Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 23, 29. August 1884

Seite 2 Die sorsteinte Tenssteitung. IV. Der Auerhahnbalz. Motto: Wenn der Anerhahn schnalzt, Und der Spielhahn schön balzt, Wenn der Kranzvogl schreit, Ist die lustige Zeit. Unter den verschiedenartigen Jagd¬ Trophaen, welche unsere schone forstliche Ausstellung beherbergt, finden wir in einigen vorzuglich praparirten Exemplaren auch den Auerhayn, die Krone des Feder¬ wildes vertreten. Die Jagd auf denselven, ein ronig¬ liches Vergnugen, durfte dem großten Theile der Besucher der Ausstellung un¬ bekannt sein, und moge es uns somir ge¬ stattet sein, aus nachstehender Schilderung dem geneigten Leser ein Bild derselven zu geben. Der gewaltige Recke Winter vermag mit seinen vereits abgenußten Waffen, ve¬ steyend im Trifolium: „Frosi, Schnee uno Eis“ dem eben burtigen Cumpane „Fruy¬ ling“ nicht mehr Stand zu halten, und wird trotz verschiedener Anlaufe, die er sich nimmt, wiederholt aus dem Sattel geyoven, um schließlich dem jungeren Gegner gänzlich zu weichen und demselben das Feld zu raumen. Der Zeitpuntt des hier geschilderten Kampfes ist derjenige, in welchem die Natur beginnt, ihren Lieblingen das Da¬ sein, welches sie ihnen gegeven, durch die verschiedenartigsten Reize zu versußen Alles veginnt sich zu regen, um sich zu dem bevorstehenden Reigen entsprechend zu rusten. Feld und Walo tritt in eine neue Metamorpyose. Die starren Baumriesen verandern ourch den Beginn der Knospen=, Blatter= und Bluthenentwicktung ihre fur den Großstadt=Menschen traurige Gestalt, die Blumen des Feldes fangen vereits an ihre Kopfchen stolz zu erheven und nicken sich gegenseitig träulich zu, und mitten in all dieser Herrlichreiten kann sich das Thierleven, angeregt durch seine Umgevung, auch nicht passiv ver¬ halten. Bei den ersten warmen Fruylings¬ tagen erscheinen von unseren Tieblingen die Schmetterlinge, als Vorlaufer der Citronenfalter und der Fuchs, um häusig nach ein- oder zweitägigem najeweisem Ge¬ nusse der erwarmenden Sonnenstraylen dem letzten Stoßseufzer des Winters zum Opfer zu fallen. In diesem hier geschilderten Zeitpunkte beginnt nach langer muhevoller Hege und Pflege des Wildes das echte Jägerblut sich zu regen, um angeregt durch die Metamorphose in der Matur, wenn auch keine andere Farbung, so ooch einen rascheren Kreislauf zu beginnen. Die Zeit, die schone Zeit des Hayn¬ valzes tommt immer nayer uno nayer endlich ist sie da! Gegenseitige Fragen: Meldet er schon: yort man allerorts. „Ja aver noch schlecht!“ ist yaufig die Ant¬ wort. „Er glockt nur, üverschlagt nicht und macht kein G'setz'l“, yort man im Anfange seyr häufig. Endlich sind wieder vierzeyn Täge vergangen, während deren „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung.“ er außer dem „Glocken“, „Ueberschlagen“ und „G'setzl“=Machen auch noch die wichtige Pflicht des Vertreters der Hennen zu besorgen hatte, und jetzt: nachdem der Mohr seine Schuldigteir getyan, tann ei gehen, um ruymvoll wie seine Vorfayren auf der rühigen Waylstatt im Hochgevirgs¬ Forste zu fallen. Dieser Moment und seine Vorbe¬ reitungen sind es, welche uns Gelegen¬ heir geben, den echten Jager von dem gewöynlichen „Schießer“ zu unterscheiden. Der Erstere laßt den Häyn vder oie Henne, welche zum Abschusse vestimmt sino, ihr Tiebesgluck, welches schließlich doch dramatisch endet, für den Zeitraum, wel= cher zum Vertreten der Hennen absolut erforderlich ist, genießen, wayrend Letztere den ersten Häyn, welcher melder, unbarmyerzig opfert, gleichgiltig ov der neu gebildete Harem des geenoeren Kam¬ pen einen Ersatz finder oder nicht. Doch genug hievon, indem soeven die Meldung über einige gur meldende Häyne eintrifft. Zwei der majestätischen Kampen steyen auf einer Schlagwand in seyr steilem Terrain, wahrend der dritte an der Grenze der Holzvegetation eine verrummerte Larche mit weitabsteyenden, abgestorvenen Aesten als Balzplaß benußzt. Der Bore, welcher diese Meldung üverbringt, ist ein im Dienste ergrauter Jager, auf dessen Aus¬ pruch man sicher bauen rann. Manchen Häyn hat derselbe schon singen geyort und manchen zu Holze geschossenen suchen ge¬ holfen, unverorossen ausdauernd im Dienste und wäyryeitsgetreu in seinen Meloungen. Zwei alte und ein etwas jungerer Hayn sind somit bestatigt und tonnen die¬ selben, wenn die Witterung gunstig, das heißt, kein starter Wind einkrili, in einem Morgen avgeschossen werden. Der dem für die vestatigten Hahne verhangnißvollen Morgen vorausgeyende Abend ist, wenn auch etwas tuyt, so Zeitlich ooch ganz heiter und sternyell wiro sich zur Ruhe begeben, um Schlag 12 Uhr Nachts vollständig gerustet den Aufstieg, welcher orei Stunden oauert, ve¬ Doch was heißt yinnen zu konnen. — diese Ruhe! Nichts als den Schnalzer des Häynes und das „Osetz'l" yort man im Traume, um nach gegevenem Schusse und gefeyltem Häyne ermudel zu erwachen. Käsch in die Ledernen und ubrigenkleidungs= stücke; den Buckelsack auf den Rücken, eine Tasse Thee zur Erwarmung in den Magen, uno fort geyt es mit dem viederven Ignaz in den finstern Hochgevirgs =Forst, das Todeslied des edlen Necken wieder nach Jähresfrist — zu horen. (Schluß folgt.) Hie vureikenistooksute Seussteiung In Overvaiern soll sich in jungster Zeit ein „Verein zur Erhältung der Na¬ tionaltracht gevilder haben. Verburgt ist diese Nachricht wol nicht, aber sie entoeyrt nicht einer gewissen Beoeuksamteit, — wenn auch die Sache huösch spal kommt. Vor Nr. 23 yundert Jahren ware dazu die richrige Zeil gewesen, denn damais gao es nocy eine Dracht, auch in unsern Gegenden, wo sie jetzt verschwunden ist, wahrend sie z. B. in Tirol sich noch erhalten hat. Oyne den vielen Geschmacklosigteiten, welche die alten Trachten vieten, das Wort zu reden, mussen wir sie ooch im Allgemeinen als reich und schon bezeichnen und dem lebhaften Sinn, der noch für Farve uno Zierraty herrschre, unsere Anerkennung zollen. Ob= wol nicht meyr gerragen, haven sich in den reicheren Familien unserer Gegeno, unter der Aristotratie der Sensenschmiede und Großbauern, die alten Drachten, be¬ sonders des weiblichen Geschlechtes, erhalten; doch auch Mannercostume des Urgroßvaters )aben sich auf die Enkel vererbt. Es ware unmöglich, die Fülle der verschiedenartigsten Kleidungsstucke einzeln zu besprechen. Nur auf einige Grnppen, sowie auf die Figurinen in den Interieurs sei aufmerksam gemacht. Wir lassen auch hier den Damen gerne den Vortrikt, da die schonsten Kleidungs¬ stucke ja ihr reizendes Eigenthum waren. Fm Saale für Gruppe 111 und VII birgt ein Glastasten die kostbaren Brotat¬ kleider, vorwiegend in rotybraunen und rauen Farven=Nuancen, manche von lich= terem geblumtem Stoffe; ganz eigentyumlich it deren Aufpuß mit Blumen und Blattern aus gleichem oder um einen Ton lichterem Stoffe, eine Art des Aufpußes, die wir auch bei den weißen Seidenschurzen und in außerordentlich reicher Weise vei Taufdecken finden. Die Leiochen sino ge= wöynlich rief ausgeschnikten, die Aermel gepufft. Den Ausschnitt des Leibchens ullte das kostbar gestickte Halstuch aus, von denen ein ganzer Kasten voll die männigfächsten Formen zeigt. Wir sehen hier Gazetucher roth mit Silber, weiße und schwarze Seidentucher mit Golo, grune mit Blumen, ein blaues (im Pulte beim Kleiderkasten) mit handoreiter Blumen= Bordure von tostlicher Arbeit, verschiedene fardige Seidentücher mit eingewevten Blu¬ men in reichster Auswahl. Den Kopf vedeckte eine Goldyaube, in der alteren Form weit über die Stirne vorragend, in spaterer torett dem Hinter¬ jaupte sich anschmiegend, mit breiter schwar¬ zer Seidenmasche; auch eine Trauerhaube in Form der Goldhaube ist bemertenswerty. Zu den altesten Formen dieser Kopfbedeckung gehort die Rigelyauve, welche, aus Holo oder Silver, blos die Zopfe varg und mit einer Nadel festgesteckt wurde; sie werden noch jetzt in Overbaiern gerra= gen. Junge Mädchen trügen an Stelle des Teibchens das Scheirel (Jaquer) oyne Aermel, oder das Schnurmieder mit reicher Golostickerei, wie deren das Pult gegenüber dem Eingang in mannig¬ fältiger Auswäyl zeigt; hier sino auch einige gologestickte lieverleiverl, die Abenos zum Hochzeitstanze über das ge¬ wöynliche Leiochen angezogen wurden. Dazul tamen weite, mit Spitzen besetzte Hemd¬ armel uno im Sommer der vreite weiße, innen ebenfalls mit Spißen besetzte Iich¬ teryut; Se. Majestät der Kaiser sagle

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