Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 14, 19. August 1884

Seite 4 Mit dieser Nummer war das Programm des Rennens erschopft und begav sich die Menge in die nahe Ausstellung. Alle ent¬ sernten sich befriedigt und tonnen Tyeil¬ neymer wie Arrangeure dieses Rennens mir Genugthuung auf das gelungene Fest olicen. Eronnung des Kulsersuließens. Fast hatte es den Anschein, als sollte der Regen, welcher schon seit Mittwoch continmerlich hernie derranschte und unsere beiden Gebirgsfluße Enns und Steyr in bedentliches Steigen brachte, noc mehrere Tage so fortdauern und unser schones Kaiserschießen unter Wasser setzen; da besann sich plötzlich der Himmel eines Besseren und, nach¬ dem schon Samstag Abends eine tleine Aus¬ heiterung erfolgt, welche es dem Wiener Ma uner¬ Gesangsverein möglich gemacht, seine Produc tionen unter freien Himmel am Ausstellungs platze vorzuführen, überraschte uns der Morgen des Sonntag's mit einem prachtvollen klaren Himmel und einem kuhleu Ostwinde, der für finsere Gegend das beste Vorzeichen für schönes Wetter ist. Das Herz jedes Schutzen jubelte vor Freude über den herrlichen Tag welcher zum Schießen wie geschaffen war. Die Ehre der Eröffnung ward dem hiesigen lobl. Bürgercorps zu Theil, welches sich denn auch um halb 10 Uhr am Wieserfeldplatze versammelte, um von dort in voller Parade zum Rathhause zu marschiren und die „Beste in Empfang zu nehmen; von der Post war soeben der von Sr. Majestat gespendete prachtvolle Scheibenstutzen angelangt, und nachdem Herr Bichler, Hauptmann des löbl. Bürgercorps, demselben hievon Mittheilung gemacht, hielt er eine patriotische Ansprache uver die Bedeutung des Tages, sowie über den yohen Werth der kaiserl. Ehrenspende und schloß seine Rede mit einem stürmisch bejuvelten dreimaligen „Hoch“ auf den Kaiser. Von hier aus bewegte sich der Zug unter tlingendem Spiele, die Besttrager mit den Zielern vorans, über den Ausstellungsplatz hinav zur Schießstätte der Waffenfabrit, in welcher unter Begleitung de= am Eingange zum Empfange der Schutzen anwesende Schutzenco¬ mité's unter donnernden Pollersalven seinen Einzug hielt. Nach einer turzen Begrußungs¬ rede von Seite des Vorstandes der Steyrer Schützengesellschaft Herrn Dr. Hofner, in welcher er unter anderem auch hervorhov, daß der von Sr. Majestar gewidmete Scheibenstutzen als erstes „Best“. auf der Inventionsscheibe ve stimmt sei, brachte er ein dreimaliges „Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus. in welches Alle begeistert einstimmten, und ertlärte das Schießen für eroffnet. Hierauf stattete der Commandant des lobl. Bürgercorps, Herr Hauptmann Bichler, für den festlichen Empfang in kurzen verzlichen Worten den Dank ab, welchen er auch noc durch ein von seinen Wasfenbrudern ausgebrachtes donnerndes „Hoch auf das Schutzencomite“ zum Ausdrucke brachte. Nachdem sich nun die Schützen in die sehr yubsch decorirte Schießhalle verfugt hatten, wurde auf Einladung des Schutzenvorstandes vom Herrn Hauptmann Bichler der erste und von Herrn Dr. Höfner der zweite Schuß abgegeben; nach turzen Worten von Seite des Herrn Hauptmannes Bichler, mit welchen er für die Ehre dantte, daß es dem Burgercorps ve¬ schieden war, das Schießen zu eroffnen, begann das allgemeine Schießen in ungezwungener Reihenfolge. Es wird mit Militär=Gewehren, System Werndl, geschossen und stehen eine hinreicheno große Anzahl solcher Gewehre sammt der dazu gehörigen Munition Federmann in der Schie߬ statte zur Verfugung. Die Kosten eines Schusses velaufen sich auf 8½2 kr., nämlich 5 Krenzer der Schuß, 3½ kr. die Munition; Standgebuhr 50 tr. Die Gewehre sind vorzuglich eingeschossen, und muß jeder Schuß, der bei gestrichenem Korn knapp unter dem Schwarzen abgibt, unbedingt ein „Vierer“ sein. Auf die Eyrenscheive „Steyrer -Ausstellungs -Zeitung.“ oarf jeder Schutze nur 3 Schusse (unentgeltlich) abgeben. Auf der Inventionsscheibe sind 30 Beste, als erstes Best der von Sr. Majestät gespendete Scheibenstutzen (ein Meisterstua der Ausfuhrung, System H. Martini, von der betannten Firma Joy. Springer's Erben in Wien) mit einer eleganten Schatulle, incl. dem nöthigen Zugehör. Für die Ehrenscheibe sind 12 Beste bestimmt. Die näheren Bedin¬ gungen sind an der Schießstatte selbst einzusehen. Gestern, Sonntag. wurden von 31 Schutzen 1700 Schusse avgegeben und 5 „Vierer ge¬ schossen. Anf denn zum fortgesetzten, fleißi¬ gen Schießen oyne Gucker und Stecher! Tuges=Erruigkeitei vom Geste. Steyr, 18. August. Dem Festgottesdienste anlaßlich des inlerhochsten Geburtsfestes Sr. Majestat des Kaisers woynten Se. Ex¬ cellenz der Overstruchenmeister Herr Graf Kinsry, Se. Excellenz Graf Franz Emerich Tamberg, die verschiedenen Beamtenoicasterien, ver Lehrtorper der r. r. Oberrealschule, meyrere Reserve= und Honveoofficiere, sowie eine jählreiche andächtige Menge bei. Währeno des Gottesdienstes gab das auf den Pfarr¬ plätze aufgestellte Burgercorps die Dechargen ab uno defilirte sooann vor den yöhen rschaften. Zu dem Empfange Sr. Majestat des Kaisers Franz Josef 1. wiro unseren Lesern die nochmalige Mittheilung des ofsiciellen Programmes sicherlich er= wunscht sein: Heute (Dienstag) um 1½2 Uhr trifft Se. Majestät von Bao Hau komment in Steyr ein uno wird von dem kais. Räih uno Burgermeister Georg Poininer uno dem Viceburgermeister rrn Teopolo Puß bei der Staor¬ Hrenze Steyr's erwarter. Se. Majesta ahrt dann unter Voranfahrt der Vor¬ genannten ourch die Sierningerstraße, über die Steyrbrücke, den Stadtplaß und Franz Josefs=Plaßz in das Excellenz graf¬ lich Tamberg'sche Schloß, wo das Allerhochste Hofläger aufgeschlagen wiro. Im Schloßyofe nimmt das unifor= mirte bewaffnete Burgercorps von Steyr mit Fäyne uno Musik Aufstellung. Nach der Ankunft Sr. Majestäl im Schlosse erfolgt Allerhöchstdero Begrußung durch den ern Burgermeister. I5m Schloßyofe selbst werden zum Empfange Sr. Majestät noc auweseno sein die Hofwuroentrager, jochw. Clerus, die hochlool. Tandes=Ver= rerung, die hervorragenden Aussteller, der Verwaltungsräth der Waffenfabrik, Obmanner des Ausstellungs=Comites, der Hemeinderäth von Steyr unter Fuhrung des Burgermeisters, die k. r. Beyorden und k. k. Anstalten, die veiden Feuerweyr= Tommandanten, der Veteranen-Vorstano, die evangelische Eultusgemeinde, der Vor¬ steher des israelitischen Culius=Vereines, die Stadtevertreieter und Vertreter der Lanogemeinden Oberosterreichs uno vie Herren Berichterstatter. Um 8 Uhr Abenos wiro Se: Majestat die eleitrische Aussiellung besichtigen. Nr. 14 Am 20. August beginnt die Aller yochste Runofayrt um 8 Uhr Fruy uno zwar vom Schlosse über den Franz Josesplaß zur Stadtpfarrtirche, zur Vorstaorpfarrtirche, ins Armenhaus, Krankenhaus, in die Fachchule, in die Objecte für Erzeugung der Dynamo-Maschinen uno Gluhlampen, zum Ausstellungs =Palais, Ausstellungs¬ Plaß und zur culturhistorischen Ausstellung. Von da geyt die Fäyrt um 11 Uhr 50 Win. zum Baynyof, von wo die Ruckreise Sr. Majestät nach Schonorunn statkfinoer. Se. rais. Hoheil Herr Erzherzog Franz von Este berheiligte sich an dem Offiziers=Weitrennen, das am 17. d. Nach¬ mittags stattgefunden hatte, und führ heute um 2 Uhr fruh mikkeist Separarzug nach Enns zuruck. Hoher Besuch. Verflossenen Sonn¬ tag besuchte Ihre Excellenz Frau Baronin Wever, Gemalin des Herrn Statthalters, in Begleitung ihres Soynes uno einer jählreichen Gesellschaft vom Rennplaße weg die culkurhistorische Ausstellung, woselosi Herr Statkhalkereiräty Zimmerauer Ihre Excellenz erwartere, welche in dessen Begleitung unter Führung des k. k. Real¬ chulprofessors Frank sämmtliche Raume besichtigte und dieselben erst gegen 6 Uyr hochbefriedigt verließ. K. k. vereinigle Fächschule für Stähl- uno Eiseninousirie. Nachoem anlaßlich des Besuches Sr. Majestat am 20. d. M. die Tocalitaten der k. k. Fach¬ chule gereinigt werden mussen, ist mor¬ gen uno üvermorgen den 19. nno 20. d. M. dem Puolikum der Zu= stritt in die Anstältnicht gestallel. Der Ausstellungsplatz vor dem Be¬ ucher diesen Sonntag ein prachtvolles und fardenreiches Stimmungsoilo. An wolf Tauseno Menschen härken an oiesem vom Weiter besonders begunstigten Tage die Ausstellung und den Volksfesiplay besucht. Sammtliche Vergnugungs=Tocale waren -zeitweise bis auf den letzten Sip besetzt. Abenos um 8 Uhr prooucirte sich in Saxleyners Restauration Hroteste = Tanzer = Geselischafl „Dye Mepyistos, welche großen uno verdienten Beifall fand. Weniger durch¬ greifeno für dieses Local war das Tyeater¬ stuc, oas gegeven wuroe, wie uverhaupt eine Theater=Vorstellung hier vei dem ungeheueren Larmen von Ringelspiel, zwei Musikcapellen und der wogenden Menge nicht am Plaße scheint, da die Darstellel nicht einmal bei den nächsten Tischen ver¬ standen werden, dessenungeachter haben ich die einzelnen Schauspieler ihrer höchst undankbaren Aufgabe bestens entledigt. Um 9 Uhr würde ein großes, effect¬ reiches Feuerwerr abgebrannt. Gegen den Schluß desselven erregte ein Feuertao mit einer Krone und der Inschrift „Hoey Franz Josef 1. sturmische Acclamaion, Wir mussen dem Schopfer dieses deie¬ tanten Feuerwertes dem Pyrotechniter e

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2