Seite 2 lich verloren geht. Wir mussen aber con¬ statiren, daß viel Zeit und Fleiß ange¬ um diese reiche wendet werden mußte, Collection fertig stellen zu tonnen. Im nachsistehenden Schrante sind die Erzeugmisse der Firma Simon Sergt in Steyr untergebracht. In 8 Tableaux eingetheilt, finden wir diverse Messerschmiedarbeiten, als: Kuchen=, Fleischer=, Chatreßmesser, Tafel= und Desserr¬ bestecke, deren Ausführung vom besten Wollen und Können obiger Firma Zeug¬ niß gibt. Besonders zu erwaynen ist die An¬ wendung der Technit, des Aetzens uno Gravierens bei einzelnen Faoritaten. Die exponirten durchgebrochenen Messer und Gabeln sind gut in der Ausführung, konnen aber nur als Ausstellungsstucke ve¬ trachtet werden, da dieselben practischer Verwendung nicht entsprechen. Die Fortsetzung unserer Ausführungen folgi in nachster Nummer. Hie socstitute Sensstelung. 111. Die Gemsen. Bei dem Eintritte in die forstliche Abtheilung der Ausstellung im Ausstel¬ lungs=Palais erfreut sich unser Auge in dem ersten Zimmer der k. k. Forsi¬ direction Gmunden an den als Wand=Decoration angebrachten Holz¬ chnitzereien der Familie Heißl. Diese Schnitzereien steulen Hirsche uno Gemsen in verschiedenen Stellungen dar. Neven der Gmunoner Ausstellung finden wir einige Gemstopfe mit av¬ normen Krickeln, in der Ausstellung des Grafen Lamvergendlich seyen wir einen ausgestopften Gemsvock und einige Gruppen starter Gemstrucken. Wir leben der Ansicht, daß unter den vielen tausenden Besuchern der Ausstellung ein Großtheil noch nie die personliche Be= tanntschaft des edlen Gemswildes gemacht hat und über dessen Leven, Tieven und Leiden seyr unklare Begriffe besitzt, wol auch dem Glauben huldigt, der Gems¬ vock trage den als Hutschmuck hochgeschatzten sogenannten „Gamsbart" unterm Kiene und das Wildpret des Gemswildes sei seyr zahe und unschmackhaft, wäyreno es unter der Firma „Reybraten“ reißend Absay findet, diesem Theile unserer Besucher widmen wir die nachfolgende tleine Seizz¬ über das Gemswild und hoffen zugleich, daß so mancher Gonner und Freuno der schönen Hochgebirgsjagd uno so mancher Brüder in Hubertus diese Zeilen nicht ganz unbefriedigt aus der Hano legen werde. Mit der Vegetationsgrenze unserer Hoch¬ walder beginnt die eigentliche Heimat der Gemsen und reicht hinauf vis zu den hochsten Firsten unserer Hochverge. In den unzäyligen Terrain=Falten und Falichen der Berge, heute im schutzenden Tatschenoicicht oder unter dem Schirmoacht einzeiner über den Hochwalogurtel hinauf¬ steigender Fichten und Larchen, morgen „Steyrer-Ausstellungs -Zeitung.“ auf schroffen, tahlen Steinwusten oder am Rande von Schneefeldern und Glerschern, ja selöst auf dem blanten Firne, woyni diese einzige Antilopenart unseres Erd¬ theiles und belebt die sonst oden uno starren Kamme des Hochgevirges in reizender Weise Die Gemsen halten sich gerne in großeren oder rieineren Rudeln, uno sino es insbesondere die Kißgaisen mit ihren Sproßlingen der letzten paar Jayre, welche sich in oft seyr zählreichen Gesellschaften zu¬ ammenrudeln, wayreno die alteren Bocke gerne den Einsiedler vom Berge spielen und oft, um dem Tarme und der Unruye der Kinderstube zu enigeyen, hinaosteigen in die tiefer gelegenen Regionen des Hoch¬ Wenn aber im Novemver die waldes. ersten heftigen Schneesturme die Spitzen der Berge versilbern, treibt auch diese alten murrischen Burschen der allgewaltige Natur¬ trieb der Racenerhaltung hinauf zu Kampf und Tieve. Ganz reizende Bilder zeigen sich dem Auge des Jagers und Marurfreundes, wenn es ihm gelingt, an einen Rudel Gemswilo heranzukommen uno er ungeäyni oas Familienleben der schonen Thiere veovächten tann. Iusbesonders interessant gestalten sich solche Beobachtungen im Hochsommer. Die Gemsen steyen dann mit besonderer Vorlieve in den Schatkenseiten der Berge am Rande von Schneefeldern, und währeno die Gaisen in rühiger Beschaulichteit nieder¬ gethan sind und ihr Frühstuck wiederrauen, uhren die bereits traftig entwickelten Kißen uno auch anderes junges Volk die ergo߬ lichsten Spiele und Scheinkampfe auf, und erreicht das Vergnugen seinen Hoyepunti in der Ausführung einer Schlittenfayrt über die steilen festgevackenen Schneefelder. Solche idyllische Ruhe erfährt aver nur su haufig eine unlieosame Storung. Irgeno ein verratherischer Luftzug har einer alten erfahrenen Gais die Nahe eines Feindes angezeigt oder der scharfe Schrei eines Jochgeiers, neben den Menschen der ge¬ fäyrlichste Feind der Gemsen, hat von einem fernen Felsgrat herubergetlungen, und die Situation andert sich ploßlich. Zu Ende sino Spiele uno Schlittenfährt, oas junge Volr flüchter in die Nahe der Mutter, welche alle Sinne anspannen, um das Wesen der drohenden Gefähr zu ergrunden. Sie konnen stundenlang in gespannkester Auf= mertsamteit veryarren, uno steur es sich endlich heraus, daß jede Gefähr verschwunden ist, so ist den ringen Thieren doch der gule Humor verdorden uno das fröyliche Spiel will nicht meyr recht geyen. Im Sommer tragt die Gemse ein Kleid von gelber Farve in verschiedenen Nuancen, und ist die ganze Erscheinung ourchaus nicht imposant; haden die Gemsen sich aver gegen den Herost zu verfaror und das Winterkleid angezogen, so ist ihre Erschei¬ nung eine ganz andere, uno ein starter Bock in seinem pechschwarzen Rocke, mir dem georungenen Hals, der oreiten Brust ino dem weyenden Barte langs des Ruck= grates ist nicht nur eine seyr schone, son= dern auch eine imponirende Thierfigur. Die Gemsen sino außerst genugsäme Nr. 19 Thiere und verschmahen, ganz entgegenge¬ ett allen anderen Wildarten, alle ihnen von Menschenhano gebotenen Nayrungsmittel, nur Salz neymen sie mit großer Vorliebe und sind daher zaylreiche Saiz¬ lecken zur Erhaltung eines guten Gems¬ tandes unumganglich notyig. Im Fruhing, Sommer und Herbst vieren die zarten Alpengraser den Gemsen die vorzuglichste Nayrung, und erst der Eintritt großer Schneefalle bringt für einige Zeit Mangel. Doch auch da weiß sich die Gemse zu helfen; sie zieht sich in tiefere Tagen, selbst ois in die Waldregion herab uno näyrt sich von Moos und Barkflechten. Wie aver großere Kalte den Schnee in den Hochlagen festgemacht und der Sturm so manche Wind= decke freigeweyt har, ist sie wieder auf ihren lieden Hohen uno findet ihr Fortkommen leichter, als dies wol dem Be¬ woyner der Evene gläublich erscheinen mag. Ist einmal der Fanner uverstanden, steyr die Sonne wieder yöher, so vervessert sich die Tage des Gemswildes auch. Zählreiche Lawinen legen den Boden offen, die Sonne julft nach und auch der Gemse ist geyolfen. Aber auch in anderer Weise sorgt die Narur für das Gemswild. In den Kalt¬ alpen wenigstens finden sich zahlreiche hoylenärtige Einbuchtungen des Gesteins, in welche Schnee und Sturm nicht ein= dringen ronnen; wenn es dann in den Bergen gar zu arg wettert und sturmt, ziehen sich die Gemsen in diese Einbuch= tungen zuruck und harren darin geouloig uno oyne Näyrung mehrere Tage, ois der Sturm ausgekobt. — Die Jäger nennen olche Zufluchtsorte „Gamsstalle, und nicht mit Unrecht, denn der Boden dieser Schlupfwintel ist oft spannyoch mit der Losung der Thiere bedeckt, ein Beweis zu¬ gleich, daß die Gemsen diese Plaße seyr häufig venutzen. So harmlos und unschadlich das Gems= wild sich auch vetragt und so seyr es sich dem Auge des Menschen zu entziehen weiß, ist es gerade jene Wildgattung, deren Jago zu den nooeisten Passionen geyort, neostoei aber auch von jedem echren Ge¬ virgsjäger jeder anderen Jago vorgezogen wird. Man jagd die Gemsen entweder in Dreiojagden oder auf der Pursch. Erstere Jagomerhode ist selbstverstand= lich bei gur besetzten Gemsrevieren die bequemste uno zugleich erfolgreichste. Ins= besondere dort, wo die Trieve von oben nach unten oder umgekeyrt geführt werden konnen, lassen sich glanzenoe Resultare erzielen, da die Gemsen sich vergav oder vergauf seyr leicht treiven lassen. Seiten¬ triebe in steilen, scharfen Gevirgszugen sind immer undankbar, da sich die Gemsen nicht eitlich treiben lassen und ein Großtrieb des Wildes schon im Trieve vergao oder vergauf ausbricht, auch sind solche Seiten¬ agoen gewoynlich mir vescywerlichen Austiegen für die Schutzen und oft gefähr¬ lichen Gangen für die Treiver vervunden. Bei allen Gemstreibjagoen ist neostbei die Jagogesellschaft ganz und gar abhängig vom Wetter uno sino die Stunden, welche
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