Nr. 10 letzung nicht, denn da wäre sicherlich Herr Stadt¬ wundarzt Zach sofort wie ein deus ex machina auf dem Platze erschienen, — diesmal mußte er geweckt werden. Wozu übrigens sich mit solchen Kleinigkeiten abgeben, wird es doch oft Verwundete geben, die sogar ihren Kopf noch am nächsten Tage verbinden mussen, ohne ärztliche Beihülfe Doch kehren wir zum Vergnügen zurück. Das Tournier aus dem Baumkraxein lockte ebenfalls eine große Menschenmenge an — und was nun erst kommen soll! Am Sonntag wurde bereits der Platz für den landesüblichen Tanzboden aus¬ gemessen, das Orpheum werden wir auch noch erleben und der Capellmeister der Zigeuermusik in der Carda soll bereits vor ein paar Tagen aus der Taufe gehoben worden sein. Und nun erst das Beste: Der Brunner kommt und der Sil¬ berer wird steigen! Brunner und Silberer das sind für die Volksmuse die Dynamo Maschinen. Wer aber am verflossenen Sonntage den Aus¬ stellungsplatz besuchte, die Volksmassen gesehen hat und in Ausstellungsaktien macht, der wird auf die Etablirung noch einiger Schänken speculiren, denn wenn der Brunner und der Silberer kommen dürfte auch der Storch auf der Carda Gesellschaft bekommen. Wenn wir den Ausstellungsplatz verlassen haben und durch die Straßen wandern, treffen wir erst nicht leicht nach Hause, da bei der ma¬ gischen Beleuchtung mit elektrischem Lichte sogar jeder Wirthschild eine größere Anziehungskraft übt, wahrscheinlich weil er nicht zu übersehen ist. Auf der Berggasse schon laden die Klänge einer Damen=Capelle in das nächst dem Theater situirt. „Wiener Wein=, Bier= und Kaffeehaus. In der Reunion in Eiselmeyr's Casino drehen sich die tanzlustigen Paare und gar manchen Heimkehrenden wird der Mond noch narren, wenn er ihn zum Tanze einzuladen scheint, — der alte Gesell. Se. Excellenz der Herr Statthalter Freiherr v. Weber und der Landes¬ hauptmann von Oberösterreich Herr Dr. Eigner trafen gestern Nachmittags von Kremsmünster anläßlich der Straßen¬ Inspicirung mit einem Vierer=Gespann des Herrn R. v. Bozan hier ein. Die¬ selben besichtigten gestern (Montag) und heute die Ausstellung und andere Sehens¬ würdigkeiten in unserer Stadt. Gestern und heute besuchten folgende illustre Personen die culturhistorische Aus= stellung: Se. Exc. der Statthalter Baron v. Weber, Se. Excellenz Baron Hel¬ fert, Präses der Central=Commission zur Erhaltung und Erforschung von Baudent¬ malen, ferner Herr Dr. Mayr, Secretar des Vereins für Landeskunde Niederöster¬ reichs, Herr Josef von Kolo, Conser¬ vator aus Linz, Dr. Eigner, Landes¬ hauptmann, Dr. Berger und Dr. Much, Conservatoren, und hochw. Herr Dungel, Archivar aus Stift Gottwein, und andere, wobei die Herren Custos Petermano und Dr. Hans Widmann die Ehre der Begleitung genossen. Bei der heute unter dem Vorsitze Sr. cellenz Freiherr von Helfert zusam¬ mengetretenen Sitzung der Central=Com¬ mission für die Erhaltung und Erforschung von Alterthümern fanden sich im Rath= haussaale der Stadt Steyr folgende Herren ein: Excellenz Freiherr von Weber, k. k. Statthalter, Burgermeister kais. Rath Pointner, die Herren Sectionsrath Lino, Dr. Much, Professor. Virus „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung Berger, Josef von Kol, J. Stro¬ berger, Professor Alfons Müllner, Architekt Gyri, Archivar P. Adalbert Dungel von Göttweig, Archivar P. Al¬ in Czerny von St. Florian, 1. Flo¬ rian Wimmer, Dr. A. Mayr, Secre¬ tar des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, Hofrath Steinhauser von Salzburg, Graf Josef Lamberg, Dr. I. Hochhauser und Dr. Hans Widmann. Excellenz Baron Helfert öffnet die Sitzung mit der Begrüßung seiner Excellenz des Herrn Statthalters und gab seiner Freude darüber Ausdruck, in der schönen uno durch die culturhistorische sowie die andere Ausstellung jetzt so an¬ ziehenden Stadt die Mitglieder der Central¬ Commission begrüßen zu konnen. Burger¬ meister Poininer bewillkommte die illustren Gäste Namens der Stadt, worauf Se. Excellenz Statthalter Freih. v. Weber seiner Freude über den Zusammentritt der Versammlung im schonen Steyr Ausdruck gab und Namens des Landes die An¬ wesenden begrüßte. Nun begannen die Verhandlungen und zwar mit der Frage über den Bau unseres Stadtpfarrthurmes, worüber, sowie über die anderen Verhand¬ lungsgegenstande wir in nächster Nummer berichten werden. Nachmittags 3 Uhr be¬ suchte die Commission die Fachschule und die Messersammlung des Herrn Custos Petermand, sodann halb 6 Uhr die neurestaurirte Losensteiner=Kapelle in Harsten. Gestern Abends um 6 Uhr gab Herr General=Director Wernol anläßlich der Gegenwart der Herren Verwaltungsrathe der Metallurgischen Gesellschaft im Hotel Eiselmehr ein Diner, an dem sich die Herren: Excellenz Fürst Lichnowsky, Excellenz Graf Chotek, Graf Josef Lamberg, Jose Wernol, Baron Stallburg, Edler v. Neuman, General=Director Schaff¬ ner, Director Wolf, Dr. Hochhauer, Johann Berger und die Inge¬ nieure Zinner und Hofmann verheilig ten. Kurz nach 7 Uhr war das Diner das einen sehr intimen und gemüthlichen Verlauf genommen hatte, zu Ende. Concert der Männergesang=Ver¬ und „Steyrer Liedertafel eine „Kränzchen. Die Macht des Gesanges zeigte sich in erhebender Weise durch den Massenbesuch, dessen sich das Concert am Ausstellungsplätze am letzten Sonntage er¬ freute. Nachdem sich die Sonnengluty gegen Abend abgekühlt hatte, pilgerten Tausende und Tausende von Menschen auf den Ausstellungsplatz, die derzeit be¬ lebteste Promenade, die Carl Ludwigstraße, entlang wogen die Massen, die Bierhallen waren überfüllt und manch harter Strau¬ wurde um einen leeren Stuhl uno ein bescheidenes Plätzchen an einem Tische ge= kämpft. Doch aller bei einer Ansammlung vieler Menschen selbstverständliche Lärm verstummte, als um 7 Uhr sich die Sänger auf die Tribune begaben und vor einer Seite 3 fast unversehbaren, Kopf an Kopf ge¬ drängten Menge unter der Leitung des Herrn Chormeisters Josef Tonisch mit dem Chore „Sturme des Frühlings von Edwin Schultz das Concert begannen. Der Chor wurde mit Verve und recht stort jesungen und erzielte reichen Beifall, noch mehr Erfolg errang der Chor „Die Hei¬ mal von Abt, in welchem Herr J. Martur das Tenorsolo mit reiner, Stimme und correctem Vor¬ prachtvoller trage sang und von den Herren Pre߬ berger, Simme und Schauer im Quartette meisterhaft unterstützt wurde. Stürmischer Beifall lohnte die Sänger ur den mit seiner Nuancierung wieder¬ gegebenen Chor und die trefflich gesungenen Solostellen. Die zweite Abtheilung wurde das erstemal in Steyr bei elektrischer Be¬ leuchtung gesungen und vor die froyvewegte, in der prachtvollen elektrischen Beleuchtung, die in sieghaftem Kampfe mit dem neidisch vom Himmel auf die Concurrenz vernieder¬ blickendem Monde stano, lustwandelnde Menge einen geradezu feenhaften Anblick. Dadurch erklärt sich die Begeisterung, mit der die Sänger unter der Leitung des Herrn Chormeiners Bernardin Rucker „Das steierische Schutzenlied von Schmolzer, angen und dem lebhaften, frischen Chore wenso zum Erfolge verhalen, wie das Ockert, bestehend aus den Herren Wichtl, Tresti, seixner, Preßverger, imme, Dummler, Schauer und Holzhuber, das in mustergiltiger Weise den Chor charakterisirte. Zundenden Erfolg darauf folgende erzielte dieser wie der von Franz Abr, Chor „Waldesgruß der unter der Leitung des Chormeisters Herrn Josef Todisch mit Pracision und künstlerischer Vollendung dem in an= dächtiger Stille lauschenden Publicum vor¬ jetragen wurde. Die dritte Abtheilung leitete der Herr Chormeister Bernardin Rucker und errang die Karntnerweise „Die Senner¬ Miz von Koschat einen wohlverdienten Erfolg, der sich nach dem mit Begeisterung gesungenen „Deutschen Liede losen, frenetischem Jubel steigerte, daß auf nicht endenwollenden Applaus die letzte Strophe dieses erhabenen Liedes wiederholt wurde und das schone Concert mit einer echt deutschen Kundgebung den Abschluß fand. Der Eindruck, den dieses Concert auf das Publicum, wie auf die Sänger übte, war ein so nach¬ haltiger, daß er noch lange seinen Ein¬ fluß auf beide ausübte und wol erst in rüher Morgenstunde abgedämpft wurde. Wir zollen den beiden Gesang=Vereinen unbeschränkte Anerkennung für die in jeder frichtung gelungene Leistung, müssen jedoch der Meinung des gesammten Publi= uns dahin Ausdruck geven, daß die Tribune für derartige Productionen, die auf ausgedehnte Massen von Zuhörern berechnet sind, zu wenig akustisch ist, da die nicht in unmittelbarster Nähe Stehenden sehr wenig hören, oder doch der Total¬ Eindruck und der künstlerische Effect, der
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