Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 15, 20. August 1884

Seite 2 sowie unter lebhaften Hochrufen der an¬ wesenden Personlichkeiten vor dem Schlosse vor und wurde am Fuße der Stiege von Sr. Excellenz dem Herrn Grafen Tamberg und dessen Gemalin ehrfurchts¬ voll empfangen. Se. Majestat reichte der Frau Gräfin Lamberg den Arm und führte dieselve in das erste Stockwert, wohin ihnen die Geistlichkeit, sowie die nächste Begleitung Sr. Majestät folgten. Gefolgt von dem Generaladjutanten und den beiden Flugel¬ adjutanten, sowie Sr. Excellenz dem Grafen Lamberg erschien bald darauf Se. Ma¬ jestät im Schloßhofe, schritt auf den Herrn Burgermeister kais. Rath Georg Poininer zu, welcher Se. Majestät mit folgender Ansprache begrüßte: „Eure Majestät! Die alte, getreue Stadt Steyr fühlt sich heute besonders hoch beglückt, ihren allergnädigsten Kaiser und Herrn nach einem Zeitraume von vier Jahren abermals in Steyr bewillkommnen und ehrfurchtsvoll begrüßen zu dürfen. Geruhen Eure Majestat die hier tagende Ausstellung als gemeinnütziges Unternehmen der Allerhöchsten Besichtigung zu unter¬ ziehen und den aufrichtigsten Jubel des Volkes huldvollst entgegen zu nehmen." Se. Majestät geruhen darauf freudig bewegt Folgendes zu erwidern: „Ich bin zum zweiten Male in die Stadt Steyr gekommen, um ihre Aus¬ stellung zu besichtigen. Die Stadt hat dura¬ dieselbe Außerordentliches geleistet und Ja wünsche ihr das beste Gedeihen. Der Mir zu Theil gewordene Empfang hat mich herzlich gefreut und Ich danke Ihnen für denselben. Die Stadt ist wirklich wunder¬ schon beflaggt. Se. Majestät wendete sich sodann zu dem Generaldirector Herrn Josef Werndl und beehrte denselben mit einer sehr freundlichen Ansprache. Darauf wen= dete sich Se. Majestät der Burgergarde zu und widmete dem den Rapport erstat¬ tenden Hauptmanne Herrn Franz Bichler einige Worte der Anerkennung für das Burgerkorps. Geleitet von dem General=Adjutanten Sr. Excellenz Freiherrn v. Mondel, den beiden Flügel=Adjutanten Oberstlieutenant Graf Wolkenstein und Major Freiherr von Fließer und gefolgt von dem Haupt¬ manne Franz Bichler schritt Se. Majestät die Fronte der Burgergarde ab und begab sich mit Sr. Excellenz dem Grafen Lamberg, der Geistlichkeit dem Herrn Statthalter und den kais. General= und Flügeladjutanten in das erste Stockwert, wo sofort die Vorstellungen begannen. — Wir werden in morgiger um¬ mer die Namen derjenigen bringen, welche dieser Ehre theilhaftig wurden. So weilt denn unser erhabener Monarch in unserer Mitte, und freudig beweg¬ schlagt jedes treuen Burgers Herz über die unserer Vaterstadt so hovon zu Theil gewordene Auszeichnung. „Steyrer-Ausstellungs=Zeitung. Die Bereitung der Bei¬ bietet ein liebliches und reizendes Bild, wiewol sich der Himmel, der bisher blau und duftig über die im Festschmucke prangende Stadt ausgespannt lag, in letzter Stunde verdustert hat. Nichts desto weniger hat der truve Himmel der ge¬ hobenen Stimmung, in welcher wir unser Fest feiern und unsern gütigen Kaiser er¬ warteten, dessen Ankunft Jung und Alt, Reich und Arm mit gleich freudiger Er¬ teinen Eintrag regung entgegensay, gethan. Ein Gang durch die Stadt zeigt uns erst recht deutlich, wie frohbewegt sie unsere Bewohner nach allen Richtungen umsahen, damit Alles im schönsten Schmucke prange, um den geliebten Landesvater würdig zu empfangen. Die Neau=Ver¬ hältnisse unserer Stadt sind besonders günstig, einen pittoresten Eindruck zu geben. Ganz besondere Anstrengungen wurden in den Straßen gemacht, welche der Kaiser passiren sollte, welche einer via triumphals gleichen. Die Decora¬ lionen, durchwegs sylvoll gehalten, bieten ein farbensattes Bild und vildet durch die im reichen Fahnenschmucke prangende Styraburg und das wunder¬ voll gelegene prachtvolle Ausstellungspalais mit seinen herrlichen Anlagen, ersteres einen schönen Mittelpunki, letzteres einen lieblichen Hintergrund zu demselben. Wir konnen tuhn behaupten, die alte Eisenstadt hat ihr schönstes Festtags¬ kleid angezogen, um Se. Majestät, den allgeliebten Herrscher, wurdig zu empfangen. Ueberall flattern Fahnen, winden sich Festons von grünem Reisig um die altersgrauen, jetzt festlich verjüngten Häuser und pran= gen Triumphpforten. An der Stadt¬ grenze in Aicher erhebt sich bei dem neuen Armenhause eine mächtige Pforte mit dem Wahrspruche des Kai¬ ers: „viribus unitis, Emblemen und Wappen. Ruhrend ist der Spruch, mit welchem das Armenhaus in der Sierninger¬ traße geziert ist: „Auch in des Armen Brust „Erwacht heut frohe Lust, „ihren Kaiser zu begrüßen, „Wo Freudenthanen fließen. „Möge Gott die Gnad Ihm schenken, „Mit Glück und Heil Ihn lenken! „Auch manche altersschwache Hand „Hat einst gekämpft für's Vaterland!" An einem Hause in der Sierninger¬ straße finden wir den Spruch: „Gott erhalte unsere Majestat uno egne unsere alte Vaterstadt; an anderen Häusern prangt der Namenszug oder die Devise Sr. Majestät: „Mit vereinten Kraften. Besonders reichen Schmuck zeigt das historisch-interessante Haus des Apothekers Herrn Goppiin Zwischenbrücken; reizen. in der Enge die Decoration am Hause des Herrn Domiz, des verdienstvollen Obmannes des Industrie- uno culturhistorischen Comités. Ober den Initialen der Namen Sr. Majestät des Kaisers, der Kaiserin, des Kronprinzen, Nr. 15 tors der Ausstellung, Erzherzog Carl von welchen das mittlere die Inschrift: „Dem Kaiser Segen, Glück dem Land, Vo Liebe schlingt ein festes Band. tragt. Rechts desselben lesen wir: „Styria, die alte Beste, Grüßt Euch Alle auf das Beste. Ehre blant und Treue hart. Das ist Steyers Bürgerart. Links steht: Der ihr immer Schützer, Rather, Aller Tugend Vorbild war! Der Stadtplatz und die Ennsbrücke sowie die Bahnhofstraße, das Burgerschul¬ gebäude, in welchem die culturhistorische Ausstellung einen Hauptanziehungspunkt ur alle Besucher Steyrs bilder, sino neu und festlich decorirt, ebenso die Carl Ludwig=Straße am Ausstellungsplatze. Elegant uno prachtvoll ist die Deco¬ rirung des Ost=Einganges der Stadtpfarr¬ kirche, welche im oberen Bogen die Auf¬ chrift: „Dem Vater des Vaterlandes uhr, während unterhalb die Eingangs= worte des Kirchengebetes für den Kaiser prangen: „Salvum ac imperatorem no¬ strum Franciscum Josephum Domme!" Allenthalben herrscht festliche Stim¬ mung, zahlreiche Fremde und Massen von Landvolk, die gekommen, „ihren Kaiser zu sehen, durchziehen die Straßen. Tages=Kalender. Mittwoch den 20. August: Zur Besichtigung: 11 U. Mg. bis 6 U. A. Culturhistorische Aus¬ stellung im Bürgerschulgebäude. 11 U. Mg. bis 6 U. A. Permanente Gewerbe¬ Ausstellung im Burgerschulgebäude. 2 Uhr Mittags bis 10 Uhr Abends. Elek¬ trische, Industrie= und Forst=Ausstellung im Ausstellungs=Palais. 8 U. Mg. bis 7 11 A. Waffenfabrik. U. Mg. bis 10 U. A Industriehalle und Pavillon für Kraftubertragung am Aus¬ stellungsplatze. 8 U. Mg. bis 10 U. A. Dynamomaschinen zur Stadtbeleuchtung in der Haindlmühle. 11—12 U. B. und von 5—7 i. A. Te¬ lephon=Zellen. 10 U. A. Abtheilungen der Waffenfabrik für Bogen= und Glühlampen. Beleuchtung der Letzteren in den Objecten 3 und 9. Vergnügungen: 8 U. Mg. bis 7 U. A. Kaiserschießen in der Waffenfabriks=Schießstätte. 10 bis 12 U. B. und 15 bis 10 U. A. Production der St. Pöltner Musikkapelle. 25-10 U. A. Concert der hiesigen Bürger¬ torp=Capelle. Beide am Volksfestplatze. 8 U. A. Im hiesigen Stadttheater Aufführung der Operette: „Pariser Leben". U. A. in Saxeyners Restauration: GastDienstag den 19. August: Vorstellung der weltberühmten amerikanischen Grotest=Tänzer= und Pantomimen=Gesell¬ schaft „The Mephisto" im Vereine mit den Pusterthaler Sängern. Sehenswürdigkeiten: Stadtpfarrthurm mit schöner Aussicht (Melon beim Meßner, Stadtpfarrkirche, Vorstadt¬ pfarrkirche St. Michael, Werndlische Schwimm Schule mit Part und großen Fischereien lagen, Graf Lambergischer Schloßpart un

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2