Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 21, 27. August 1884

Seite 2 Unser Rundgang führt uns nun in den letzten Raum der Abtheilung „Eisen¬ und Staylgewerbe“ und wir werden nachstens bei der Collection der Messer¬ fabritanten Scharringer in Steyr veginnen. Hus Grueowenosest una ite Eitnulkung ler Gearnktuset. Am verflossenen Samstag mit dem ersten Frühzuge kamen mehrere Feuerwehrvereine an und wurden dieselben von einem gemischten Co¬ mite, bestehend aus Waffenfabriks- und städtischen Feuerwehrmännern empfangen, jeder Zug brachte nene Gäste, wovon der größte Theil in Massen¬ quartieren, der übrige Theil in Privatwohnungen untergebracht wurde. Um 7 Uhr Abends war Zusammenkunft im Casino, wo die Musikcapelle der Tratten¬ bacher freiwilligen Feuerwehr spielle, um 9 Uhr unter Vorantritt der Musitcapelle Abmarsch au den Ansstellungsplatz, an welchem circa 600 Feuerwehrmänner theilnahmen. Die Gäste waren entzuct sowol von der Ausstellung als auch von der wundervollen Beleuchtung und kneipten so¬ dann noch lange in der Schwechater Bierhalle. Sonntags Fruh war Tagreveille und Em¬ plang der ankommenden Gast: mit den Früh¬ zugen. Hierauf folgte die Aufstellung der fremden Feuerwehren in der Mittergasse. Die frei¬ willige Waffenfabriks=Feuerwehr rangirte sicy mit ihren Geräthen in der Sierningerstraße, wah¬ reud sich die städtische mit allen drei Trains am Stadtplatze ordnete. Anwesend waren 41 Feuerweyren mit 72: Mann, hiezu die beiden hiesigen Feuerwehren mit 520 Mann, welche nebst den Gasten die Summe von über 1320 Köpfen ergeben. Mit Musik betheiligten sich die hiesige stadtische Feuer¬ wehr, dann jene von St. Peter in der Au, Sierning, St. Florian und Trattenbach. Fremde Feuerwehren waren erschienen von: Krumau, Leonfelden, Leoben, Peuerbach, Aussee, Vordern¬ berg, Meidling bei Wien, Ischl, Wien 9. Bez, Perg. Aschach a. d. Donan, Molln, Grünburg Mitterndorf, Oberzeiring, Trattenbach, Lasverg Mauthausen, Trofalach, Liezen, Neumartt. Steier¬ mark), Gratwein, Freistadt, Linz, Stadl Paura, Hollenstein a. d. Ybbs, Losenstein, Haag N.=Oe., Sierning, Letten, Unterhimmel, Traun bei Linz, St. Florian, Lambach. Funshaus, Gumpolds= tirchen. Urfahr=Linz, Wels, Brannau a. Inn, Sechshaus. Um circa 9¼ Uhr ging der Zug unter Vor¬ antritt der Musik von der Sierningerstraße mit der Wasfenfabrits=Feuerwehr an der Spitze anf den Stadtplatz, wo sich die stadtische Feuerweyr dem Zuge anschloß. Am Stadtplatze wurde der Zug von den Ehrengasten erwartet, worunter sich Herr Josef Werndl und tais. Rath und Bürgermeister Pointner befanden, welche sich unmittelbar an den Zug der freiwilligen Waffen¬ fabriks=Feuerwehr anschlossen. Die Waffenfabrits¬ und die stdt. Feuerweyr schweukten über den Gsang¬ berg ab und nahmen beim proponirten Brandplatz zur Uebung Aufstellung. Die Gäste zogen unter Vortritt der Musikcapelle durch die verlangerte Schweizergasse auf den Festplatz, wo die Ent¬ hullung der Gedenktafel vorgenommen werden sollte. Auf der Tribüne nahmen die Eyrengaste und Commandanten der fremden Feuerwehren Platz, um sich vorerst die Hauptubung anzusehen, welche der Commandant der Waffenfabrits=Feuer wehr Herr Otto Schönauer leitete. Auf da¬ Signal zum Angriffe rückten sosort alle Traine an das Brandobject und traten alsbald in Action. Als Brandobject wurde das Object IX der Waffenfabrik angenommen, u. zw. wurde proponirt, daß der Brand am nördöstlichen Thenle des Gebandes durch einen kraftigen Nordwind schon so weit vorgeschritten sei, daß die Nettung dieses Theiles unmöglich, daher der Angriff de Waffenfabriks=Feuerwehr im Mitteltracte und der des 1. Trains der städt. Feuerwehr am südlichen Theile des Gebäudes erfolgen musse. Der II. Trau nahm zum Schutze der Huver'schen Maschinen¬ „Steyrer Ausstellungs-Zeirung.“ sabrik und der nebenliegenden Schleife der Wat¬ enfabrik Aufstellung. Huber's Maschinenfabrik wurde mittelst Steckleitern angegriffen, die Schleife mittelst Schubleiter. Der III. Train nahm das Anböck'sche Bräuhaus mit Steck= und Schubleiter in Angriff. Die Sanitäts=Abtheilung der städ¬ tischen Feuerwehr stellte sich am freien Platze am Kohlenmagazin auf, dessen Dach vor allfalligem Flugfeuer durch einen Strahl geschützt wurde. Die Uebung war in allen Details seyr prä¬ cise ausgefallen und fand allseits die vollste Anerkennung. Es gewährte einen höchst maleri¬ schen und geradezu imposanten Anblick, wenn das Ange von der Festtribüne aus den ganzen Platz übersah, der im Glanze der Sonne er¬ trahlte. Aus dem lieblichen Grun, das die krystallhellen Fluthen der Steyrarme vielfach durchschneiden, über welche zahlreiche Brucken uhren, heben sich die weißen Hauser und Colossal¬ jebäude der Fabritsobjecte hervor, an welchen letzterem die tuhnen Feuerwehrmänner empor¬ kletterten und emsig arbeiteten. Dentt man sich dazu den ganzen weiten Platz und die Brücken mit Tausenden von Menschen besaet, aus denen sich wieder die kleidsamen Uniformen und Helme der Hunderte von Feuerwehrmannern farben¬ reich abhoben, ließ man den Blick in die Runde schweifen, um links das pittoreste Mauerbild Steyrdorf's mit der hoch agenden Michaelerkirche, rechts das aus grunen Hugeln hervorschimmernde Schloß Rosenegg zu sehen, während das helle und bewimpelte Ausstellungspalais von oben veruntergrußte, rückwärts die zerstreuten Hauser Aichet's abschlossen, so mußte dieser herrliche An¬ blick einen geradezu fascinirenden Eindruck machen. Nach Beendigung der Uebung war Aufstellung der Gerathe langs des Brandobjectes, worauf die Mannschaft auf den Enthüllungsplatz abrückte. Als die Festaufstellung beendigt war, hielt der Obercommandant der freiwilligen Waffentabriks¬ Feuerwehr Herr Otto Schönaner, welcher auf einer zu diesem Zwecke hergerichter u Trivnne stand, nachstehende Festrede: „Hochverehrte Festgäste! Vier Jahre sind verflossen, seit unser allergnadigster Herr und Kaiser unsere Stadt mit seinem allerhöchsten Besuche beglückte. Freudigen Herzens gedenken wir noch des Tages, als Se. Majestät die damalige Ausstellung und die Waffen¬ abrik einer eingehenden Besichtigung würdigte. Unvergeßlich ist aber für uns Feuerwehrmänner derjenige Augeublick, als Se. Majestät die an diesem Platze aufgestellte Freiwillige Fa¬ briksfeuerwehr inspicirte und allergnädigst die Abhaltung einer Schauübung anznordnen ge¬ tuhte. Wie dieselbe ansgefallen, wissen Sie ja Alle, die daran theilgenommen. Des Kaisers, unseres erhabenen Monarchen, Lob und Dank, wurde uns aus seinem eigenen Munde hier an dieser Stelle zu Theil. Allen Feuerwehrmännern, die damals mitwirkten, ist jener Moment in glück¬ lichster Erinnerung. Um aber diesen Moment sestzubannen, haben wir den Entschluß gefaßt, ans Dankbarkeit für die gnädigen Worte unseres er¬ habenen Monarchen an demselben Hause, wo die Uebung stattfand, eine Gedenktafel zu errichten, die in fernen Zeiten den Geschlechtern zeigen wird, welch' hohe Auszeichnung uns zu Theil wurde und wie wir dieselbe geehrt. Der heutige Tag ist für uns ein wahrer Festtag; Sie Alle, hochverehrte Festgäste, sind gekommen, um Zeugen einer Handlung zu sein, die für uns die großte Ehre, für das gesammte Feuerwehrwesen von gro¬ gem Nuhme ist, indem wir Se. Majestat unsern allergnädigsten Herrn und Kaiser als wahren Freund und eifrigsten Förderer des Feuerwehrwesens ver¬ ehren. So möge die Hülle fallen, indem ich aus¬ rufe: Gott erhalte, Golt segne, Gott schutze unsern allergnädigsten Herrn und Kaiser und das erlauchte Kaiserhaus! Gut Heil!" Nach dieser Rede, welche mit sturmischem Beifalle aufgenommen wurde, intonirte die Musil die Volksyymne, die Hornisten vliesen den Ge¬ neralmarsch, die Anwesenden entoloßten ihre Haupter und die Hulle fiel. Die Erinnerungs¬ tafel, welche die Inschrift tragt: „Zur Exin¬ nerung an die Uebung der Freiwilli¬ gen Waffensabrits =Feuerweyr vel Alleryöchster Anwesenyeit Sr. Majestat Franz Josef 1. am 23. August 1880“, Nr. 21 nimmt sich sehr hübsch aus. Sie ist aus wei¬ tem Marmor im Renaissance=Style gemeißelt, ein aufgerolltes Blatt mit Feuerwehr=Emblemen darstellend, in dem die obigen Worte mit gothi¬ scher Schrift, die Ansangsbuchstaben in Gold und reich verziert, gravirt sind. Die Tafel ist weithin sichtbar. Hierauf erfolgte das Abrücken der Feuer¬ wehr zu den aufgestellten Geräthen Häste nahmen in der Directionsstraße Auf¬ stellung, worauf die beiden hiesigen Feuer¬ Die wehren vor den Gästen defilirten. Musit spielte den von Herrn Franz Bayer eigens für dieses Fest componirten sehr ge¬ falligen Festmarsch. Sodann rückten die Feuer¬ wehren in ihre Depots ab, die Gäste versammelten sich im Kneiplocale „zum blauen Bock“ und er¬ folgte um 1 Uhr der Abmarsch zum gemeinsamen Mittagsmahle in Eiselmeyr's Casino. Um 2 Uhr Nachmittags nahm das Festessen seinen Ansang. Dasselbe hatte einen seyr gemüthlichen, ja herzlichen Charalter und war überaus zahl¬ reich besucht. Mehr als 200 Feuerwehrmanner saßen an den drei langen Tischreihen des pracht vollen großen Saales, in welchem vor Kurzem erst anläßlich des Concertes des Wiener Männer¬ gesang=Vereines die elektrische Beleuchtung ein¬ geleitet worden war. Am oberen Ende des Saales hatten an der Auertafel die geladenen Ehrengaste theilgenommen. Es waren dies die Herren: Bürgermeister kaiserl. Rath Pointner, Dr. Hochhauser, Abg. Wickhoff, Burger¬ corps=Hauptmann Bichlen, der Overcomman¬ dant Klein und zahlreiche Chargen der stadt. Freiwilligen Feuerwehr, darunter die Herren Lang, Engl, Koller, Haller, dann Herr Hölzlyuber, der Obmann des Veteranenvereins Herr Pilat, Herr Stadtsecretär Hähnel, die Herren Strachowsky und Piazzi, die Herausgeber der Steyrer Ausstellungs=Zeitung Herr Redacteur Emil Haas und Herr Dr. Lindau. Die Suppe war kaum seivirt, als stürmische Hochrufe und allgemeines lang an¬ dauerndes „Gut Heil“ den Saal durchvrauste: Herr General =Director Josef Werndl war erschienen und er wurde besonders von den an¬ wesenden fremden Feuerwehrmännern so herzlich begrußt, daß er kaum zu seinem Platze an der Sofort erhob Ehrentafel gelangen tonnte. sich nun der verdienstvolle Overcommandant der Feeiwilligen Waffenfabriks=Feuerwehr, Herr Otto Schonauer, um in Anvetracht dessen, daß Herr Werndl wegen des angemeldeten Eintreffens Sr. Excellenz des Herrn t. k. Kriegs¬ ministers Graf Bylandt nach dem Bahnhofe eilen mußte, den eisten Toast auszubringen. Redner vegrußte die Anwesenden in herzlichen Worten, sprach seinen freudigen Daur für das so zahlreiche Erscheinen der auswärtigen Feuer¬ wehrvereine aus; die Waffenfabrits=Feuerwehr ei mit Recht stolz darüber und werde es stets im Andenten bewahren, daß sie durch eine solch großartige Theilnahme an ihrem Feste geeyrt worden sei. Dieses Fest sei aber nur möglich gewesen durch die große Munificenz des hohen Protectors der Fabriks=Feuerweyr, Herrn Jose Werndl, welchem Redner nun ein begeistertes „Hoch ausbringt, das mit nayezu endlosen, turmischen „Gut Heil“=Rufen acclamirt wurde. Generaldirector Werndl erwiderte: Was er für das Zustandekommen des Festes gethan, habe er nur als seine Pflicht erachtet; er schatze die Waffenfabri:sfeuerwehr, wie jede Feuerweyr joch, weil sie ein patriotisches und gemeinnutziges Institut seien und Alles für ihre Mitbürger tyun, in Stunden der Gefahr ihre ganze Kraft einsetzen. Herr Werndl sprach gleichzeitig sein großes Bedauern aus, die Versammlung jetzt chon verlassen zu mussen, und brachte mit dem Wunsche, daß unter den Feuerwehren überall aufrichtige Herzlichkeit herrsche, ein „Hoch" auf die ganze Versammlung aus. Mit geradezu frenetischem Juvel wurden diese mit herzlichstem Tone gesprochenen Worte von allen Anwesenden begrußt, und zahllose „Gut Heil“=Rufe begleiteten Herrn Wernol, als dieser nun den Saal ver¬ ließ. — Den folgenden Toast brachte Herr Bür¬ germeister tais. Rath Pointner aus, welcher vor Allem Namens der Stadt den beiden hiesigen Feuerweyren den Danr und die vollste Anerken¬

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