Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 25, 31. August 1884

Seite 2 Hekaiiuiniswoeismeatassienung. Aus dem Waffensaale treten wir in das Zimmer für Gruppe 1 und 11; jener sollen in einer folgenden Nummer unserer Zeitung einige Worte der Erlauterung ge¬ widmet werden; in Gruppe 11 wollen wir peute versuchen, über das Wichrigste und Sehenswertheste etwas meyr Anschluß zu geben, als es im engen Rahmen des Kataloges moglich war. Die Gruppe enthalt „Uirtunden, Ortsvilder, Oruckwerte, Munzen und Medaillen, wie der Katalog besagt; man hatte den Titer etwas weiter fassen tonnen, da neven den Urkunden auch andere sichtbare Zeichen alter Stadt= oder Marttlichteit, Chroni¬ te n-und Wappen und einige yistorische Portrats in ihr Platz gefunden haven. Vor Allem verdienen hier drei Schwer¬ ter unsere Aufmerksamteit. Das erste ist das Erbland=Marschall=Schweri von Oberösterreich (Nr. 1), welches das Haupt der fürstlichen Famine Staryem¬ berg dem Landesfursten bei der Erb¬ huldigung vorantrug. Es ist ein Schwerr von 1 m. 25 em. Lange, ohne Schmiede zeichen, von rhomboedrischem Durchschnitte, und zeigt am Schwerthalse unter der Kaiser¬ krone einerseits in rusticosen Capitalen die Inschrift: Ferdinandus Tertius, ander¬ seits dessen Wahlspruch: Pietale el Ju¬ stitia. Der Griff hat eine einfache Parier¬ stange, ist mit Golddraht üversponnen und endet in einem Knaufe von einfacher Form. Die Scheide ist mit rothem Sammt uver¬ zogen, deren Beschlage aus vergoldetem Messing ohne Zierraihen. Das schonste SSchwert ist das Stadtrichterschwert von Steyr (Nr. 2). Die Klinge ist 1 m. 20 em. lang, mit drei Blutrinnen versehen, evenfalls oyne Zeichen; der Griff zeigt, auf schwarzem Sammt aufgelegt, in Silber gerrievene Ornamente, in der Mitte das Wappen Steyr's, vergolder; die Parierstange mit Hinterparierstangen in der Form von Schlangen sind mit Silberzierrathen velegt, evenso der Knopf. Ein kleines Schilochen tragt die Inschrift: J. S. Schrormilner, t. k. Statr. 1705. Diese Zeit ist alsi wahrscheinlich die Entsteyungszeit dieses Schwertes, das man nach dem Charatter des Ganzen, besonders der Verzierungen an der Scheide einer fruheren zuzuschreiven geneigt ware. Die schwarze Sammtscheioe zeigt im overn Beschlage in Capitalen S. STEIK. Die Außenseite ist in Silber getrieben; der oberste Then zeigt uns eine weibliche Gestalt von edler Form, von zwei Genien slantirt, einen Schilo mir einem Frauenkopse mit beiden Hanoen emporhaltend; der mutlere in einem Me¬ daillon einen Krieger, einen an einem Altare knieenden Mann mit eryovenem Schwerte bedrohend; unten grinst uns ein Satyrtopf an. Die Ruckseite ist glalt, graviert, und scheint neueren Ursprunges. Auf einem Tafelchen lesen wir: Restauriert 1852. A. Gaffl.*) Das Ort der Scheide *) A. Gaffl war nach 1848 der eiste siet gewählte Burgermeister von Steyr. „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung.“ zeigt in zierlichen Bogen drei weibliche Gemen uvereinander und endet in einem Medaillon mit dem Stadtwappen. Der neven dem Scywerte hangende Stadt¬ richterstab (oder Burgermeisterstock) ist von eingelegtem Holze uno tragt Knopf und Zwinge aus Silber ähnlichen Charatters wie das Schwert. Entschieden alter ist das Stadtrichter =Schwert von Enns (Nr. 14). Die Klinge von 1 m. 35 cm. Lange ist oyne Zeichen, mit einer Blur¬ rinne verseyen; der Griff zeigt Parier¬ und Hinterparierstange, sowie einen Esels= huf; alle Tyeile waren mit Silverzierrarhen¬ besett, die abgerissen sino; nur der Knopf hat dieselben behalten. Die Scheioe, mil chwarzem Leder üverzogen, seyr schadhaft, zeigt im Beschlage die rraftig gerrievene Figur der Gerechtigreit, darunter zwei Medaillons, das overe mit einem Kinder=, das untere mit einem Satyrtopf; ganz oben steht die Jahrzayl 1568, welche dieses Schwert als Wert der Renaissance genau bestimmt; auf der glatten gravirten Ruck¬ seite lesen wir: XXVII Lott, Guil. darunter steyt eine Frauengestalt, welche ein Schildchen mit den Buchstaven 2 halt, wäyrscheinlich das Monogramm des Gold= schmiedes; das Ort der Scheide zeigt zwei Kopfe. Endlich sei noch eines vierten Scywertes jedacht, des Blurbann=Schwerres der Stadt Steyr (Nr. 90), oas, seir der Stadtrichter von Steyr durch Kaiser Carl V. 1523 mit dem Blukoanne, oas )eißt dem Rechte, Criminal=Verbrecher zum Tode zu verurtheilen, begabt war, dem Zuge zum Rrichtplaße vorangerragen wurde. Das Schwert ist ein Unicum an Große. Die Klinge mit zwei breiten Blutstreifen ver¬ eyen uno am untern Tyeile in royer Aeßung ein Schwert und das Stadtwappen einer=, einen Stern (vielleicht Meister¬ zeichen) andererseits zeigeno, mißt 1 95 ein.; der Griff 15 cm., so daß ganze Tange 2 m. 70 em. verragr; die einfache Parierstange ist 60 em. lang; die Breite der Klinge ist im Mittel 8 cm. Daß dieses Schwert nicht unvenutzt vliev, zeigt der stark abgegriffene Teveruverzug des Griffes; doch durfen wir als sicher anneymen daß die Richter Sieyrs ich sters den Spruch vor Augen hielten, den sie im Jayre 1012 in der Ratysstube aufrichteten: Richter schau, daß Du richst recht Gott ist Fichter uno Du sein Knecht. Dann gleich wie Du kyust richten mich Also wird Gott auch richten Dich. Diesen seltenen Schwertern ourfen wir auch drei Markirichterstave an= schließen, von denen zwei (Nr. 10) aus Holz und vergoldet von Eisenerz, ein dritter (Nr. 15) aus Silber oder ver¬ sulbertem Metalle mit großem Knopfe dem Martt Weyr angeyoren, uno oie sogenannte Stadifreiheit von Steyr, eine Hand mit einem Schwerte, yinter derselben in einem Hoylstave steckeno eine junge Tänne, ein Zeichen, das zur Martt¬ zeil auf dem Balkone des Räthhauses ausNr. 25 gesteckt, den besonderen Schutz andeuren sollte, dessen sich der Martt und dessen Besucher zu ersreuen harten. Von den Privilegien der Stadt Steyr verdient ganz besondere Aufmerksamteit das Privilegium Albrechts 1. vom Jayre 1278 (Nr. 7), die alteste Urtunde des städtischen Archives mit wohleryaltenem Siegel; als Beispiel einer ebenso einfachen, als deßwegen mertwurdigen Urkunde, weil sie auf Papier geschrieben ist, diene Nr. 11, ein Schreiben Herzog Albrechts 111. an den Tanoeshaupimann Hans von Wallsee, worin er diesem befiehlt, die Burger von Steyr nicht der Gerichtsbarkeit des Stadt¬ richters zu entziehen. Diese Urtunde er¬ laube ich mir im Wortlaute mitzutyeilen: „Wir Albr. von gotes gnaden Hertzog ze osterr. ze Steyr ze kernden, vnd ze krain Grat ze Tirol ct. gebieten vu¬ serm getrewn lieben hanns von Walsse vnserm nauptmann ob der Ens vnser gnad ynd alles gut. Vns habent fur¬ bracht vnsere getrewen die burger ge¬ mainleich von Steyr wie du iren mit¬ ourger hainreichen den Zawner fur dien geladen habest von ettlicher sache vegen, die er ze recht, vor dem Statrichter daselbs verantwurten sol. Wan nu dieselbe vnser herrschaft all¬ weg ner mit irem gericht, gesundert gewesen ist, dauon empfelnen wir dir ernstiich vnd ist vnser maynung, datz lu si beleiben lassest, als es von alter berchomen sind ynd si dawider nicht beswerest. Geben ze Krems an mentag vor Marie Magdalene. LXXVIII.“ (oas heißt: 19. Juli 1378). Dr. Hans Widmann. Tugrs=Irulgkeiten vom Geste. Stetzr, 30. August. lnter den Besuchern der Ausstellung vom 28. August befand sich auch der yoch= wurdige Herr Canonicus Joyann Span= lang aus Linz, heute der r. t. Overbau¬ raty und Dombaumeister Friedrich Schmidi aus Wien. Ehrenvolle Besteulung. Jyreraij. Hoheit oiie durchläuchrigste Fran yrzyerzogin Maria Tyeresia, Gemalin des hohen Protectors unserer Aus= tellung, har bei Jhrem Hiersein vei dem Heilenhäuer Herrn Marhias Schuvnigg eine Collection kleiner Feilen in verschie¬ dener Form bestellt, welche nun in seyr netter Adjustirung fertig gesteur und heute an die hohe Abresse in Absenoung gevracht woroen sino. Programm=Avanderung. Die An¬ wesenheit verschiedener Sectionen oes beuksch=osterreichischen Alpenvereines wiro nicht am 1. uno 2. September, sondern erst am 20. uno 21. September ersolgen. Musikalisches. Seit einigen Tagen weilt ein junger Kunstler in unserer Stadt, dessen Name in der Musiterweit vereils einen guten Klang besitzt. Herr Mae Niederberger aus Klagenfürt ist ein

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