Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 26, 2. September 1884

Seite 2 Nach Anschauung der Com¬ mission ist die in Rede steyenoe Lampe, auf Locomotiven montirt, voll¬ kommen geeignet, sowol als wichtigesundwerthvolles Hilfsmiirel beim Eisenbaynbetrieve wayreno ver Nacht zu dienen, als auch nächtliche Arveiten an der Bayn, sowie Hilfsactionen vei Un¬ glucksfallen und im Kriegs=Sanitatsoienste wesentlich zu erleichtern. Die allgemeine Benutzung dieser bis jetzt zu diesem Zwecke in soentsprechender Construction einzig oasteyenden Einrichrung erscheint geeignet, die Zayl der Eisen¬ vaynunfalle zu verringern. Leicht ließe sich ohne Beeintrachtigung ver Be¬ leuchtungsdistanz nach vorne zu, vei ent¬ prechender Gestaltung des Projectors, ein Theil des Lichtes vertical nach oben werfen, um auf Curven mit kleinem Raoius yer¬ antommende Zuge trotz vorhanoener Bayn¬ einschnitte auf ebenso große Entfernung bemerken zu tonnen als sonst, eventueu auch zu wissen, auf welchem Geleise sie sich befinden. Inwieweit der Regulator auf Schiffen sich vewayren wurde, rann wegen Mangel an diesfalliger Erprovung nicht ausgesprochen werden. Die Com¬ mission spricht auf Gruno oer vor¬ zuglichen Versuchsresultare uno in Erwagung der großen Vortheile, welche diese Erfinoung für den Eisenvaynoienst erwarten laßt, dem Erfinder ihre vollste Anerkennung aus. Wien, am 14. Janner 1884. Der Präsident der technisch=wissenschaftl. Commission: I. Stefan. Der Vorsitzende der VI. Section: Eschenbacher. Der Schriftfuhrer der VI. Section: M. Burstyn." Wir fugen diesem Fachurtheile noch pei: Die Lampe des Herrn Sedlaczer indet ob ihres intensiven und davei seyr zuhigen Lichtes, das nahe auf 500 Meter Entfernung die Bäynstrecke taghell er¬ euchtet, allgemeine Bewunderung. Die¬ elbe ist von Herrn I. Seolaczer uno Wiltulill erfunden und von Hrn. Schuckert n Nurnberg ausgeführt worden. Von großem Vortheile ist diese Beleuchtungs¬ unrichtung schon dadurch, oaß durch ihre ageshelle Beleuchtung alle Hindernisse auf der Bayn gesehen werden konnen, da alle licht in dem Lichtkegel der Tampe liegen¬ den Gegenstande in Dunkel gehullt vleiven. Es tonnen dayer alle optischen Signale, vie Wechsei, Wechselscheine, sogar oeut¬ icher vom Locomotivfuhrer geseyen werden, vie am Tage, da sie einen annilen hintergrund haben. Außeroem besitzt die sampe den Vortheil, daß sie den heftigen otößen und Erschutterungen wioersteyr, ind ohne die geringste Storung fort¬ rennt. Das Grundprincip dieser Tampe seruht in der Verwendung von verticalen nit einander communicirenden Royren, velche mit Flussigkeit gefult sino uno in belchen sich dichtschließenoe Kolven, enen Koylenstabe befestigt sino, als Re¬ ulatoren auf uno av vewegen. Zur „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ Speisung der Lampe, welche oberhalb der Rauchtammerthure vor dem Schlote ver Locomotive angevracht ist, wiro eine oynamo-elektrische Maschine von Schuckert in Nurnberg verwendet, die durch eine Rotations=Dampfmaschine, System Avraham, welche den nothigen Dampf aus dem Kessel der Tocomotive erhalt, vetrieven wiro. Die Sedlaczer=Tampe ist die vil¬ ligste elettrische Beleuchtungsart, welche visher existirt. Sie entveyrt die separare Dampferzeugung und deren gesetzlich vor¬ geschriebenen Maschinisten, weil hier der üverflussige Dampf der Tocomotive uno der Tocomativführer zur Verfugnng steyen, oyne daß Tetzterer von seiner eigentlichen Bestimmung abgelentt werden wurde, oa ich seine Arbeit nur auf die Einsetzung der Leuchtkoylenstave und Fullung ver Schmiervasen veschrantt. Eulturhistörische Ausstellung. XII. An die stadtischen Privilegien reihen sich einige andere wichtige Documenre; so eine Pantarte (Nr. 33), das ist eine Abschrift sammtlicher Staorprivilegien in der taiserlichen Kanzlei von M. Schenauer um die „Tax“ von 40 fl. außeroroentlich hubsch auf Pergament geschrieven uno durch die eigenhandige Unterschrift Kaiser Maxmilians 1 bestäriger; leiber gior in Folge eines üversehenen Druckfeylers der Katalog die unrichtige Jahreszayl 1005 tatt 1566 an. Nicht uninteressant ist auch Nr. 32 „Gmainer Stait Steyr Consuedutinariy Puech" „Her¬ nach volgt Statur, Dronung und Gesatz Gemainer Statt Steyr auß den Alten Stattpuechern vormallen verfasst gezogen, ainstails gebessert, gemert, vno dieser Zeitt zu nutz vno aufnemen Gemainer Start, Statt Steyr aufgericht Anno xvc vno in dem Ainlefften Jahr also 1611. Einige Stucke aus demselven sollen anders¬ wo mitgetheilt werden. Konnen wir uns beim Durcholattern dieses Buches manchmal eines leisen Tacheins nicht entyalten, ist ein anderes Buch geeigner uns in ernstere Stimmung zu versenten, oas Verzeichniß der seit 1627 aus Steyr emigrirten Burger (Nr. 30), welche als Abzugssteuer den zeynten Tyeil ihres Vermogens dem Lan¬ oesfursten und ebensoviel der Stadt hinter¬ lassen mußten; letztere Summe vetragt nach diesem Verzeichniß 83.720 fl. 3 Schilling 97 Pfennig, — ein Beweis, welche Capitalssumme der Staot entzogen wuroe. Die Abelsoiplome noch vluhenoer Freyri= scher Familien führen uns wieder anoere Zeiten vors geistige Auge: die Zeit des burgerfreunolichen Kaisers Max 1. durch das Abelsoiplom für die Gebruder Esaias uno Jonas die Schonryanne von 1500 (Nr. 5); die Zeir der Feroinanoe oas (in Abschrift von 1800) vorliegenoe Diptom Feroinand's II. von 1024 für die Gebrueder Tovias uno Johann oie Jager, Bediener des landesfurstlichen Aufschlagamtes des Marttes Neutirchen am Walo, von wo ein Sprosse der weitver¬ zweigten Familie, Roman von Jager im Nr. 26 Anfange unseres Jahrhundertes nach Steyr sowie des Burgermeisters tam (Nr. 4) Cosman Mann von 1634, mertwur¬ diger Weise ohne gemaltes Wappen (Nr. 19); die Carls VI. das Ritteroiplom für Adam Koller, Besitzer des Tilienhofes in Halb¬ jarsten (Nr. 22); unser Jayryunoert die Diplome für Josef v. Koller, der way¬ rend der franzosischen Invasionen der Staor große Dienste geleister, ausgestellt 1813 Nr. 18) und des Josef v. Pflugl von 1818. Erst in neuerer Zeit in Steyr an¬ assig ist das Geschlecht v.-Braunenoal, dessen Abelsoiplom (Nr. 21) von 17705 oatirt. Auch Wappen burgerlicher Fami¬ lien sind vertreten, darunter das des hoch¬ verdienten Obmannes des culturhistorischen Comites, dessen Energie und Thatigteit den Erfolg der Ausstellung hauptsächlich zu veroanten ist, Franz Tomitz. Hier moge auch der altesten Ansichten von Steyr gebächt werden, von welchen zwei von demselben Meister stammen; (Nr. 105) die eine ist in Silber gerrieven und viloer eine Medaille von 13•0 em; die anoere Nr. 31) ist. ein Kupferoruck in der Große von 52 zu 36 cm. mit der Aufschrift: „Ware vno ugenolige Conoravnt der weir peranten Stat Steir im Ertzyorzogtum Oesterreich ov der Ens, mit iren vorstotn ond gassen, ourch Wolfgangus Hauser, Burger vno Goltschmit daselost vno seinen son Jossep Hausser in Gruno gelogt vnd zu allererst in Druck gepracht 1084.“ Die Änsicht ist im wesentlichen oas Vorvild fur die in Merians Topographia Austriae besinöliche gewesen, welche bei Nr. 49 auf¬ liegt; siezeigt Wanches jetzt verschwundene, z. B. in der Naye des noch jetzt besteyen¬ den Reolmairhofes ein Schloßchen Namens Gisibel, der Buchenwald auf dem rleinen Plateau zwischen der Eisenbaynbrucke üver die Enns und Garsten, die alre Gestalt des Schlosses u. a. Evenso, interessant sino die Bilder, welche uns die Burgergaroe in ruherer Zeit zeigen: die burgerliche Ca¬ vallerie, die Artillerie in zwei Bildern, die Burgercorpschargen 1820, die Parade des Burgercorps in Enns vor dem aus dem Felozuge gegen Frantreich zuruckge¬ teyrten Kaiser Franz 1814 und endlich das Fesrzugsvild vom Jahre 1880, ein als Kunstwert nicht unanfechtvares, als istorisches Bild nie genug schatzendes Gemalde im Besitze des Herrn Franz Tomitz. Furchtvare Zei¬ ten zeigen uns die Abviloungen der Brande von .1824 uno 1842, die riesige Entwick¬ lung unserer Inoustrie, der Situations¬ olan der Gegeno am Weyrgraven von 1830, wo heute die großarrigen Waffen¬ sabriten sich erheven. Dr. Hans Widmann. Tagesnenigleiten vom Feste. Steyr, 1. September. Zum Schankurnen am 1. und 8. d. M. auf dem Voltsfestplatze hat der Gauturn¬ raty von Overosterreich und Salzvurg fol¬ genoes Programm festgesteut: Am Sonntag den 7. September 8 Uhr Fruh Empfang der mit dem Worgen¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2