Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 15, 20. August 1884

Nr. 15 an Sonn= und Feiertagen geöffnet). Losen¬ steiner=Capelle in Garsten. Spaziergänge: Hohe Ennsleithen, unterer und oberer Schiffs¬ weg. Tabor, Taxberg, St. Ulrich, Garsten, Christkindl, Gleink. Eine prächtige Rundschau mit Hochgebirgsaussicht bietet der Damberg auf seiner Warte (12 Stunde von Steyr, Breitegastate ausstellung. Oberhalb des Portrats des hohen Protectors der Stenographie Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Carl Lud¬ wig, hangt ein hübscher und gut ge¬ arbeiteter Wandbücherschrank, mit einer stenographischen Rosette geziert, gleichfalls von dem Verfertiger des „Stenographen¬ Tisches Herrn August Schrader, im Auftrage eines Mitgliedes des Steno¬ graphen=Vereines Steyr angefertigt. Wir besehen die Rosette näher und finden sofort den Namen dessen, dem der Schrank gehört denn es steht ja ganz deutlich ausgeschrieben in stenographischer Correspondenzschrift „Victor v. Koller, Buchhandler Steyr. Wir wissen nun auch, wo die auf diesem Schrant aufgestellten Werke zu beziehen sind. Die meisten derselben sino in eleganten Einbänden ausgestellt und bilden eine Collection der neuesten und besten stenographischen Werte erheiternden und belehrenden Inhalts, von welchen wir nur einige Titel anführen wollen: 13 Täge Aus der Mappe des auf der Donau. alten Fabulisten. Marzipan-ist. Die Bettlerin von Der Taugenichts. Pont des Arts. Kleine Ursachen. Von Lehr¬ Das blaue Wunder 2c. — buchern sind daselbst ausgestellt: Gabels¬ verger=Stenographie von Scheller und Zwierzina; Gabelsberger=Stenographie von Heinrich; der Stenograph von Josef Schiff, Handbuch der stenographischen Praxis von Josef Schiff, und Faul¬ mann's „stenographische Unterrichtsbriefe. Ueberdies sind gute Lehrbehelfe von Zwier¬ zina zur Einsicht aufliegen, wie: die stenographischen Muster=Schreibhefte, uno dessen „Wortturzungslehre" rc. Nehmen wir noch das oberhalb dieses wissenschaftlichen Theiles der Ausstellung angebrachte Bild in Augenschein, so finden wir wieder das Portrat des hohen Protectors der Stenographie, Sr. kais. Hoheit Erzherzog Carl Ludwig, — doch diesmal unter den Stenographen des österreichischen Steno= graphentages in Graz. Der Wiener Männer=Gesang¬ Gebett til Geld. Das Volksconcert am Ausstel¬ lungsplatze leiteten mehrere Musik¬ stücke der bereits in diesen Tagen schon rühmlichst bekannt gewordenen St. Poli¬ ner Musikkapelle ein, worauf der Wiener Männergesang=Verein unter dem brausenden Jubel der tausend¬ köpfigen Menge die Tribune bestieg und folgendes Programm unter Leitung des Chormeisters Herrn Gouard Kremser „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung. zum Vortrage brachte: „Geistliches Kampflie, Chor von C. R. Kristi¬ nus: „Die Nacht, Chor von Fr. Schubert; „Wenn Zweie sich gut no, Chor im Volkskon von E. Krem¬ er, „Meine Muttersprache, Chor mit Baritonsolo von E. S. Engelsberg, „Barnole tief drunk im Thal, Karntner Volkslied, harmonisirt von Joh. Herded; „Heute ist heut, Chor von Max v. Weinziert; „Die Post, Chor mit Pistonhorn=Solo von H. Schaf¬ fer, Solo: das Vereinsmitglied Herr Fr. Doms, Mitglied der k. k. Hofoper; Frühlings=Landschaft, Chor von Julius Otto; „Beim Fenstern, in Karntner Volkskon, gedichter und com¬ ponirt von Thomas Koschat; Guarkeit=Vortrage der Herren Vereins¬ mitglieder Ed. Thomas, Carl Noel, Ferd. Horbeda, Emil Dittmann: „O, das is quat: Altes Wiener Volkslied; 11. „Die das Eine DamenUnterhaltung. Komisches Quartett von Aug. Schaffer; „Sangerlust, Polka für Chor mit Begleitung des Orchesters (St. Pottner Streichmusik von Joh. Strauß. Es hieße Wasser in die Enns tragen, wollten wir über diese herrlichen Leistungen noch Worte der Anerkennung und des Todes aussprechen. Sie waren eben, wie das selbstverständlich ist beim Wiener=Man= nergesang=Verein, die künstlerische Vollen¬ dung in des Wortes erschöpfender Bedeu¬ tung, und jede Nummer wurde begreiflicher Weise mit frenerischem Beifalle aufgenom¬ men. Die allgemeine Aufmerksamkeit war eine so gespannte, daß trotz der weiten Ausdehnung des Platzes, der vollgefüllt war mit Menschen, während der Vortrage atemlose Stille herrschte. Von ganz besonders fascinirender Wirkung waren „Geistliches Kampflie, wobei das Publicum den Componisten mit Hervor¬ ruf lohnte, „Die Nacht von Schubert, „Muttersprache von Engelsberg (wo¬ bei das Baritonsolo von sämmtlichen ersten Bassen wie aus Einem Munde gesun¬ jen wurde), „Heute ist heut, „Die Post, in welcher der Pistonvirtuose Herr Toms mit unvergleichlicher Technik und weichem Tone das Hornsolo blies. Auf nicht enden wollenden Applaus wieder¬ holten unsere liebenswürdigen Gäste die letzte Strophe. Als das gefeierte „del¬ Quartett hervortrat, da jubelte rauchender Begrüßungsbeifall demselben ent¬ gegen und ihre sowol in gefänglicher wie mimischer Beziehung von prickelnden Hu= mors und drastischer Charakteristik vorge¬ tragenen Gesange entfesselten wahre Lach¬ salven, und der stürmische Applaus wollte gar nicht enden. Die Herren waren so liebenswürdig, noch das überaus drönig vorgetragene Quartett „Maidinger von Ed. Kremser folgen zu lassen, welches nicht minder stürmische Heiterkeit erregte uno wobei der Componist mit Hervorruf geehrt wurde. Als nach der letzten Nummer, die über¬ aus flott gesungene Polka „Sangerlust von Strauß, der Beifall und die begeisterten Ovationen der Menge kein Ende nehmen Seite 3 wollten, da intonirten die Sänger das „Deutsche Lied“. Ein wahrer Orcan von jubelnder Zustimmung erfüllte die Lufte; lang anhaltendes Hutschwenken und Beifallklatschen verundete den Enthusiasmus der Zuhörer. Nach dem Voltsconcerte versammelten sich die Mitglieder des Wiener Man¬ nergesang=Vereines und der bei¬ den hiesigen Gesangvereine in Sarleyners Restauration, um den Abeno in gemüthlichem Zusammensein zu ver¬ bringen. Den Reigen der Vortrage er¬ öffnete über Einladung der Wiener Gäste die „Steyrer Liedertafel unter der Leitung ihres Chormeisters Herrn Josef Todisch mit dem recht gut gesungenen und mit lebhaftem Beifalle ausgezeichneten En= gelsbergschen Chore: „Soweit. Der vor¬ zügliche Solo-Bassist der „Steyrer Lieder¬ tafel, Herr Joh. Scholz, sang hierauf mit seiner umfangreichen, martigen Stimme das Lied „Land meiner seligsten Gefühle und gar über stürmischen Applaus noch Schuberts „Wanderer und das alte Volks¬ lied „Im tiefen Keller“ zum Besten. Dem Sanger wurde ein begeistertes dreimaliges Hoch gebracht. Große Freude erregte es, als die Wiener Sänger zu einem Vor¬ trage sich auf der Bühne versammelten und Kremsers duftiges „Altnieder¬ landisches Volkslied mit dem den Wiener Männergesang=Verein so besonders ausgezeichnenden Pianissimo mit inniger Zartheit sangen. Man kann sich den be= geisterten Applaus denten, mit dem diese Meisterleistung ausgezeichnet wurde. Die geehrten Sanger ließen sodann Koschats heiteren Chor „Der vernagelte Bua folgen, welcher nicht minder beifällig auf¬ genommen wurde. Die Stimmung wurde immer fröhlicher, der Verkehr unter den Sängern immer traulicher und das Publi¬ cum, welches nebst den Sängern den Raum bis in das letzte Wintelchen füllte, freute sich herzlichst mit. Es hatte sich auch Herr Generaldirector J. Werndl eingefunden, der freundlichst begrüßt wurde und seiner Freude Ausdruck gab über den gemuth¬ lichen Verkehr mit und unter den Sängern, owie über die meisterhaften Productionen der Gesangvereine und der Solisten. Der Frohsinn trieb uppige Blüthen und die geehrten Gäste aus Wien, die vor Kurzem den Steyrern die erhebendsten Kunstgenusse verschafft, sie verboten sich jetzt, Stunden durch sprudelnden Humor turzen. Herr Udel entlockte dem Tact¬ stabe ein wunderbares Piccolo-Solo, das ebenso große Heiterkeit als gerechte Be¬ wunderung erregte. Herr Chormeister Kremser kundigte sonach eine Produc¬ tion des phanomenalen Virtuosen „Kroparsche: (Herr Syriner) auf der Clarinette an, der auch in der That mir dem ganzen Aplomb des Buschischen „Virtuosen auftrat und seiner Clarinette Tone entlockte, die „Stein erweichen, Menschen rasen machen konnten, gefühl¬ vollst accompagnirt mit grotestem Kunstler¬ stolze von seinem Clavierspieler (Herr über, und es ist begreiflich, daß stürmi=

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