Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 7, 9. August 1884

Nr. 7 hohen Herrschaften das sichtbarste Interesse für die höchst mannigfaltigen und seltenen Objecte, welche in der culturhistorischen Ausstellung vereinigt sind. Mehrfach gerühren ich Se. kais. Hoheit um Einzelnes zu erkundigen und hatte auch Herr Kaufmann Kracker, der Aussteller einer mit hohem Interesse von Seite des Erzherzog=Protectors in Augenschein genommenen Munzen¬ Sammlung die Ehre, hochdemselben vorgestellt zu werden. Um halb 7 Uhr war der Rundgang vollender und gerühren Se. kais. Hoheit auch über diesen Theil der Ausstellung seine Anerkennung aus¬ zusprechen. Die Aussteller insgesammt sind unge¬ mein erfreut über die liebenswürdige herab¬ lassende Weise, in der Jhre kais. Hoheiten mit denselven verkehrten, und über die Leutseligkeit, mit welcher insbesondere uch Ihre kaiserliche Hoheit die Frau Erz¬ herzogin Maria Theresia sich ur Alles interesirte und mit welcher sie mit den meisten Aussteuern ohne Unterchied verkehrte. Wir sprechen auch gerne den Aus¬ tellern allen, dem Comite der in¬ dustriellen Ausstellung, dem unermüd¬ lichen Obmanne desselben Herrn Franz Tomi, sowie allen Obmannern der Unterabtheilungen die vollste Anerkennung und den besten Dank aus, für die Mühe, mit der sie die Ausstellung so reich aus¬ statteten, so geschmackvoll arrangirten, daß dieselbe so großes Lob und so volle Zu¬ friedenheit erntete, wodurch die Stadt und deren Burgerschaft reiche Ehren ein¬ heimste. Wir müssen zum Schlusse noch des tüchtigen, aufopferungsvollen Ord¬ nungs=Comites, bestehend aus den Obmanne Herrn Johann John, sowie den Herren Hans Millner, Franz Piazzi, Otto Schönauer uno Mathias Sewerin gedenken, die sowol klein an Zahl, unermüdlich thätig waren und von der Ankunft der erlauchten Gäste an, bis zum Schlusse der officiellen Feierlichkeiten die Ordnung in musterhafter Weise aufrecht erhielten, ohne Zuhilfenahme behördlicher Organe und mit einem Tacte, der auch die geringste Störung vermied, ohne im Mindesten lästig zu werden. Dant Allen, die mitgewirkt haben an dem hohen Eröffnungsfeste, das unserer Vaterstadt Ruhm und Ehre brachte und auch ferner¬ hin bringen wird. Zum Vorträge von Projet Dr. Streiten. Samstag den 9. August um 5 Uhr im Burgerschul¬ Gebande. Es gehört unstreitig zu den schönsten Aufgaben wissenschaftlich gebildeter Manner, wenn sie dem Laienpublicum von Zeit zu Zeit Einblicke gewähren in die verschiedenen Entwicklungsphasen, welche ein Wissenszweig durchmachen müßte, um schließlich zu Re¬ sultaten zu gelangen, deren Verwertung in manchen Gebieten des praktischen Lebens „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung. eine solche Umwälzung hervorgerufen hat, daß es geradezu allgemeines Bedürfniß geworden ist, sich über das Wesen dieser Erscheinungen, wenn auch nur oberflächlich zu orientieren. Es bedarf wol keiner ausdrücklichen Betonung, daß viele wissenschaftliche Er¬ rungenschaften, so einfach und als selbstverständlich sie sich oft auch in ihren letzten Aeuße¬ rungen darstellen, doch erst die Frucht der angestrengtesten und aufreizendsten Thätigkeit einer Reihe der besten, für die Sache begei¬ terten und sich derselben mit voller Kraft hingebenden Männer sino, daß oft zahllose Irrwege betreten wurden, ja betreten werden mußten, um endlich nach manch vergeblichen Versuch und manch gescheiterter Hoffnung den richtigen Pfad zum Ziele zu finden; ruyten ja so manche Entdeckungen, deren eminenter Bedeutung man sich für den Augenblick nicht bewußt war, lange lange Zeit in dem Schoße der Vergessenheit, um endlich von dem richtigen Männe wieder aufgegriffen und dem weiteren Fortschritte dienstbar gemacht zu werden. So schwer es nun bei exacten Wissen¬ schaften ist, dem Laien eine Vorstellung beizubringen von dem oft bewundernswerthen Scharfsinne und Erfindungs=Geiste des Menschen, die aufgewendet werden mußten, um einen Schritt vorwärts zu thun auf der Bahn der Erkenntniß, so leicht und dankbar ist dies bei experimentellen Wissenschaften, d. h. bei solchen, bei welchen das Haupt¬ forschungsmittel das Experiment ist; durch das Experiment wird allerdings das eigent¬ liche Wesen der Krafte nicht immer er¬ forscht, doch ist es dadurch möglich, die verschiedenen durch richtige Beobachtungs¬ gabe erzielten Erscheinungen und Aeuße¬ rungen derselben in ein Gesetz zusammen zu fassen und den Weg für weitere For¬ schung zu einen. Eine solche experimentelle Wissenschaft ist die Elektrotechnik; die Kraft, welche durch diese der Menschheit dienstbar ge¬ macht wird, ist Magnetismus und Elek¬ tricitat, über deren eigentliches Wesen noch das vollständigste Dunkel herrscht; um so interessanter ist es aber dann auch, die Mittel kennen zu lernen, durch welche der menschliche Geist allmälig zur Kenntnis olcher Eigenschaften derselben gelangte, daß sie im praktischen Leben, so wie in der Wissenschaft eine so große, sich immer mehr und mehr ausbreitende Verwendung gefunden hat, obgleich ihre Existenz schon vor Jahrtausenden bekannt war. Herr Prof. Dr. Bittner hat nun die dankenswerthe Aufgabe übernommen, die ganze Entwicklungsgeschichte der Elektrici¬ tat, von der Reibungselektricität, dem Gal¬ vanismus, dem Inductionsstrome bis zur Dynamo-Maschine, in kurzen, markanten Zügen, dem Publicum in dem Rahmen eines Vortrages zur Anschauung zu bringen, uno hat jedermann Gelegenheit, den ganzen Entstehungsproceß dieser Wissenschaft von ren Uranfangen bis zur heutigen Ver¬ vollkommnung, in übersichtlicher Weise ge¬ ordnet und durch zahlreiche Experimente Seite 3 unterstützt, überblicken zu konnen, und dürfen wir den Besuch dieses Vortrages Allen, insbesondere auch Damen wol nur auf das wärmste empfehlen. Drasch. Engeselligkeiten vom Oeste. Steyr, 8. August. Programm ur die Anwesenheit des Wiener Manner¬ Gesangvereines. 15. August: Ankunft desselben 12 Uhr 24 M. Empfang durch den Herrn Burgermeister und die hiesigen zwei Gesangvereine, sowie durch das Central=Comite. Begrüßung durch den Herrn Burgermeister; Absingung der Motto's der Gesangvereine. Einzug zum Rathaus, Abgabe der Fahnen, Be¬ 2 Uhr Nach¬ leitung in die Quartiere. mittags gemeinschaftliches Mittag= Nachmittag= essen im Casino. Ruhe. — 7 Uhr Abends Concert im Casino=Saale gegen Entree zu Gunsten der Stadtarmen. Nach dem Concerte gesellige Zusammenkunft mit den Mitgliedern der beiden hiesigen Gesang=Vereine und des Ausstellungs¬ Comites. 16. August: Vormittags Besuch der Ausstellung. — 1 Uhr gemein¬ chaftliches Mittagessen in Sar¬ leyners Restaurant. — Nachmittags Beuch der Waffenfabrik. — 7 Uhr Abends „Bolks=Concert auf dem Ausstel¬ lungsplatze (bei schlechter Witterung im Casinosaale), Besichtigung der elek¬ trischen Beleuchtung im Ausstellungs=Pa¬ lais, hierauf interne Liedertafel. 17. August: Ausflug auf den Damberg oder über Garsten nach Christino, oor Frühschoppen mit officiellem Schluß. Abschied. Am verflossenen Dienstag tamen viele Comite-Mitglieder, sowie freunde und Collegen des verdienten Central=Comite=Schriftführers und all¬ gemein geachteten uno geliebten Freundes und Collegen, des Bureauvorstandes der Direction für Staatseisenbahn= betrieb Herrn Carl v. Schilling, in der Schwechater=Bierhalle am Ausstellungs=Platze zusammen, um noch mit dem Scheidenden, welchen der Beruf nach Innsbruck entführt, einen gemüthlichen Abend zu verbringen. Die Unterhaltung war außerst stimmungsvoll und wurde Herrn v. Schilling allseits die wärmste Sym¬ pathie entgegengebracht, so daß sich der Gefeierte sicher auch in der Ferne der zu¬ ruckgelassenen Freunde gerne erinnern wird. Am folgenden Abende fanden sich intimere Freunde und Bekannte des Scheidenden noch zu einem Schlußvalere ein, zu dem auch Herrr General=Director Josef Wernol erschien. Auch dieser Abend verlief in höchst animirter Weise und erreichte die linkerhaltung den Hoye-

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