Seite 4 ehemalige Bierhalle, jetzt Fabrik fur Dynamo-Maschinen und Bogen lampen, wo Herr Strachowsty die Ehre der Führung genoß; von hier weg wurde die Abtheilung für Erzeugung von Gluylampen besuchi, woselosi Herr Dr. Puluj die nothigen Auf¬ tlarungen gav. linterdessen haiten sich die Mitglieder der verschiedenen Comites im Aus¬ stellungs=Palais versammelt und vor dem Parkeingange die Burger¬ garde mit ihrer Musitcapelle Posto ge¬ faßt. Zur festgesetzten Stunde. 10 Uhr, erschienen die Wagen; die Burgergarde salutirte unter dem Spiele der Volts¬ hymne, wayrend auf der Ennsleithen die Poller gelost wurden. Se. Majestai wurde von dem Obmanne des Central¬ Comies, Dr. Joy Hochyauser am Fuße der Treppe empfangen und auf die Estrade unter den Kaiser=Pavillon ve¬ gleitet, woselbst der Kaiser die Begrußung seitens des Obmannes entgegen zu neymen geruhten, der seiner hoyen Freude Aus¬ druck lieh, daß Se. Majestar dieser für die fernere Entwicktung der Stadt Steyr so hochwichtige Ausstellung die Ehre seines allerhochsten Besuches angeoeihen lasse Se. Majestat erwiederte, daß es ihn seyr freue, die Ausstellung in Steyr besuchen zu tonnen, daß er dem ganzen Unternehmen einen sehr glücklichen Erfolg wunsche und über die vielfachen Aeußerungen der Burgertreue außerordentlich erfreut sei. Hierauf besichtigte Se. Majestat die ver¬ chiedenen Abtheilungen und hatte die Gure, vom Obmanne des Central=Comite's Herrn Franz Tomitz den Caralog der Aus¬ stellung, den Rechenschafts=Bericht des Gewerve=Vereines fur 1883 uno die Plane der Villa und der Inoustriehalle, gezeichnet vom Civil=Geometer Weitlaner, ent¬ gegen zu neymen. Nach eingeyender Be¬ sichtigung der Ausstellung, wovei meyrere Aussteller die Ehre hatten, Sr. Majestat vorgestellt zu werden, führen Hochoieselben über die Carl=Ludwigstiraße zur In¬ dustrie=Halle uno von hier in die culturyistorische Aussteilung im Burgerschulgebaude. Das Comite mit dem verdienten Ob¬ mann Herrn Tomißz an der Spitze em¬ pfing den Kaiser imVestibule uno geleitete alleryöchst denselden in das zweite Stockwert, woselost Se. Majestat die einzeinen Raume zu besichtigen geruhten; in der Gruppe IA, „Gemalde und Bilder alterer Schulen, haiten Maler Stern, in Gruppe VIII, „Kirchliche Kunsi, woselbst die Herren Bischofe und Pralaten Se. Majestat erwarteten, Projessor Frant, in den Gruppen 111, „Waffen uno Wappen und VII, „Volks= und Standestrachten Projessor Dr. Widmanu, in den Gruppen und 11 „Prahistorische uno romische Altertyumer und „Urkunden, Orisbilder, Druawerke, Munzen uno Medaillen even¬ faus Professor Dr Wiomann die Eyre der Führung; hier geruyten Se. Maje¬ spat sich auch Herrn Krarer, Besitzer der interessanten Munzsammtung, vor= „Steyrer - Ausstellungs - Zeitung.“ stellen zu lassen. In Gruppe VI, „Ge¬ verbliche Erzeugnisse“ waren die Herren Peteler jumor uno Fachvorstand Rißin= ger, in Gruppe 1V, „Iunungswesen“ Dr. Widmann und in den Interieurs Domann Tomitz an der Seite Sr. Ma¬ estat, welcher sich um vielfache Details der ausgestellten Gegenstande errundigte und überall seine hohe Befriedigung üver das Gesehene auszusprechen geruyre. Auch die Permanente Gewerveausstel¬ lung wurde der Eyre eines Besuches ge¬ wurdigt und dann die Fayrt zum Bayn¬ yofe angerreten, wo Se. Majestat sich von den hervorragendsten Begleitern in liebenswürdigster Weise verabschiedete, den Herrn Burgermeister und dem Oomann Dr. Hochhauser gegenuver wiederholt eine Freude über das in Steyr Gevorene, das seine ohnedies yoyen Erwartungen uvertroffen have, Aus¬ druck liey uno den Hofsalonwagen bestieg, der Punit 12 Uhr unter den Klan¬ gen der Voltshymne, den begeisterten Hochrufen der Anwesenden und dem Krachen der Poller sich in Bewegung setzte. Noch¬ mals grußt Se. Majestat vom Fenster des Waggons, nochmals erschallen die Hochrufe, und schon hatte die unvarmyerzige Tocomotive Jyn weggeführt, der für vierund¬ zwänzig Stunden unsere Vaterstadt zu allerhöchstseiner Residenz gewäylt und hier freudengeveno, woylthäkenspenoeno geweili, wie ein gutiger Vater in der Mitte seiner lievenden Kinder: Hie tukturkistooisute stussielluna Waffentrophaen, Fähnen, Bannertrager, Fanfarenolaser in den Tanosknechtscostumen des Steyrer Festzuges von 1880 lassen uns teinen Augenblick in Zweifel, daß wir den Saal für Gruppe 111 „Waffen uno Wappen" betreten haden; vunigestickte Halstucher, Seidenkleider, gologestickte Mie¬ der scheinen damit im Contraste zu steyen, sie vilden Gruppe VII „Volrs= uno Standesirachten“ ooch latt sich eine Brucke zwischen oiesen uno jenen woyl denren. Beide Gruppen sino jo reichhältig, daß von einer Numerirung der einzelnen Objecte abgeseyen und nur einige Hauptstucke specienl aufgezäylt wur¬ den. Auch an dieser Stelle ronnen wir nichts Anderes thun, uno wollen nur ver= uchen, wenigsens die Waffen nach einem gewissen Principe zu jondern und zu beschauen. Die“ sämmilichen Waffen werden in Schutz= uno Trutzwaffen, die letzteren in Nay= und Fernwaffen eingetheilt. Von allen diesen Haupt- wie den diversen Untergatkungen haven wir in unserer Sammlung ganz vorzügliche Muster. Die Schutzwaffen, welche Schut gegen feindliche Schadigung gewäyren ollen, gehören großtentheils der Ver¬ gangenheit an uno so sinoen wir auch hier häupisächlich altere Objecte, unter denen den ersten Rang, was Selten¬ heit wie Schonheit anderrissi, die deut¬ Nr. 16 sche Sturmwand aus Enns, Nr. 63, mit dem Biloe des hl. Georg einnimmi, sie ist ein mit Teinwand üverzogener Holz¬ schnitt aus dem 13. Jähryunderte uno von hochstem Wertye, da nur meyr seyr wenige ähnlicher Art existiren; unsere Nachvarstadt Enns, welche dieses Kleinod zur Ausstellung freundlichst überließ, ve¬ sitzt noch einen zweiten Schild solcher Art, ein Besitztyum, wozu sie nur zu ve¬ gluckwunschen ist! Sonst sino hier nur noch zwei turrische Rundschilde zu erwäynen (Nr. 70, 71), die dem Kloster Kremsmunster geyoren. Von Panzerstucken alterer Art ist nur ein Panzeryemd Nr. 174) vorhanden, das vorzuglich er¬ halten ist. Die Kurasse, wie Nr. 123, 124 und Anderes und die Eisenhauven, Morians, sind besser vertreten. Uinter letzteren sind einige hubschere Formen ve¬ mertenswerty, wie Nr. 182 U. A. Viel reicher vertreten sind der Natur der Sache nach die Trußwassen, o. y. jene Waffen, welche zur Schädigung oes yeindes dienen. Sie werden in zählreiche Gruppen und Untergruppen eingeiheilt, von denen uns zunachst oie Nay- oder olanten Waffenfesseln, eine Fülle von Gestaltun= jen, vom mächtigen Flamberge vis zum zierlichen Dolch, von der wüchtigen Helle¬ barde bis zum modernen Bajoneit: Be¬ achtenswerthe Flamberge oder Zwei¬ yander sind der zunachst üver dem Ennser Schilde hangende, Nr. 32, und die über der Thure getreuzten (Nr. 122), welche großtentheils aus dem reichhaltigen Archive von Enns, tyeils von Steyr vei¬ gesteut sind (wie 68,73); kleiner, aver noch immer wüchtig genug sind die Reiter¬ chwerter des 10. Jahryunderts (Nr. 29 vis 31) und die Savel, wie die ungarischen, Nr. 5 uno o, 65, 66. Aus den zayl¬ reichen Degen tonnen wir nur wenige hervorheven, wie die zierlichen Noccoco¬ die Hirschfanger Degen Nr. 100, Nr. 78, den Degen Nr. 181 mit einem elegant in Eisen geschnittenen Griff; eine ganz eigen¬ thumliche, evenso zierliche wie gefährliche Waffe sino die beiden Dolche Nr. 137, zwei ogenannte spanische Linthander, zum Durch= vohren der eisernen Rustung, dayer Panzer¬ techer geheißen. Von Dolchen sino unter Nr. 138 meyrere von venerianischer Form, unter Nr. 141 von schorrischer Form zusammengestellt; der werkyvollste ist der deutsche Springdolch aus dem 10. Jähryundert (Nr. 139), ein Stua, das zwar nicht meyr den Originalgriff zu haben scheint, aber doch einen äynlichen Dolch in den Waffensammlungen im Ar¬ tillerie=Wuseum in Wien üverkrifft. Nicht uninteressant ist ein breiter Dolch aus dem 15. Jäyrhunderte, eine sogenannte Ochsenzunge (Nr. 140). Unier den Hirschfangern verdienen ihrer runstvoll aus Eifenvein jeschnißzter Griffe wegen Nr. 143 uno 144 Nicht minder groß als Bewunderung. die Anzahl der Stich=, ist die der Hied¬ waffen; beide Zwecte vereinigt die Helm¬ varre, von welchen uns eine bebeutende Anzahl von Exemplaren zahlreiche Formen aus" dem 14.—17. Jährhundert zeigen.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2