Nr. 23 beim Anblicke dieser Hute, daß er sich noch wohl erinnere, wie dieselben in Ischl haufig getragen wurden. Im Winter vedeckte das Haupt eine Mutze aus Biverfell mit einem Schlußstucke aus Goldvorten sogenannte Oeyrlyaube; die Jacke war dann wol mit Marderfell veroramt. Die Hände bedeckten Hanoschuhe von weißer Seide, von schwarzem Sammt, ver¬ bramt mit gepreßtem rothem Sammt uno eingefaßt mit Goldschnuren; diese Hand¬ schuhe sind eine Art Halbyanoschuhe, welche die Finger freilassen. Doch auch solche aus weißem oder blauem Glace, hoch am Arme hinaufreichend, wie sie unsere Mooedamen heute tragen, waren der reichen Sensen¬ schmiedin betannt. Die mit faroigen Strumpfen betleideten Fuße staten in aus¬ geschnittenen Schuhen aus roryem oder andersfarbigem Corduanleder mit hohen Absätzen und Goldstickerei. Beim Tanze trug die ringgeschmuckte Hand einen gemalten oder gestickten Facher und ein spitzenum¬ saumtes Taschenruch. Der Tauftleidchen geschäy vereits Erwähnung; auch Kinderyauochen aus Seide mit Golooorten, Kinderjacchen mit Glasperten gestickt, Kinder= chuhe und dergleichen Kleinigteiten ver¬ missen wir nicht. Den Gesammteindruck der evenso schonen als rostbaren Tracht seyen wir an den igurinen der Interieurs (Gruppe V) und den Portrats; dahin moge der geneigte Leser spater folgen. Jetzt muß auch der Kleidung des starten Geschlechtes einige Aufmertsamteit gewidmer werden. Sie steyt im Gan¬ jen der weiblichen Tracht nicht nach; auch die Manner haben Freude an Schmuck und Farve! Ueber dem feinen Hemde mit Spitzenjabot wird die rorhe oder grune Weste, mit Goldborten eingefaßt, mir großen Silvertnopfen, wol auch mir Knopfen aus einem in Silber gefaßten Halbedelstein angezogen. Die schwarze, grun ausgenahte Lederyose halt der Hosen¬ trager aus gruner, golddurchwevter Seiden¬ vorte; der Rock. ist lang, meist von vrau¬ ner Farbe, in fruherer Zeit ein sogenannter Bratenrock, mit großen Schoßen und weiten Aermeln, spater ein Rock mit Sil¬ vertnopfen ohne Kragen; dazu farvige Seidensirumpfe uno Schuhe mir Schnallen aus Silber oder mit Pierre de Straß besetzt. Der mächtige Hur har statt des Bandes eine vefranzte Goldvorte mit einer Silverschnalle; auch der echre, alte, grune Steyrerhur wird gerne gerragen. Nicht unbemerkt moge auch der Hur des Voltsdichters Schoßer bleiven (im Schrante tints von den fürstlich Staryemberg'schen Waffen), ein spitzer gruner Hur von over¬ daierischer Form, dem Dichter von Herzog Max von Baiern, dem Vater Jhrer Ma¬ jestat unserer Kaiserin, zum Geschente ge¬ macht. Beim Ausgehen tragt unser behabiger Sensenschmied oder Burger den wüchtigen Royrstock mit Silbertnopf oder oen Familienschirm; zwei solche Schirme aus rother uno blauer Seide sind wegen „Steyrer Ausstellungs -Zeirung.“ ihrer Große sehenswerty. Zu Hause deckt das Haupt die grune Sammtmutze mir Goldvortchen; an seiner Seite hangt der jestickte Tavatbentel, aus dem er seinen silverbeschlagenen Meerschaum= oder Maser¬ kopf füllt. Etwas anders tragt sich der Bauer; er hat wol auch den Hur mir Goldvorte, das rothe Giler, wol mit Perlen gestickt, und den langen Rock; in alterer Zeit war dieser Rock von gruner Farve, oyne Kragen und Knopfe, mit Hafteln zu¬ sammengehalten, woyer er den Namen Hafkelrock hät; dazu kommt ein niederer breiträndiger Hur mit grunen Schnuren, grune Wollstrumpfe und derve Nagelschuye. Die Figurinen des Interieurs und die Portrats lassen uns seyen, wie stättlich diese Tracht sich reprasentirt, wenn sie auch nicht die zarte Eleganz des reichge¬ tickten, seidenen Hoftleides, in dem der unge Herr im Patrizierzimmer paradirt, erreichen kann oder - mag. Dr. Hans Widmann. Tuges=Irulgkeiten vom Geite. Steyr, 28. August. Von Sr. Hoheit dem Ex=Khedive Ismail Pascha. Heute ist von dem Obersthofmeister des genannten Fursten olgendes Telegramm an Herrn Singer eingelangt, in welches uns Einsicht zu neymen vergonnt war: „Marienbad, 20 Aout 1884. Siegisfried Singer, membre du Comité de l'Exposition à Steyr ! Son altesse le Khe¬ dive Ismail très touché de Votre attention m'a chargé de Vous remercier chaudement. et d'exprimer à Vous et au comité de l'ex¬ position, ses profondes regrets propablement de ne pouvoir Visiter Votre exposition ex¬ traordiaire interessante à cause du temps imité de son séjour en Autriche. Comte Lavison.“ In Ueversetzung: „Marienbao, 26. Aug. 1884. Siegisfried Singer, Comite¬ Milglied der Ausstellung in Steyr! Seine Hoyeir der Vice=König Ismail ist seyr dankbar veruyrt von Jyrer Aufmerksamren, und har mich beauftragt, Jynen hiefur einen warmsten Dant auszusprechen, fer¬ ners Iynen, wie dem Gesammt=Comité der Ausstellung sein tiefes Bedauern aus¬ zudrucken, daß er durch seinen abgeturzten Aufentyalt in Oesterreich wäyrscheinlig veryindert sein durfte, Jyre außergewoyn¬ lich interessante Ausstellung zu besuchen. Graf Lavison.“ Wir durfen also noch mmer yoffen, den einst so mächtigen Herr¬ cher Egypten's, den kunstsinnigen, groß= mürhigen Gonner der Wissenschaften, Ismail Pascha, als Gast in unseren Mauern ve¬ jervergen zu tonnen. Wir verzeichnen es mit großer Freude, daß der Ruf unserer Ausstellung vereits weit über die Marten unseres Tandes georungen ist, und daß selbst frembe Tänder und fremd andische Fursten derseiven ein woylveroientes besonderes. Inleresse zuwenden. Auszeichnungen. Anlaßlich des Aller¬ höchsten Hoflagers Sr. Majestar des Kaisers im Excellenz grafl. Tamberg schen Schlosse wurde, äußer der von uns vereits Seite 3 gemeldeten Spende eines Diamant¬ ringes an den Guteradministrator Herrn Johann Parger, auch der Herr Forst¬ inspector Gravner mit einer prachtvollen Busennadel und der Herr Overforster Kroger mit einem schonen Brillant= ring bedacht. Weiters verlieh Se. Majestat dem im Schlosse Steyr bediensteten Zimmerwarter Joyann Schimarschet in vesonderer Berücksichtigung seiner mehr als 40jährigen musterhaften Dienstleistung das silberne Verdiensttreuz. Die Decorirung wurde diesen Miktwoch, nachdem Se. Excellenz Graf Franz Tamverg abwesend ist, in Vertretung des Tetzteren vom Guterdirector Herrn Dr. Joyann Parger in Anwesen¬ heit der Beamten und sonstigen Bediensteten des Schlosses in feierlicher Weise vorge¬ nommen. Der Verein fur Gesundheitspflege in Wien wiro im nachsten Monate unsere Ausstellung mit einem Besuche beehren, ooch ist der Tag seiner Antunft in Steyr noch nicht verannt. Wir freuen uns, auch diesen hochverdienten Verein in unseren Mauern begrußen zu konnen und wunschen, daß auch vei demselben, gleichwie bei den pielen illustren Gasten, welche schon unsere Ausstellung besucht, das Gevotene die Er¬ wartungen üvertreffen moge. Am Ausstellungsplatze betundet sich, trotz der schlechten Witterung, die in den letzten Tagen eingerreten war, ein reges Teven. Zu jeder, die Besichtigung der Ausstellungs=Objecte gestattenden Stunde finden wir den Ausstellungsplatz, nament¬ lich aver den Industrie=Palast und die cul¬ turyistorische Ausstellung von Fremden zaylreich frequentirt. Lebhaftes und sicht= liches Interesse pragt sich in allen Pyysig¬ nomien aus und wenn hie und da ein unzufriedenes Wort fallt, so gilt es sicher nur dem „Jupiter pluvius“ und seinem nassen Producte. Des Abends bildet die elettrische Ausstellung im Inoustrie=Palaste einen besonderen Anziehungspuntt; auch das reizende Palmenhaus wird nicht leer von Besuchern, wayrend man eine zahl¬ reiche Wenge vor dem Musitpavillon der tuchtigen St. Poltner=Musitcapelle prome= niren sieyr. Der Ausstellungsplatz mit den vielen Objecten, in denen dem Fremden Schones und Interessantes gevoten wiro, ist eben so groß, daß nur ein nach vielen Tausenden zahlender Besuch auffallt. Wir horen die Fremden oft sagen, daß sie die schlechte Witterung benutzen, um dem großen Gedrange auszuweichen. Dies ist aller¬ dings eine irrige Ansicht, denn wenn die Ausstellungsraume täglich von 25—30.000 Personen besucht wurden, gave es noch mmer tein großes Georange, und wir wunschten, daß es einmal auf diese Prove ankame. Nicht allein für den Geist ist oes Wissens= und Seyenswertyen in der Aus= stellung in Hülle und Fülle gevoren, auch ur die leiblichen Beourfnisse und für das Vergnugen ist bestens gesorgt. Die vor¬ züglichen Bier= und Weinhallen, oas
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2