Seite 2 in die Wagschale fault, und wir durften taum fehl gehen, wenn wir die elettrische Ausstellung in Steyr die „prattische Fort¬ setzung“ der Wiener nennen: „In erster Linie ist in dieser Richtung die Verwerthung der Wasserrraft, ooer besser, der in mechanische Arveit umgesetzten Bewegung des stromenden Wassers und Umwandlung jener avermals in Bewegung weiter entweder in Licht oder Arbeit, in selbst fur den Laien anschaulicher Weise demonstrirt. „Izu zweiter Linie gestattet die Steyrer elettrische Ausstellungsabtheilung den con¬ trolirbaren Vergleich zwischen der Leistung des Dampfes und jener des vewegten Wassers, und endlich den Vergleich zwischen der bestehenden Weethode der augemeinen Beleuchtung und der evenruen einzufuhren¬ den elettrischen. „In Steyr soll endlich auch die Frage gelost werden, in wie weit die Installirung der elettrischen Beleuchtung für tleine Stadte, welche über Wassertrafte verfugen, verjenigen mittelst Leuchtgas vorzuziehen sei, uno soul endlich auch die elettrische Kraftuvertragung weiteren Forschungen unterzogen werden. Von der rukturnistorischen Anssteulung. Ultes Ziungerathe. Nicht so bald dürfte eine Ausstellung von altem Zinngeschirr eine so reichhaltige, interessante Col¬ lection aufzuweisen haben, als sie uns Steyr in seiner culturhistorischen Abtheilung brachte. Spielte doch das Zimmer in der guten, alten Zeit im Hauswesen sowol der wohtyavenden Paricier und Bürger, in Trinkstuven, als auch in Burgen und Schlössern, eine große Rolle. Und dies mit Recht. Konnte es für die duntlen, hoch¬ getäfelten Eßstuben und Säle eine passendere Zierde geben, als auf den geschnitzten, eichenen Schantkasten die blankgescheuerten Zinn=Schussein, Teller, Kannen, Schalen, Becher und Humpen?! Dieses köstliche Metall, verlieh es doch durch seinen nilden Glanz dem ganzen Gemache einen Hauch des Traulichen und der Behaglichkeit, indem es ugleich Zeugniß gab von dem Woylstande der yamilie. Nachdem das sog. Rosenzinn zu da¬ naliger Zeit im Werthe fast dem Silber gleich¬ am, so konnten den Luxus, auf Zinn zu speisen, ich nur wohlhabende Familien gestatten. Deßhalb rifft man altes, schönes Zinngerathe hauptsachlich n Gegenden, wo einstens bedeutenoe Inoustrie setrieben wurde. Der Zinnschatz unserer Vorfahren war oft¬ ials so groß, daß eigene Kammern zur Aufbe¬ jahrung desselben nöthig waren. Und noch heut u Tage finden sich in den Häusern unserer wohl¬ abenden Gewerksbesitzer und alten Burger=Fa¬ ulien solch' wohlgefüllte Zinn=Kammern, B. in dem Hause des Gervermeisters Vetters 1 Ennsdorf. Einen kleinen Theil dieses Familien¬ Schatzes birgt der Schrank rechts im Saale der bruppe VI, als da sind diverse Kannchen, Schalen nd Schüsseln. Vier hohe Zinnhumpen mit dem steierischen antherthier im Wappenschilde imponiren nicht allen urch ihre Größe, sondern auch durch ihre schonen formen. Sie sind Eigenthum des städt. Archivs on Steyr.*) Ferner finden wir unter dieser Collection reich gravirte Krüge, wovon wir nur einen links 1 n Vordergrunde besonders erwaynen wollen. Er eigt uns Bauern=Figuren mit Hellevarden, Morgen ern, Kriegssensen und Flegeln bewaffnet,- temmiscenz an die Bauernkriege. An der Meyrzayl dieser Kruge ist innen am t Es sind die Kaiser Mathias=Kruge, von denen . 2 Stück im Innungszimmer stehen. Aus ihnen wurde bei burgerlichen Hochzeiten, die auf dem I Ratyyause aogehalten wurden, der Ehrentruni getyan. U „Steyrer Ausstellungs-Zeitung Boden an einer Schraube ein Deckelchen, mit einigen Tochern versehen, angebracht. Unter dieses wurde eine Muskatnuß gelegt, denn unsere Ahnen liebten es, stark gewürzte Getränke, besonders turz vor der Nachtruhe, zu sich zu nehmen. Im untern Fache stehen 2 schwere Zinnhumpen aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Einen ist ein leines Schildchen mit einem Schuh gravirt, jeden¬ aus gehörte er. einer Schuster=Genossenschaft an. Gegenüber diesem Schranke sind 5 Zinnteller ausgestellt, von denen drei sogenannte Kurfursten¬ & Apostelteller sind. Man fand sie noch vor einigen Jahren hie und da in Oberösterreich, Steiermart und Tyrol, sie sind aber nun ziemlich rar geworden. Mit Letzteren beschenktengerne „Goden“ ihre Täuf¬ linge und Firmkinder. Die Schussel in der Mitte, von 1569 mit dem Nürnberger=Schaustempel, zeigt in Holzschnittmanier gezeichnete mythologisch=alle¬ gorische Darstellungen: im Front der Schüssel ein Medaillon, auf welchem lints drei nackte Frauen¬ gestalten, rechts Hermes mit Flügelhelm und Ca¬ duceus, in Unterhaltung mit einem sitzenden Manne vielleicht Odysseus —, oben Amor, seinen Bogen abschießend. Hermes zu Fußen ein Stein mit der Jahreszahl 1569. Um den Rand herum in Fries¬ form allegorische weibliche Figuren, durch Bogen getrennt und durch Spruchbander zu ihren Häuptern getennzeichnet; die Temperantia, aus einer Schalt Wein eine andere gießend, ihr zu Fußen ein gierig fressender Hund; der Patientia ist als Symbol ein Lämmlein beigegeben; neben Spes der Phonix; unter der Ueberschrift Cognitio befindet sich eine Hentelkanne (in vino veritas); Prudentia mit Spiegel und Scepter hat den Basilisken zu Fussen; der Justitia mit Waage und Richtschwert ist ein Kranich beigegeven; Magnanimitas ist durch den Löwen gekennzeichnet, der hinter ihr liegt; Fldes tragt in der Rechten den Kelch mit darüber schwe¬ benden Hostien, in der Linten ein Kreuz, und Jharitas endlich ist, wie gewöhnlich, mit dem Kinde im Arme dargestellt, ihr Symbol ist der Pelikan. Neben ihr, auf der inneren Begrenzung der Schussel das Monogramm des Meisters, also hier wol des Formstechers B. 1. Durchmesser der Schussel 361em. Sehr charatteristisch fur derartige Arbeiten ist die Gußhaut, die deutlich genug dafur spricht, daß wir hier teine Aetzarbeit, wie es wol den Anschein hat, vor uns sehen. Ein zweites, sicheres Zeichen ist die verschiedene Höhe der einzelnen Striche und Strich¬ lagen, die sich oft in den Grund verlaufen, wah¬ rend bei geätzter Arbeit sich alle erhabenen Theile in gleicher Höhe befinden mussen. Die Hohlform dieser Schüssel scheint in Keylheimer=Stein oder Schiefer geschnitten zu sein. Schließlich mussen wir noch eines stattlichen Zinhumpens erwähnen, welcher mit Unrecht in die Bauernstube verwiesen wurde. Unwillkurlich ge¬ mahnt er uns, durch seine imponirende Größe und seinen Umfang, an den Meistertrunt des Rotten¬ burger=Burgermeisters. Darum Respect vor unseren Herren Vorfahren, denn sie verstanden zu trinten. Richtung zu leisten vermogen, das tann man beim Anblicke solch' kleiner Ungethume von Trintgeschirren taum meyr trinten, sondern nur meyr nippen nennen.") M. K. *) Einige andere Zinnhumpen im Innungszimmer verdienen dieselve Beachtung. Tagesnenigleiten vom Feste. Steyr, 2. September. Besuch der Ausstellung im Monal August. Nach der officiellen Mitkheilung des lool. Central=Comites haden vom 2. bis 31. August einschließlich der Perma= nenztarten=Besitzer 103.344 zühlende Personen die Ausstellung besucht, eine jewiß stättliche Anzähl, welche Zeugniß stol, daß die Ausstellung sich des In¬ seresses uno des Beisalles des Puolicums in hohem Maße echtigt, daß die Ausstellung auch au sas sernere Iuleresse undans Nr. 21 einen minoestens evenso zaylreichen Besuch im Monate Septemver hoffen dars. Nach Mittheilung des Obmannes, Her Franz Tomitz, wurde die gleichzeirigmit der elettrischen, Tandes=Industrie=, Forst= uno culturhistorischen Ausstellung vervun= dene, dem Publicum zum unenrgelt¬ lichen Besuche offen stehende permanente Gewerbe = Ausstellung in Steyr im Monar August von 20.060 Perjonen besucht. Die Anwesenheit des overosterreichi¬ chen Forstvereines uno der Wanoer¬ Versammlung verselben in Steyr, welche auf den 9. uno 10. September 1. J. fault und mit den Vortragen des Herrn Dimitz, t. t. Overforstmeister in Gmunoen, und des Herrn Forster, r. 1. Forsrmeister in Gmunoen, sowie mit oer Preisvertyei¬ lung für die forstliche Abtheilung ver¬ vunden ist, wiro sich sicherlich mit Ruck= sicht auf das besondere Inreresse, das sie ur den Tano= uno Forstwirty vierer, eines eyr zahlreichen Zuspruches, wir hoffen auch seitens der Tanovevolterung, zu erfreuen haben. Das angemeine Sangerfest am 13. und, 14. d. M. wird sich nach den Anmeloungen, welche aus der gesammten Monarchie einlaufen, zu einem imposanten Festrage gestalten Uno wer ist nicht ein Freuno ves Tiedes: viele Gaste uno yreunde hieher bringen. Das Wetter — ja, wenn es nur immer o bliebe und uns, wie gestern und heute ein freundliches Gesicht-zeigen wurde! Und diese Hoffnung dürfte sich erfüllen, denn der Baro¬ meter ist fortwahrend langsam im Steigen. Das sind aber auch herrliche Septembertage und wir freuen uns derselben um so mehr, als wir auch eitens der Fremden nur fröhliche und hei¬ tere Mienen zu sehen gewohnt sind. Der tief und grundlos blaue Himmel wird auch in weiter Ferne die beste Annonce und Veranlassung zum zaylreichen Besuche unserer Ausstellung bilden, denn über das rege Interesse, das jeder Fremde an der Ausstellung bisher bethätigte, über die in jeder Beziehung gelungene, für den Fachmann, Geleyrten, wie auch fur den Laien selbst höchst¬ interessante elettrische, Industrie=, Forst¬ und culturhistorische Ausstellung, — darüber ist die Welt unterrichtet durch die lieben Haste selvst, die es sicher daheim mittheilten, wie sie in jeder Hinsicht zufrieden gestellt wurden, und was yunderttausend Besucher einstim¬ mig erzahlen, muß sicher einen noch nachhaltigeren Eindruck machen, als die Mittheilungen der Four¬ nalistit, die sich ebenfalls über die Bemühungen des Gesammtcomites, wie über das Ge¬ botene seyr gunstig ausspricht. Und nun uns auch der blaue Himmel gunstig it und seine Annonce im klaren Sonnenscheine weithin verstreut und die Fremden nicht allein zum Besuche der Ausstellung, sondern auch der lieb¬ lichen Umgebung und der nahen Gebirge einladet, — fühlen wir eine desto innigere Befrie¬ digung, denn unser einziger Wunsch vesteyt ja darin, daß die Besucher der Ausstellung in jeder Bezieyung vefriedigt heimteyren. Das war ein schoner, warmer Septemberabend, der uns gestern anlachte, so daß die Besucher der Ausstellung vis in die spate Nacht im Freien sitzen und sich an der herrlichen Beleuchtung, wie auch an dem vorzuglichen Stoffe, der gevoten wird, ergoßen konnten. Vivant sequentes!
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