Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 11, 14. August 1884

Seite 2 Strom wieder geschlossen, und verschafft wieder von Neuem dem Elektro=Magnete Anziehungskraft. Es ist also ein ewiges Oeffnen und Schließen des Stromes. Die Inductions=Wirkung eines Stromes findet aber nicht nur zwischen zwei ver¬ schiedenen Theilen eines und desselben Stromes statt. Dieser im eigenen Strom¬ kreise erzeugte Strom heißt Extrastrom. Neben dem Entstehen und Vergehen des Hauptstromes existirt aber auch eine zweite Veranlassung für Inductions=Wirkung, nämlich die Annäherung und Entfernung des Hauptstromes an und von dem secun¬ daren Leiter. Stellen wir uns da einen sehr strengen Officier vor (Hauptstrom) und eine sehr faule Mannschaft (Nevenleiter). Sobald der Officier sich bei der Abtheilung befindet, sehen wir den großten Fleiß, die stärkste Disciplin, verlaßt er dieselbe, so herrscht in der Abtheilung ein Schlendrian, wie er nicht bald wo vorkommt. Gerade so ist es auch mit der Entfernung und Annäherung des Hauptstromes zu dem ge¬ schlossenen Nebenleiter. Denten wir uns einen Leiter von einem Strome durch¬ flossen, den andern geschlossen, so wird in diesem letzteren ein entgegengesetzter Strom entstehen, wenn wir den ersteren ihm an¬ nähern, dagegen ein gleichgerichteter, wenn wir den primaren Strom vom secundaren Leiter entfernen. Solche Strome dauern so lange, als die Bewegung des primaren Leiters dauert. Mayern wir nun den primaren Strom, so entsteht im secundaren Leiter ein entgegengesetzter Strom, entgegengesetzte Strome stoßen sich aber ab; es ist dies gerade so, wie bei dem Magnete, wo wir wissen, daß sich sowol zwei positive, als auch zwei negative Pole von einander abstoßen, ungleichnamige Pole, sich jedoch anziehen. Wir werden daher beim Annähern den Druck der Abstoßung überwinden müssen. Wenn wir dagegen den primaren Strom entfernen, wird ein gleichgerichteter Inductions=Strom erzeugt, wir haben nun hier den Druck der An¬ ziehung zu überwinden. In beiden Fällen mussen wir nun Kraft anwenden, uno wir sehen also, daß wir es bei dieser Inductions=Wirkung mit einer Verwand¬ lung von mechanischer Kraft in Elektricität zu thun haben. Vor uns haben wir somit die Umkehrung der elektro-dynamischen Wirkung, bei welcher durch Elektricität mechanische Kraft erzeugt wurde. Treten wir nun hinein in die Ausstellungsraume, so werden wir bei allen Dynamomaschinen die Eisenkerne mit den umwundenen Drahten finden, die durch mechanische Kraft getrieben durch die magnetischen Felder hindurch mussen. Der Hauptsay in kurzen Worten zusammengesetzt heißt nun: „Ein elektrischer Strom erregt in einem geschlossenen Leiter, der nicht mit ihm leitend verbunden ist, einen kurzen elektrischen Strom, wenn er entsteht, ver¬ geht, oder sich in seiner Stromstarke andert. „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung. Ueber den like ausgestellt von Herrn Tuschl im Ausstellungspalais In dem Maße, als die Resultate exacter Forschung in den verschiedenen Zweigen des prattischen Lebens Anwendung fanden und in vielen, besonders aber in den tech¬ nischen Wissenschaften die eminenten heu¬ tigen Erfolge überhaupt erst bedingten, steigerte sich naturgemäß auch das Be¬ dürfniß nach Vervollkommnung derjenigen Instrumente, welche die Vermittlung wischen Theorie und Praxis herstellen und die Anwendung der ersteren auf letztere eigentlich ermöglichen sollen. Es ist selbst verständlich, daß der Werty solcher In¬ strumente in erster Linie von der Genaug¬ keit und Pracision ihrer Ausführung ab¬ hängig ist, indem es in vielen Fallen hauptsächlich darauf ankommt, dem durch Rechnung mit jedem gewünschten Grade von Genauigkeit erzielten Resultate auch auf mechanisch instrumentellem Wege moglichst nahe zu kommen. Dies war denn auch Veranlassung, daß man sich viel¬ sach damit beschäftigte, Instrumente zu construiren, durch welche man die in der Praxis am häufigsten vorkommenden Linien schnen und möglichst genau ausführen tonne. Für die Gerade und den Kreis dient bekanntlich das Eineal und der ge¬ wohnliche Zirkel, und ist die Verzeichnung dieser Linien mit Hilfe der erwähnten Instrumente auch mit demjenigen Grade von Genauigkeit ausführbar, welchen sinnliches Wahrnehmungsvermögen überhaupt fordern tann. Nicht so verhält es sich mit den übrigen krummen Linien, die in der Praxis eine gleich wichtige Rolle spielen, indem ihre mechanische Ausführung mit mannigfachen Schwierig¬ keiten verbunden ist, wie z. B. mit der Ellipse, deren Form Federmann bekannt st. Es handelt sich nun eben darum, von den zahlreichen Entstehungs=Gesetzen einer solchen Linie dasjenige herauszufinden welches sich einerseits in der Praxis am einfachsten ausführen läßt, anderseits aber auch das richtige Functioniren am besten gestattet. Herr Tuscht benutzte, ob nun bewußt oder unbewußt, die Eigen¬ chaft, daß, wenn man die Ecken eines Lineals auf den Schenkein eines rechten Winkels gleiten läßt, jeder Punkt dieses Lineals während der Bewegung eine Ellipse beschreibt. Dieses Princip wurde nun von Herrn Tuschl in überraschend einfacher und gelungener Weise ausgeführt, uno sind die mit dem erwähnten Jnstru= mente gezeichneten Linien auch genau und correct, aber nur sind es keine „Ovale, ondern „Ellipsen“. Wir finden die ange¬ jedene Benennung deßhalb unrichtig, und drucken durch diese Zeilen, offen gesagt nur den Wunsch aus, daß diese Benen¬ nung durch eine den Zweck des Instru¬ mentes besser kennzeichnende ersetzt und dasselbe „Ellipsenzirke genannt werde, was auch einer weiteren Verbreitung dieses wirklich praktischen Instrumentes gewiß nur forderlich sein wurde. 1. Drasch, k. k. Prosessor. Nr. 11 Eugeselligkeiten vom Gen. Steyr, 13. August. Der heutigen Sitzung des Con¬ servatorentages wohnten außer dem gestern genannten Herrn Conservator Wideraus Wien, der k. k. Kreisgerichts Präsident Ritter von Weismayr und Stadtpfarrer Aichinger bei; durch ein Versehen in der Druckerei fielen in der jestrigen Liste der Versammelten die Namen der Herren Vicepräsident des Verwaltungs¬ rathes des Museums Francisco Carolum in Linz, Statthaltereirath Obermüller und Custos Petermano, Correspondent der Central=Commission, aus. Der spate Schluß der sehr anregenden Versammlung erlaubt uns nicht mehr, einen eingehenden Bericht über die Verhandlungen zu geben, in welcher die Frage des Baues des Stadt=Pfarrthurmes, der Kunst=Topographie Ober¬ osterreichs zur Sprache tamen und außerordentlich anerkennende Re¬ ferate über Beobachtungen in der cultur¬ historischen Ausstellung gegeben wurden. Nur einer für die culturhistorische Aus¬ stellung höchst ehrenvollen Resolution der versammelten Conservatoren und Cor¬ respondenten wollen wir gedenken, welche lautet: „Die in Steyr versammelten Mitglie¬ der und Organe der Central=Commission für Kunst= und historische Denkmale sprechen ihre vollste Anerkennung darüber aus, daß die Leitung der elektrischen Ausstellung auch dem culturhistorischen Gebiete ihre Aufmerksamkeit zugewendet und diesen Plan in so hervorragend erfolgreicher Weise durchzuführen gewußt hat. Zum Besuche des Wiener Manner¬ gesang=Vereines. Das Programm ur den Aufenthalt des Wiener Manner¬ gesang=Vereines in unserer Stadt ist nun¬ mehr, endgiltig festgestellt, folgendes: 15. August. 12 Uhr 24 Min.: Em¬ pfang am Bahnhofe durch das Central¬ Comte und die beiden Gesangsvereine mit der Bürgerkorpscapelle. — Absingung der Mortos. — Einzug zum Rathhause, Be¬ grüßung durch den Burgermeister uno den Gemeinderath. Abgabe der Fahnen. Begleitung der Wiener Sanger in die Quartiere durch hiesige Sanger. 3 Uhr: Gemeinschaftliches Mit¬ tagessen in Eisenmeyrs Casino zu 1 fl. ohne Getränke. — St. Pöltner Streich= capelle. — Nachmittags Ruhe. Abends yr: Solennes Con= certim Casino gegen Entree zu Gunsten der Armen Steyrs. — Das weitere Ar¬ rangement des Concertes hat die Steyrer Liedertafel übernommen. — Kartenverkauf von Mittwoch ab von 1 bis 3 Uhr Nachm. im Central=Bureau im Burgerschulgebäude ebenerdig links. — Auskunfte über Be¬ quartierungs=Angelegenheiten ertheilt Herr Franz Ebner, statischer Kanzlist. — Während des solennen Con¬ certes nach der 3. Nummer wird durch

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