", Breite 860 ", Tange 900 "m, ein Gewicht von 360 1, liefert 12—13 Pferdetrafte und macht per Weinute 000 bis 900 Touren. Die Maschine har also vei großer Kraftentwicklung ein schon ge¬ ringes Gewicht und nimmt nur seyr wenig Raum ein. Sie wuroe mir einer Dynamomaschine in Verbinoung gebracht und be¬ leuchtet jeden Abend den Reflector auf dem Thurme der Halle, oder man schalter ir dieselbe 20 Gluhlichtlampen im Arbeitsraume ein. Hiebei liegt ein großer Vortheil fur den Laien darin, oaß er selvst genau in einem Raume alle drei Gegenstande sieht, nämlich den Motor, die Dynamomachine und die von verselben veleuchteren Glühlichtlampen. Von den Ausstellungsve¬ uchern sollte Niemand diese Maschine zu besuchen vergessen. Der Reflector selbst har eine Teucht¬ traft von 1200 Normalterzen. Der Staot¬ pfarrtyurm wiro z. B. so hell damit ve¬ leuchtet, daß man mit Leichtigteir die ge¬ naueste Stellung der Zeiger am Zifferolart ertennt. Steuographische Kusstellung. IX. Unterhalb der Tischdecke am Wandtische seyen wir drei Ausstellungsobjecte, in denen sich Schon¬ heit, Anmuty, Zierlichteit und Feinheit des Ge¬ schmackes mit sinniger Gedankenfülle paart und bei denen die verschiedene Auffassung gegevener Motive und deren Durchführung doch stets in wur digem Style und kunstreicher Behandlung der For¬ men zum Ausdruck kommt — turz in des Wortes edelster Bedeutung „Damen=Handarbeiten", reprä¬ jentiren. Ein dunkelblauer, seidener, mit zierlicher Silberstickerei und einer blauseidenen Ruche um¬ rahmter Sofa=Polster tragt die stenograpuische In¬ schrift: „Einmal komme doch wieder" in 16maliger Wiederholung und es vildet dieser wiederholte steno¬ grapyische Schriftzug die herrliche Arabeste, die wir in der nebenan stehenden, auf rothem Sammt in Goldstickerei, ausgeführt von den ehrwürdigen Schwestern vom heil. Kreuz in Steyr, in „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ einer anderen Behandlungsweise der Stickarveit wiederfinden. Beide Objecte erregen durch ihre ge¬ schmackvolle und beziehungsweise künstlerische Aus¬ führung allgemeines, Interesse, sowie namentlich auch die Zeichnung und deren Composition von Otto Bergen, dem Compositeur des Steno¬ graphentisches, gleichfalls zur pesonderen Eyre gereicht. Die Cassette, welche von Tischlermeister A. Buset außerst geschmackvoll ausgefuhrt ist, tragt überdies noch eine stenograpyische Zierrathe am Schlusselloche, auf welche wir hier aufmertsam machen, da dieselbe das veste Zeugniß avgivt, daß mit sinnigem Verständniß die stenograpyische Schrift auf dem Gebiete der Industrie, ja selbst in den Unbedeutendheiten und weniger beachteten Partien derselben, sich recht hubsch und nett verwerthen läßt Auch diese Zierrathe -verräth den in aller Steyrer Herzen regen Wunsch, daß sich der Besuch der lieven Gäste bald wiederholen möge; denn der darin nie¬ dergelegte Gedanke lautet: „Komme einmal doch vald wieder!“ Nehmen wir noch den in rother Seide mit Goldstickerei reichlich verseyenen Sofa¬ polster zur. Rechten der Cassette in Augenschein, so merken wir wohl die Absicht. bei Zusammenstellung dieser Arbeiten, namlich dem lebhaften Wunsche Aus¬ druck zu geven, Seine kaiserliche Hoheit, unseren durchläuchtigsten Kronprinzen mit dessen erlauchter Gemalin ehrfurchtvollst in diesem Raume vegrußen zu durfen; denn der Name „Stepyanie“ bildet eine prachtvolle, stenographische Rosette, deren Auslaufer niedlichen Kronen gleichen. Der Anfertigerin dieser muhevollen, kostspieligen, doch außerst zierlichen und geschmackvollen Arbeit sei hiermit der Dank für die uneigennutzige und operfreudige Hingave für die Interessen des Vereines ausgesprochen, zu dessen verdienstvollem Mitgliede sie seit einigen Jahren zahlt. Der Entwurf der Rosette stammt vom Vor¬ stand des Stenograpyen=Vereines Steyr, Herrn J. Schmid. Eultukhistorische Kuaoliae auf die Geschichte von Steyr und Umgebung. 111. Welch stattlichen Reichthum tror chwarzer Reiter und wildem „Bauerngschrei vergangene Zeiten in einzeinen Familien unseres Tandes abgesetzt, lernen wir aus dem Nachlaß einer Dame, -oeren Jugeno in die Zeiten des 30jährigen Krieges siel und die in Steyr oder Umgebung gelevt haven muß, oenn ich fano die Beschrei= bung ihres wirtlich auffallenden Kleider¬ taates unter oen Acten des Garstner Ar¬ chives. Das Document, zugleich ein Wcvoe¬ burnal, leiber ohne Bilder, laurer. in erwas veranderter Schreibart wie folgt: Specification Frauen Anna Maria Khorrenmanolin, einer gevornen Hoßerin seel. hinkerlässener Frauenzier und Teios= rleider, beschrieven den .19. Fevruar 1069. In einer schwarzen Truhen: Ein guer damastenes Huumanti mit, Spitzen uno Madern gefuttert. — Ein olino oamastenes Mutzl mit königrucken Futter“) — Wieder¬ umben eins dergleichen. — Ein altes schwarzes Ein Wamms mit konigrucken Futter. Schlafpelz von schwarzen blinden Damast mit Feywammen-) gefuttert. — Ein Rog von gelo geblumten Damasi, mit einem rauchem Prams.3) — Zwei Unterpelz von Lammsellen. — Zwei schwarze Wammser. Ein rotys Rockt und ein gestickts alts Schlafpelz, ganz neu, noch ungefuttert. Bier Mieder ober Brust. — Ein haarfar= *) Im Original: „mit Khönigricker Fueter." *) Veh, das graue russische Eichyorn. )Vervramung. Nr. 30 bener Cronraschener Rock. — Ein, alter Thamisfarbener, Raschener Rock. — Ein Fuzhur mit Taffer gefuttert sammt Schnur, zwei Pollnische Hauben, und. ein In einer Gstarl Maderer Stutzen. Schachtel) allerlei Hauben, Kragen, Fa= zinet (Schnupfrücher) und anderes Zanzl¬ wert. Ein Paar Schuech uno ein Paar Pantoffel. Teingewandt. 51 lange Hemeter. — 6 Unterhemeter. 29:Furtucher. — — 49 Halshemeter. 2 Haupttucher. 2 Badmantel und 2 Baotucher. — 2 Maul uno Hirnschleier. 34 Paar 4 gestrickte Teivhemeter. 14 Salver. (Ser= gestrickte Strumpf. vietten): — 1 weiß Paar Socken. Hizihauben. In einer andern schwarzen Truhen: Ein glatt damastenes Hullmanterl mit ge¬ olumten guet damastenen Ausschlagen. mit Ein geblumt atlassenes Hullmanterl Helbern*) ausgeschlagen. — Zwei geblumt gut damastene Manterl mit sammerenen Ausschlagen. — Ein Quinetenes Manterl mit glatt damastenen Ausschlagen. Ein Wamms von geblumten Taffetsammt. Ein Ein Wamms von gueten Damast. Ein Wamms von glatt vlinden Damast.- Beigloraun sammtenes Mider mir silvern Spangen und Schnurriem. — Ein Wcieoer von roty uno olauen Auinet. — Ein schwarz Peyener Rock. — Ein glatt blino oamatener Rock. — Ein Rock von gueten Da¬ mast mit einer guloen Gallanen verbramt. - Wiederumb ein vergleichen mir guloen Spitzen. — Ein geblumor guer oamastener RoC. — Ein Veiglblau arlassener Rock mit Schnuren verprambt. — Zwei schwarz Ein feuer¬ Taffettene mit Schnuren. Ein Rock von roty arb taffetener Rock. - und blauen Auinet.- Funf doppeltafertne Furtucher, olau, feuerfaro, grun und zwei chwarze. — Meyr ein Auinerenes, ein Damastenes und ein Peyenes. In einer weißen verpetschierten Ostatl: 12 goloene Ring, 4 Diamantene uno Ein leoiges gol¬ 8 Ruvin per 50 fl. denes Ringl und 2 eingefaßte Steinol an enem Bandtl per 1 fl. 4 Schilling. Ein goldenes Paar Armvander, wegen 4½ Toty per 40 fl. —11 Silber und vergolbete Gurtl, wagen 201 Tory, jedes per. 1 fl. = 261 fl. — 4 vergoloete und silberne Meßerscheiden sammt den Kettin, wagen 41 Tory u 6 Schilling das Toth 30 fl. 6 Schill. Alles zusammen 388 fl. 2 Schill. —. 3 Paar Messer, 1 Hutschnur mit wenigen guten Perlen. — Ein anoere mit Silber und vergoloten Stoßen und Aggstein, auch wenigen guten Perlen. 3 Silber und vergoldte Aufsatz=Nadeln und ein Fingeryut. 3 Berrl uno ein Hals 2. Berbucht Petl mit guten Perlen. mit Silber beschlagen. Diese oostehende Stuck veiläufig per 50 fl. Summa der Frauenzier außer den Teioskleibern 438 fl. 2 Schilling. Czerny. *) Sammtartiges Gewebe von Seide und Harn.

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