Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 6, 8. August 1884

Nr. uete¬ Der neue Gutsherr. Der Herr Forst=Taxator, zwischen zwei Uebeln das kleinere wählend, entschließt sich, um der angeordneten Vorstellung des gesammten Beamtenkörpers beim neuen Gutsherrn zu ent¬ gehen, der Jahres=Versammlung des Landes¬ Forsvereines anzuwohnen. In Folge dessen große Aufregung im Hause, Herrichten von Wäsche und anderer für die dreitägige Abwesenheit absolut erforderlichen, zur Bequemlichkeit des Herrn Taxators unum¬ stößlich nöthigen Gegenstanden, dann — Zusam¬ menkunft auf dem Bahnhofe des Domicilortes, Bewillkommnung der Fachgenossen, Abschied von „Ruckwärts „Fertig: den Bekannten. Während der Fahrt allgemeiner Gedanken¬ austausch und bei der Ankunft in der nächsten Umsteigestation anderthalbstündiger Aufenthalt. Der Herr Taxator, kein Verächter von Stärkungsmitteln, und ganz besonders von gei¬ stigen, ergreift die günstige Gelegenheit, mit einem Fachgenossen, den er am Bahnhofe tennen gelernt, die Bahnhof=Restauration mit seinem Zuspruche zu beehren, um im Kreise der ander¬ weitigen Vereinsmitglieder die Wartezeit in traulichem Gesprache bei einem Glase Bier zu verbringen. Unter allgemeiner Heiterkeit, traulichem Bei¬ sammensitzen, Austischen von wirklichen und Haar¬ sträubenden Jagd= und sonstigen Erlebnissen ver¬ läuft dem Herrn Taxator die Wartezeit recht angenehm und rasch, — umsomehr als seine Be¬ kannten ihn warm zu halten wissen, und in rascher Auseinanderfolge die seiner werthen Per¬ sonlichkeit zugestoßenen unguten Erlebnisse, die er, weil sie bereits überstanden, mit einem ge¬ wissen Wohlbehagen und schmunzelnder Miene anhört, auflischen. Besonderes Vergnügen macht dem Herrn Taxator die Erzählung seines Erlebnisses beim Kaufen einer Geldbörse, welche er nach längerem Ueberlegen und nach gegenseitiger Einigung über den Preis zufrieden nach Hause trug, um sie dort von neuem zu bewundern. Doch der Schrecken! Statt einer Börse hat der Herr Taxator deren drei in der Tasche, welche er in der Zerstreuung und Einigung über den Preis¬ der getauften unbewußt eingesteckt hat. Dem Gedanten, zum Kaufmanne zurückzugehen und das unrechtmäßig erworbene Eigen um zurück¬ zustellen, folgt die Ausführung auf dem Fuße. Gegenseitige Entschuldigung — Finale. Auch die Geschichte der Purschutzen Nr. 1 und 2 wurde nicht vergessen und entlockt diese der sanften Miene des Herrn Taxators ein wohl¬ gefälliges Lächeln. Weil nämlich Nr. 1 wegen des in Verlust gerathenen Hahnes reparaturbedürftig war, so wurde am Vorabende des festgesetzten Jagdtages Nr. 2 vorsichtig geladen, d. h. das Pulver ab¬ gewogen, die Kugel genau untersucht, und dann der Stutzen an seinen Platz gestellt. Dem Herrn Taxator, als revierkundigem Jager, war der höchste Stand bestimmt und hieß es somit zeitlich Fruh aufbrechen, um rechtzeitig, vor Beginn des Triebes, auf dem Stande zu sein, über welchen die verschiedenen Hochwildwechsel gingen. Alles geht gut. Der Herr Taxator erhebt sich in der Nacht, pruft nochmals seine Aus¬ rüstung und beginnt den Aufstieg, um nach drei¬ stündigem muhevollen Wege seinen Stand, auf dem er schon manchen braven Hirsch erlegt oder auch gefehlt, zu erreichen. Doch! Oldu blutiger Heiland! Kaum beginnt das Geläute der Hunde, so macht der Herr Taxator die unliebsame Be¬ ohne merkung, daß er den Stutzen Nr. 1 — Hahn — mitgetragen hat. — Das Weitere ve¬ darf keiner Schilderung! Bei der Erzählung derartiger und sonstiger Erlebnisse verging der lustigen Gesellschaft vom grünen Tuche die Zeit rasch und unterhielt sich, wie schon bemerkt, der Herr Taxator ganz aus¬ gezeichnet, so daß er sich vollständig gehen ließ, um seiner neuen Bekanntschaft, nämlich dem Fachgenossen, den er beim Aussteigen kennen gelernt, im Vertrauen mitzutheilen, daß er trotz „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung. alledem ein Schlaumeier sei, weil er der so lästigen Vorstellung beim neuen Gutsherrn, welcher heute ankomme, durch seine Reise zur Versammlung des Landesforst=Vereines ausweiche. Bravo! Daran Lebhafte Zustimmung zweimaliges Lauten, — Einsteigen in der Rich¬ tung Endlich Ankunft in dem Orte der Vereins¬ Versammlung, Empfang am Bahnhofe, Unter¬ kunft in guten und minderguten Quartieren vergungter musikalischer Abend bei vielem Bier und langem Sitzen: Folgender Taa: Excur¬ ion, fachliche Besprechungen und schließlich Rück¬ kehr in die Heimat. Der Herr Taxator hat es vorgezogen, statt der lästigen Excursion und den laut Programm festgesetzten fachlichen Besprechungen die Reize der Umgebung in der Form von Spaziergangen zu bewundern, sowie den guten Ruf des Ortes in Betreff seiner Getrante näher zu prüfen, und dann wohlgemuth und im Bewußtsein vollstän¬ diger Pflichterfüllung in der Heimat einzutreffen Die so gefürchtete Vorstellung des Beamten¬ körpers beim neuen Gutsherrn war vorüber und mit derselben ein schriftlicher Auftrag dem Herrn Taxator übermittelt worden, in welchem der neue Gutsherr seiner Sehnsucht, den Herrn Taxator näher kennen zu lernen, Ausdrua gav. Doch o Schrecken! Der neue Gutsherr bewillkommt den Herrn Taxator als Fachgenossen und alten Bekannten von der Zwischen=Station. Personen=Verkehr. 1. Ausstellungsbesuch. Ohne Zurechnung der Permanenz=Karten haben vom 5.—6. August, ausschließlich der culturhisto¬ rischen Ausstellung, 2105 Personen Eintritts¬ Karten gelöst. Die culturhistorische Ausstellung haben während dieser Zeit 811 Personen besucht. Demnach besuchten die Ausstellung: excl. der culturhistor. culturhistorische am 2. Aug. 4401 Pers. am 3. Aug. 759 Pers. „ 3 „ 4151 „ 4. „ 420 „ „ 4. „ 1267 1219 „ 5 „ 434 „ " 6 „ 1019 „ 6. „ 384 „ Summe: 12107 Pers. Summe 2000 Pers. Totalsumme der Besucher: 14107 Personen. 2. Bahnverkehr. Bom 5. bis 6. August sind angekommen 1239 Personen „ abgereist 1127 5. „ 6 Von den vom 1. bis 7. August angekommenen Personen sind somit 1732 noch nicht abgereist. Witterungs=Bericht. Telegramm der meteorologischen Central¬ Anstalt Wien. 7. August 1884, Nachmittags 2 Uhr. Niederster Barometerstand: 755 Millimeter. Ort desselben: westl. von Schottland. Höchster Barometerstand: 775 Millimeter. Ort desselben: Schweden. 2. Minimum des Barometerstandes: Westfrankreich. Wind: nordöstlich. Bewölkung: wechselnd. Niederschläge: geringe. Temperatur: warm. Bemerkung: Andauernd schönes Wetter wahr¬ scheinlich. Steyr, 7. August 1884, 1 Uhr Mittags. Wind=Richtung östlich, Starke mäßig. Bewölkung: wechselnd. Niederschlag: Temperatur: 28° C. Bemerkung: Keine wesentliche Aenderung bevorstehend. Temperatur des Wassers am 7. August 1884. Bad in Schönau 17° R. 14. Ennsfluß: 17° R. Ramingbach Schwimmschule: (Grehuyt 15. Seite Angenommene Tremor. Hotel Krammer (Eiselmeyr). Dr. Carl Schaffer, Advocat, Ischl. Carl Klemorer, Kaufmann, Praa. Josefine Happe, Lehrerin, Wien. Josef Taschet, Kaufmann, Budweis. Dr. Hans Proßi, Redacteur des Tagesboten, Brünn. A. V. Groß, Apotheker, Wien. B. Mach, Professor, Prag. Julius Krieger, Privat, Graz. C. Strecker, t. k. Ober¬ lieutenant, Prag. M. v. Lollo Fato, Gutsbesitzer, Mailand. Emil Murmann, Kaufmann, Wien. M. v. Lindheim, Landtags=Abgeordneter, Wien. Joh. Kohnet, Kaufmann, Wien. Otto Bruck. Ingenieur, Augsburg. J. Ilnicky. Tele¬ graphen-Ingenieur, Petersburg. H. R. Mittag, Ingenieur und Redacteur, Berlin. Zeilberger's Gasthof „Zum rothen Krebs. Joschi Nathan, Tischler, Ungarn. Hermann v. Schragt, Privatier, Hallein. Josef Stanto, prakt. Arzt, sammt Familie, Hallein. Ludwig Kronberger, prakt. Arzt, St. Florian. Josef Schneider, Buchhalter, Salzburg. Jaques See¬ fried sammt Schwester, Kaufmann, Nußdorf. Josef Schöner, Architect, Klosterneuburg. Ed. Rember, t. k. Oberstlieutenant, sammt Nichte, Budweis. Friedrich Seefeldner, Lehrer, sammt Frau, Auerbach. Fanny Winter, Buchhändlers Witwe, Linz. Cajetan Gloning, Schulleiter, Peuerbach. Alois Frauenberger, Schulleiter, sammt Nichte, Pram. J. Sompet. Schulleiter, sammt Frau und Tochter, St. Georgen. Joh. Sauheita, t. k. Telegraphen=Directions=Secretar, Linz. Peter Katsmaier, Oberlehrer, Kematen. Josef Kofler, stud. pharmacie, Kremsmünster. P. Muller, Student, Kremsmünster. Professor Muller, Arzt, Kremsmünster. Neueste Telegramme „Wihit- Kussirungs=Zeitung. Ischl, 7. August. Nach einem Dejeune dinatoire bei Kaiserin Elisabeth reist um 3 Uhr Nachmittags der deutsche Kaiser nach Schloß Babelsberg ab, wo er morgen um 11 Uhr Vormittags antrifft. Wien, 7. August. Die berühmte Hof= chauspielerin Hatzinger ist zum Sterben erkrankt. Humoristisites. Eheliche Zartlichkeit. Führer: „Kom neu Sie nunter, aber nehmens sich in Acht, hier hat Manu: schon Mancher den Hals gebroche!" „Auguste Geh' voran!" Der höchste Berg. Lehrer: „Wer kann mir sagen, welches der höchste Berg in Deutschland ist? — Schüler: „Ich, Herr Lehrer. Der Hohen¬ Asperg.“ (Staatsgefängniß in Württemberg.) Lehrer: „Wie so der Hohen=Asperg?“ — Schüler: „Unser Knecht hat zwei Monate gebraucht, bis er vieder unter kommen ist. Blikkusen der Kruktion. Berichtigung. In Nr. 5 unseres Blattes, Seite 2 (Besichtigung der Ausstellung), soll es statt „Firma I. Kohn in Linz richtig „Firma I. Rohn in Linz heißen. An den Absender der Steyer-Ausstellungs¬ Zeitung an Frl. Josefine Bodendorfer: Die Ad¬ resse des vorgenannten Fräuleins wurde nicht genau angegeben und kam die Zeitung als un¬ bestellbar retour. von Samstag den 5. August ist die das Zinsstellung Son Morgens an dem Besuche geöffnet.

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