Seite 4 sche Heiterkeit und jubelnder Beifall die „Künstler lohnte, die denselben mit ge¬ bührendem Selbstbewußtsein entgegen¬ nahmen, insbesondere Herr „Kropa¬ chet, welcher sich auch den wie Herr Chormeister Kremser schon vorher angekündigt — von ihm eigens bestellten Torvertranz (ein phan¬ tastisch gezierter Reisigesen) freudig ge¬ rührt überreichen ließ, was neue Sturme von Heiterkeit hervorrief. Der frohe Ent¬ siasmus erreichte seinen Höhepunkt, als das „Udel=Quartett die Tribune bestieg und in seiner unvertroffenen Weise mir drastischer Komit pointirten Vortrage die Quartettlieder: „Am Grenzwall, Ge¬ dicht von Scheffel, und das Inserat „Thei¬ Lose“ sangen. Das Auditorium wollte chier sterben vor Lachen! Die Zeit war auf diese Weise nur zu schnell vorgeruckt und Herr Chormeister Kremser mahnte die Sänger des Wiener Männergesangs=Vereines zum Aufbruche, da sie morgen Früh in der Stadtpfarrkirche die „Messe“ von Schubert singen wollten. Er lud alle Sänger ein, zum Schlusse des heutigen Abends gemeinschaftlich das Deutsche Lied unter der Direction seines „Freundes und Collegen“ Todisch zu singen, was mit lebhafter Acclamation auf¬ genommen wurde. Alsbald erbrausten die heyren Accorde dieses erhabenen Liedes und verlangen unter dem enthusiastischen Bei¬ alle des Publicums, welches sich von den Sitzen erhob, — und unter stürmischen Hochrufen auf das deutsche Lied und den deutschen Geist trennten sich die Sänger¬ Als sie ins Freie traten, lachte ein sternenbeseter Himmel auf sie herunter und erfüllte sie mit frohen Hoffnungen für den morgigen Tag. Tages=Treuigkeiten vom Oeste. Steyr, 19. August. Der Herr Burgermeister kaiserl. Rath Poininer erhielt heute Fruh von Sr. Excellenz dem General=Adjutanten Herrn Feldzeugmeister Baron Mondel die telegraphische Mittheilung daß Se. Majestät der allergnädigste Herr und Kaiser die Aufstellung eines Ehrenpostens des hierortigen Bürgerkorps vor dem Eingange in das Hoflager wahren Allerhöchstdessen Anwesenheit in Steyr, hulovous genehmigt hat. Das Kaiserfest in Sinzinger's Bierhalle am Ausstellungsplaße war von beinahe sämmtlichen Mitgliedern des Bur¬ jercorps und zahlreichen Gästen, nament¬ lich Damen besucht. Es waren auch er¬ chienen der Herr kaiserl. Rath und Bur¬ germeister Georg Pointner mit seiner Gemalin, der Herr Kreisgerichtspräsident v. Weismayr, der Herr Reichsraths= Abgeordnete Wickhoff, die Herren Ge¬ meinderäthe Lanosiedl, Kutsch, Huret. Den Reigen der Toaste eröffnete der Herr Burgerkorps=Commandant Haupt= mann Bichler mit einem patriotischen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, das „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung.“ bei dem Klange der Volkshymne mit enthusiastischem Jubel aufgenommen wurde. Hierauf folgte ein Trinkspruch des Herrn Burgermeisters auf das patriotische Wirken des Burgerkorps, auf seine Bereit¬ willigkeit, in der Stunde der Gefahr für das öffentliche Wohl einzutreten, und schloß mit einem herzlichen Hoch auf den ver¬ dienstvollen Burgerkorpshauptmann Buch¬ ler, das mit lebhaftem Beifalle acclamirt wurde. Hierauf kostirte der Herr Haupt¬ mann Bichler auf das Wohl des Herrn kaiserl. Rathes und Burgermeisters Georg Pointner und der Stadt Steyr, welcher Toast sich ebenfalls der lautesten Zustimmung erfreute. Nach einiger Zeit erhob sich wieder Herr Hauptmann Bichler, um einen Trinkspruch auf den erhabenen Protector der Ausstellung, Se. kaiserl. Hoheit den rrn Erzherzog Carl Ludwig auszu¬ bringen. Es ertönte die Volkshymne uno rauschender Beifall folgte seinen begeisterten Worten, und wurde die gehobene Stim= mung durch die Klange des Radetzty¬ Marsches und anderer Piecen, welche die Musikkapelle des Burgercorps erronen ließ, wenn möglich noch erhöht. In ungezwungener Weise unterhielten sich die Theil¬ nehmer auf mannigfache Art bis lange nach Mitternacht. Das Kaiserschießen nimmt einen sehr lebhaften Fortgang. Bis heute 10 Uhr Vormittags haben 80 Schutzen schon über 4300 Schüsse abgegeben. Wir hatten Ge¬ legenheit, die wirklich sehr schonen uno zahlreichen Beste zu sehen, von denen oben¬ an das Hauptbest der Inventionsscheibe, der von Sr. Majestät dem Kaiser hulovollst gespendete Scheidenstützen, eine ganz besondere Anziehungskraft vor. Wir hörten, daß sich auch Schutzen von Frey¬ tadt, das Schutzenkorps von Steinbach und Sierning am Festschießen verheiligt. Paroon, die zuletzt genannten ließen vor¬ läufig erst ihre Uniform seyen und durften heute an dem Wertschießen wirklich concurriren. Das Leben und Treiben auf der Schießstätte selbst ist ein sehr reges. Lauter vergnügte Gesichter, denn auf der Ehren¬ cheibe dieren sich noch große Chancen, ein Best zu gewinnen. Es scheinen sich viele Schutzen ihre Kernschusse noch gespark zu haben, wiewol uns die vielen Poller=Salven manchen Treffer verkundigen. Eine höchst munificente Spende ging dieser Tage dem Obmanne des Ver¬ gnügungs=Comites Herrn Johann Ber¬ ger seitens des Herrn Ludwig Werndl zu, welcher demselben für Zwecke des ge¬ nannten Comites den sehr namhaften Betrag von 500 fl. übergab. An der Reunion am nächsten Samstag den 23. d. M. wird sich die siesige „Sechsschrift=Gesellschaft vollzählig betheiligen, wodurch ein recht animirter Abend zu erwarten ist. Es ist Bedingung, daß die Damen in ein¬ acher Toilette erscheinen, um in jeder Beziehung den gemüthlichen Charak¬ Nr. 15 ter des Abends festzuhalten. Hiebei wird nachfolgender Tanzordnung getanzt werden: Vor der Ruhe: Walzer, Polta franc., Quadrille, Maurra, Walzer, Quadrille. Nach der Ruhe: Walzer (Damenwahr), Mazurta, Quadrille, Walzer, Polka franc., Quadrille, Walzer, Polka schnen. Wir sino überzeugt, daß eine recht zahlreiche Be¬ theiligung diesem angenehmen Abende nicht eylen wird. Der gestern von Herrn Dr. Wilheim aus Wien im Turnsaale des hiesigen Burgerschul=Gebäudes gehaltene Vortrag „die Elektricität im Dienste der Medicin, war sehr stark frequentirt und war auch ein schöner Kranz von Damen erschienen, um dem höchstinter¬ sanen, instructiven und mit großem Beifalle aufgenommenen Vortrage beizu¬ wohnen. Das wissenschaftliche Interesse, wie das der Laien wurde bei den einzelnen höchst gelungenen praktischen Demonstrationen ganz besonders rege. Theater=Nachricht. Morgen, Mitt¬ woch den 20. d., Abends 8 Uhr, wird im städtischen Theater von der Theater= Gesellschaft des Bades Hall die Operette: Pariser Leben, von Jaques Offenbach, zur Aufführung gebracht, in welcher der treffliche Operetten=Tenor Herr Gustav Löffler und die bestens bekannte Operetten¬ Sängerin Frl. Mirola als Gäste auf¬ treten. Echtes, rechtes Kaiserwetter begünstigte gestern den Besuch der Ausstellung und das fröhliche Leben und Treiben am Ausstellungsplatze. Die Musikkapelle des uniformirten Bürgerkorps concertirte anfänglich auf ihrem gewöhnlichen Musikpavillon, später auf dem zu einer Musik¬ Tribüne improvisirten ländlichen Tanzboden nächst Sinzinger's Zipfer-Bierhalle, woselbst die Gardisten des Bürgerkorps sammt ihren Familienangehörigen, welchen das Central=Comite anläßlich des allerhöchsten Geburtsfestes Sr. Ma¬ jestät des Kaisers freien Eintritt in den Ausstellungsplatz zugestanden hatte, ihr Kaiser¬ est in der gehobenster Stimmung feierten. Die zweite Musikkapelle — aus St. Pölten — wechselte in ihren Vorträgen mit denen der Bürgerkapelle ab, während ein Strom von fröhlichen Menschen den Ausstellungsplatz auf= und abwogte. Die Bier¬ hallen, das türkische Kaffeehaus, die Czarda, die Weinkosthalle, alles übervoll! In Saxlehner's Restauration am Ausstellungsplatze producirte sich, abwechselnd mit den amerikanischen Groteskünstlern, den „Mephistos, über deren Leistungen wir unseren Lesern in der letzten Nummer berichtet, die Puster¬ thaler Sänger=Gesellschaft des Herrn Jakob Schöpfer, Gasthofbesitzers des „Telsser¬ soses" in Telfs im Oberinnthal. Diese in ihren Leistungen ganz vorzügliche original tirolische Sänger=Gesellschaft, bestehend aus der Altistin und prächtigen Jodlerin Frau Martha Schöpfer, den Fräul. Fanny Stremitzer und Therese Gruber, Sopran; Maria Kofler Mezzo-Sopran; Fräul. Julie Kehl, Zither, Holz= und Glas=Euphonion¬ Spielerin: Herrn Jakob Schöpfer, Bariton; Heinrich Schöpfer jun., Jodler, und endlich Herrn Johann Plattner, Bassist, erzielte durch ihre in gefänglicher und textlicher Beziehung durchaus gelungenen Vorträge reichen und verdienten Beifall, und wir können nur bedauern, daß diese Sänger¬ Gesellschaft nur für so kurze Zeit engagirt ist und nur wenige Tage mehr sich in Saxlehners Restaurant am Ausstellungsplate produciren wird.
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