Nr. 5 „Tausend fleißige Hände regen, „Helfen sich im munteren Bund, „Und mit feurigem Bewegen „Werden alle Kräfte kund. „Meister rührt sich und Geselle In der Freiheit heil'gem Schutz, „Jeder freut sich seiner Stelle, „Bietet dem Verächter Trutz, „Arbeit ist des Bürgers Zierde, „Segen ist der Mühe Preis; „Ehrt den König seine Würde „Ehret uns der Hände Fleiß. Diese sinnvollen Worte des Lieblingsdichters der deutschen Nation traten mir insbesondere heute so recht lebhaft vor die Seele, da wir nach monatelangem, bangem Ringen ein Werk vollendet sahen, das ebenso kühn in seiner An¬ lage, wie in seiner Durchführung unsere be¬ scheidenen Kräfte weit zu übersteigen scheint. Doch mit vereinter Kräfte Walten Wird das Schwerste selbst vollbracht, und so gingen wir, eingedenk des Wahlspruches unseres erhabenen Monarchen, mit vereinten Kräften freudig an die Arbeit. Ist der Guß gelungen? Ich wage es nicht, dem Urtheile so hochansehnlicher Männer vor¬ zugreifen, die auf den verschiedensten Gebieten menschlichen Schaffens und Wirkens so reiche Erfahrungen gesammelt und zum Wohle des Staates und der bürgerlichen Gesellschaft eine so hervorragende Thätigkeit entfaltet haben. Vertrauensvoll legen wir unsere Arbeit in ihre Hände, hoffend, daß der gute Wille, der allein uns Muth und Ausdauer bei dem schwierigen Beginnen verlieh, eine wohlwollende Berück¬ sichtigung finden werde. Doch schon glaube ich den freundlichen Ton der Glocke zu vernehmen, die wir gegossen haben; denn sehe ich mich in dieser illustren Versammlung um, dann möchte ich mit dem Sänger ausrufen: „Schließt Augen euch, hier ist nicht Zeit sich staunend zu ergötzen.“ Aber das zahlreiche Erscheinen so hochansehnlicher Männer, die da gekommen sind zu sehen, was durch Vereinigung der Kräfte auch in einem kleinen Gemeindewesen geschaffen werden kann, erhebt mein Herz zur freudigsten Stimmung und lebhaft bedaure ich, daß ich nicht jene Worte finden kann, um der treue Dolmetsch der dankbaren Gesinnung zu sein, welche die ge¬ sammte Bevölkerung dieser Stadt Ihnen, hoch¬ ansehnliche Herren, entgegen bringt. So rufe ich Ihnen denn ein herzliches Will¬ kommen entgegen, begrüße Sie hochachtungs¬ vollst, bitte Sie recht lange in unserer Mitte zu weilen und, wieder an die Stätte Ihres erfolgreichen Schaffens und Wirkens zurückge¬ kehrt, draußen in unserem lieben Oesterreich zu sagen, sie hätten hier eine Stadt gefunden, welche durch Vereinigung aller ihrer Kräfte erfolgreich bemüht ist, beizutragen zur Erhöhung des altbewährten Ansehens des theuren Vater¬ landes. So erhebe ich denn mein Glas und bringe allen hochverehrten Ehren= und Festgästen, die durch ihre Theilnahme unserem Feste eine so auszeichnende Weihe verliehen haben, ein herz¬ liches, tiefgefühltes Hoch. in dieses Hoch stimmten alle An¬ wesenden begeistert ein, worauf der Präsi¬ dent der oberösterreichischen Handels= und Gewerbekammer Herr J. E. Wimhölzl sich erhob und betonte, daß Steyr sich chon im vorigen Jahre bei der Linzer Gewerbe=Ausstellung durch seine vorzüg¬ liche Ervosition ausgezeichnet habe; die gegenwärtige Ausstellung aber übertreffe Alles, was in dieser Art in Oberösterreich bis jetzt da war. Insbesondere sei die lektrische Ausstellung einzig in ihrer Art und von großer Bedeutung für das Ge¬ werbe, indem durch die elektrische Kraft¬ übertragung der Nutzen der Elektricität für das Kleingewerbe dargethan werde. Linz sei dem Rufe zu dieser Ausstellung „Steyrer Ausstellungs-Zeitung.“ mit Freuden gefolgt, wie denn überhaupt zwischen beiden Städten brüderliches Ein¬ vernehmen herrsche. (Bravo! Bravo! Redner dankte in warmen Worten für die Begrüßung der Ehrengäste und bringt ein Hoch aus auf die geistigen Leiter der Ausstellung, auf das Gesammt¬ Ausstellungs=Comités ! (Lebhafter an¬ haltender Beifall und Händeklatschen.) Bald darauf nahm der Bürgermeister von Vöcklabruck, Herr Dr. Scherer, das Wort, um auf den Mann hinzuweisen, der mit Umsicht und Organisations=Talent, verbunden mit der nöthigen Energie, die Arbeiten für das große Werk geleitet und mit aufopfernder unermüdlicher Ausdauer zu gutem Ende geführt habe. Dieser Mann ei der Obmann des Gesammt=Comités Herr Dr. Johann Hochhauser (Bei¬ allssturm), und ihm gelte sein herzliches Hoch! Dieser Toast wurde mit brausenden Jubel aufgenommen und Herr Dr. Hoch¬ hauser war der Gegenstand ebenso enthü¬ siastischer als herzlicher Ovationen. Hierauf begrüßte Reichsrathsabgeord¬ neter Wickhoff im Namen seiner Mit¬ bürger die anwesenden Vertreter der Journalistik. Er dankte in warmen Worten ür die Leistungen des hiesigen Preßcomités und führte, der lebhaften Unterstützung der gesammten Presse dankbar erwähnend, aus, wie ohne Erörterung durch die Tages¬ presse heutzutage kein Unternehmen ge¬ deihen könne, und legte dar, daß der Ein¬ fluß der Presse durch die vermehrten Communicationsmittel und die Ausnützung der Elektricität eine immer größere werden müsse. Dann fuhr Redner fort: „Wer aufmerksam die Ereignisse verfolgt, wird bemerken, daß das Bedürfniß, seine Beob¬ achtungen und seine Meinungen öffentlich darzulegen, ein immer lebhafteres werde und immer weitere und vornehmere Kreise durchdringe. Die österreichische Journali¬ tik wird es mit dankbarem. Stolze em¬ pfinden, daß ein erleuchteter und gefeierter Prinz (Bravo!), Se. kais. Hoheit der Kron¬ prinz Erzherzog Rudolf, schriftstellerisch thätig gewesen sei und seine glänzende und geistreiche Feder allgemeine Aufmerk¬ amkeit und laute Bewunderung hervor¬ gerufen habe. (Bravo! Bravo!) Demun¬ geachtet ist die Presse in Oesterreich in schwieriger Lage. Dort, wo um die höch¬ ten Güter, die Nationalität und die Frei¬ heit gerungen wird, muß naturgemäß der Kampf ein leidenschaftlicher und ge¬ waltiger sein. Wenn aber auch die Wogen noch so hoch gehen, ist die Presse in Oester¬ reich unerschütterlich geblieben in ihrer warmen Vaterlandsliebe (Bravo!), in ihrer treuen Hingebung für den geliebten Mon¬ archen, unsern allergnädigsten Kaiser und Herrn und seine erlauchte Dynastie (Bra¬ vo! Bravo!), in einem starken Gefühle für die Ehre und Machtstellung Oester¬ reichs!!“ (Bravo!) Im weiteren Verlaufe einer Rede wendete sich Sprecher an die anwesenden fremden Vertreter der Presse, ersuchte um ihr ferneres Wohlwollen für Seite 3 die Ausstellung, sagte u. A.: „Erzählen Sie aller Welt, was unser Werndl ge¬ than", und schloß in lebhaften Worten mit einem dreifachen Hoch auf die Jour¬ nalistik. — Der Toast fand lauten Beifall und die Capelle intonirte „Die blaue Donau. Im Namen der Vertreter der Presse dankte hierauf Herr Kareis, Obmann des elektrotechnischen Vereines in Wien und Redacteur der elektrotechnischen Fachzeitung, für den der österreichischen Gesammtpresse gebrachten Toast, ging dann im Verlaufe seiner Rede auf die Bedeutung der Elektro¬ technik auf dem Gebiete des Gewerbe¬ wesens über und leerte sein Glas auf die Entwicklung der Elektrotechnik. Nachdem der Vorstand des „Steyrer¬ Gewerbevereines und verdienstvolle Ob¬ mann der Industrie= und culturhistorischen Ausstellung Franz Tomitz — in Folge Unwohlseins, hervorgerufen durch die Stra¬ pazen bei Vollendung und den Eröffnungs¬ Feierlichkeiten der Ausstellung verhindert war am Festsouper theilzunehmen, brachte an dessen Stelle der k. k. Notar Fürth, als Mitglied des Gewerbevereines, den Toast auf die P. T. Aussteller aus, indem er ausführte, daß dieselben keine Opfer scheuten, um zu zeigen, was deutsche Kraft und deutscher Gewerbsfleiß zu leisten im Stande sind, und durch ihre zahlreiche Betheiligung jenes hocherfreuliche glänzende Bild geschaffen haben, welches unsere Aus¬ tellung in allen ihren Abtheilungen bie¬ tet. Er leere sein Glas auf das Wohl der verehrten Aussteller. — Ein dreimaliges donnerndes Hoch bekräftigte die allgemeine Zustimmung zu diesem Toaste. Bald darauf ergriff Herr General¬ director Josef Werndl nochmals das Wort. Wovon das Herz voll ist, gehe der Mund über. Es sei ihm ein Herzens¬ bedürfniß, unserer tapferen Armee zu ge¬ denken (Beifallssturm), welche dem Reiche und dem Bürger mächtigen Schutz gewährt. Er trinke auf das Gedeihen und den steigenden Ruhm unseres tapferen Heeres und auf das Wohl des anwesenden Ver¬ treters desselben, des k. k. Generalstabschefs und Majors v. Redlich. — Begeisterte Acclamation folgte diesen Worten und die Musikkapelle intonirte den Radetzky=Marsch. In schlichten aber sehr herzlichen Worten dankte Herr k. k. Major v. Redlich. Durch die Neugestaltung des Heeres sei bekanntlich die Armee ein Volksheer ge¬ worden und in Folge dessen innig mit den riedlichen Bestrebungen der Bürger ver¬ bunden, denen die Armee warme und ver¬ ständnißvolle Sympathie entgegenbringe. Er leere sein Glas auf das fortdauernde herzliche Einvernehmen zwischen Armee und Bürger. — Diese mit warmem Tone ge¬ sprochenen Worte fanden begeisterte Auf¬ nahme und wurden von rauschendem Applause begleitet. (Schluß folgt.)
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