Seite 2 Sieht, um 10. Tenguft 1004. Was seit Wochen von Mund zu Mund geeilt und im Herzen jeden Burgers unserer schönen Vaterstadt freudigsten Widerhal gefunden, das ist heute nahegeruckt: Unsere Stadt wird morgen den gelievten Kaiser in ihren Mauern seyen und be¬ yervergen! In wenigen Tagen sind es vier Jahre, daß die 900 jahrige Juvelstadt Steyr durch die Anwesenheit Sr. t. t. apostolischen Majestat yochbegluckt ihrer reichen Chronik ein ruhm¬ volles Blatt anreihte, und wiederum wird sie morgen ihren Herrn und Kaiser in ihrer Bannmeile begrußen. Welch' hohe Auszeichnung für unsere Vaterstadi, zweimal inneryalb eines so turzen Zeitraumes ihren Monarchen empfangen zu durfen! Doppelie Freude durchbebt heute unsere Herzen! Wir feiern ja auch das Allerhochste Geburtsfest Sr. t. und t apostolischen Majestat, und noch sind die Wunsche nicht verhallt, die jeder Mund am Fuße des Altars heute ausgesprochen ur des Herrschers Wohlergeyen, Ruhm und Gluck. Morgen kommt der geliebte Mon¬ arch selber und begluckt unsere Vater¬ stadt mit allerhochstseiner Anwesenheit. Durch diesen Allerhochsten Besuch erhalt das große Ausstellungs=Unter¬ neymen, zu dessen Gelingen seit vielen Monaten alle Burger Steyrs gemaß dem hehren Wahlspruche Sr. Majestat „Viribus unitis" einmuthigst thätig waren, die yochste Weiye und die eyrenvollste Krönung. Steyr's Burger tonnen nur den eyr¬ furchtvollsten Dant fur diese yoye Gnade des Besuches Sr. t. t. Majestat des Kaisers vor hochstdessen Tyrone aus¬ sprechen und den einzigen Wunsch yegen, daß unter Sr. Majestat glücklicher Regierung unsere liebe Vaterstadt auch ferner wachse und gedeiye. Gott erhalte und beschuße unsern allergnadigsten Herrn und Kaiser. Franz Josef 1.! Tages=Kalenver. Dienstag den 19. August: Zur Brsichligung: 8 II. Mg. bis 6 U. A. Cultur=historische Aus= stellung im Bürgerschulgebaude. S II. Mg. bis 6 U. A. Permanente Gewerbe Ausstellung im Bürgerschulgebäude. 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends. Eler¬ „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung.“ trische, Industrie= und Forst=Ausstellung im Ausstellungs=Palais. 3 U. Mg. bis 7 U A. Waffenfabrik. 8 II. Mig. bis 10 U. A. Industriehalle und Pavillon für Kraftübertragung am Aus¬ stellungsplatze. 5 l1. Mg. vis 10 U. A. Dynamomaschinen zur Stadtbeleuchtung in der Haindlmuhle. 11-12 U. B. und von 3—7 UI. A. Te¬ lephon=Zellen. 10 II. A. Abtheilungen der Waffenfabrik für Bogen= und Gluhlampen. Beleuchtung der Letzteren in den Objecten 3 und 9. Vergnügungen: 8 U. Mg. bis 7 U. A. Kalserschießen in der Waffenfabriks=Schießstatte. 10 bis 12 U. B. und 125 bis 10 U. A. Production der St. Pöltner Musikcapelle. /25-10 U. A. Concert der hiesigen Burger¬ corps=Capelle. Beide am Voltsfestplatze. Schenswürdigkcilen: Stadtpfarrthurm mit schöner Aussicht (Meldung beim Meßner), Stadtpfarrkirche, Vorstadt¬ pfarrtirche St. Michael, Werndl'sche Schwimm Schule mit Part und großen Fischerei=An¬ lagen, Graf Lamberg'scher Schloßpart (nur an Sonn= und Feiertagen geoffnet). Losen¬ steiner=Capelle in Garsten. Spaziergange: Hohe Ennsleithen, unterer und oberer Schiffs¬ weg. Tabor, Daxberg, St. Ulrich, Garsten, Christtindl, Gleink. Eine prachtige Rundschan mit Hochgebirgsaussicht bietet der Damberg auf seiner Warte (1½2 Stunde von Steyr). Ger Totener Ikuitnter=GesungBeberit ti Slehe. Nach dem solennen Concerte zu Gunsten der hiesigen Stadtarmen, in welchem der Wiener Mannergesangs=Verein uns einen nie dagewesenen großartigen Kunstgenuß verschaffte, entwickelte sich in den Locali¬ taten des Casino's, nachdem sich unsere vereyrten Gaste von den Anstrengungen des Concertes — sie harten bei der ge¬ rade,u tropischen Hitze, die im Saale jerrschre, das ganze lange Programm un¬ unterbrochen auf der Trivune steyend ab= gesungen — einigermaßen eryolt uno durch Speise und Trant erquiat halten, ein gemüthlicher, geselliger Verkeyr, sowol zwischen den Wiener und Steyrer Sangern unter sich, als auch dieser mit dem Puvli¬ cum. Bald bestiegen die Mitglieder der „Steyrer Liederkafel“ die Tribune und trugen die Chore: „Aus der Jugeno¬ zeit von Radecke uno „Wie die wilde Ros im Wald“ von Franz Mair unter der Teitung ihres Chormeisters Herrn Josef Tobisch vor. Die Sanger ve¬ anden sich in einer weihevollen Stimmung, die in ihnen das Bewußtsein der Eyre, vor diesen illustren Inierpreten des deut¬ schen Mannergesangs=Vereines ihr Konnen zeigen zu durfen, und mit ganz besonderem Eifer und Aufmerksamteit folgten sie der bewährten Führung ihres Dirigenten. Wir ourfen wol constatiren, daß nach Maß= gabe der voryandenen Krafte Tüchtiges jeleister wuroe, uno Tie liebenswuroigen Gaste aus Wien zeichneten die Teistungen der „Tiedertafel“ in freundlichster Weise mit vielem, die Tiederkaster hoch erfreuen= den uno eyrenden Applause, in den auch Nr. 14 das ubrige Audikorium einstimmte, aus. Nicht minder sorgfalrig sang dann der hie¬ sige Mannergesangs=Verein „Kranzchen“ den Chor: „Tiedesweihe" von Weinziert, und auch dieser Verein erfreute sich der eyrenden Anertennung der yochgeschatzten Sangesgenossen aus Wien und des Publi¬ cums. Spater sang noch die „Steyrer Liederkafel unter allgemeinem Beifalle die Chore: „Die Heimat" mit SoloQuartett (die Herren Vereinsmitglieder Martut, Zeiver, Simme und Schauer) uno Tenorsolo (Herr Martut) von Avt und „Schon Fischer= oirn" von Eo. Kremser, wovei sich namentlich über das bei letzterem ungemein jart gebrachte Pianissimo die comperenten Stimmen der Herren aus Wien in schmei¬ chelhaftester Weise außerten. So schwanden in schnellem Flüge in heiterster, glücklichster Stimmung die Stunden, vis das recht warm jewordene Bier des Herrn Eiselmeyr die Sanger verscheuchte und sie in den gastlichen Hallen des „rothen Häyns" am Ausstellungsplaße bei vortrefflichem, frischem Schwechater Stoffe das froyliche Sanger= leben forksetzten. Hier war es, wo noch das allvetannte „Udel=Uuartert, die Herren Ed. Tyomas, Carl Udel, Herd. Horveder und Emil Dill¬ mann, sturmisch acclamirt, mit untachäymlichem Humor meyrere ihrer jocosen Tieder zum Besten gaben und damit sturmische Heiterkeit und dantbaren entyusiästischen Beifall ernteten. Auch lustige Declamationen wurzien die Stunden des angesbruderlichen Zusammenseins, das sich vis zum dammernden Morgen hinzog. Der nachste Morgen brachte leider wieder nichts als Regen, der in Stromen niederfiel und unseren lieben Gästen aus Wien, denen wir so gerne unsere schone Gegeno gezeigt hatten, den Anblick der¬ elven neidisch verhullte. Doch ihr unver¬ wustlicher Sangeryumor ließ bei ihnen eine Verstimmung nicht aufkommen und ie wanderten troß Nasse und aufgeweichtem Boden froygemuty zur Ausstellung, und unterzogen die cultur=historische, elertrische, Industrie= und ForstAusstellung einer grundlichen Be¬ sichtigung. Bei den einzelnen Abtheilungen dienten die anwesenden Comite=Mitglieder und Abtheilungs=Vorstande 2c. ihnen als vereitwillige Führer. Wie wir horen, waren die Herren von dem Geseyenen sehr befriedigt und sprachen dies auch wieder¬ yolt in schmeichelhaften Worten aus. Mittags 1 Uhr fanden sich die Sanger des Wiener Mannergesang =Ver¬ eines in der Restauration Saxleyner zum gemeinschaftlichen Mittagmahle ein, das um 1 Uhr seinen Anfang nahm. An vier Reihen Tafeln, die an der Stirnseile des Saales ein Tisch quer abschloß, nähmen die Sanger und an der Eyrentafel der Vorstand des Wiener Mannergesang=Ver¬ nnes Dr. Ritter v. Olschbauer, der Herr Burgermeister tais. Nai¬ [Georg Poininer, Herr Generat¬ Director Josef Wernol, der Oomann
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