der Präsident des Verwaltungsrathes der österreichischen Waffenfabriks=Gesellschaft, Se. Durchlaucht Fürst Othenio Lich¬ nowsky, folgenden Toast: „Meine hochverehrten Festgäste! Die Geschichte dieses herrlichen Landes erzählt und von dieser schönen und lieblichen Stadt, daß die Bürger derselben sich schon seit altersgrauer Vorzeit durch ihre Intelligenz und ihren Gewerbefleiß auszeichneten. Die Geräthe des Krieges und Friedens, mit der Marke der Meister aus Steyr, sie ziehen weit über die Grenzen dieses großen Reiches, weit über alle Meere bis an die ent¬ ferntesten Gestade der Welt und allüberall werden sie freudig aufgenommen, weil sie unübertroffen auf der Erde dastehen. — Doch, meine Herren! Die Bürger aus Steyr, das kostbarste Meister¬ stück haben sie für sich zu wahren gewußt. Gott, der Meister aller Meister, has geschaffen aus ihrer Mitte! Er hat einen genialen Mann aus ihrer Mitte gerufen, einen Mann aus Stahl und Eisen und hat ihm die Marke aufgedrückt, und diese Marke ist ein goldenes Herz, ein goldene Herz, welches da schlägt für den Aufschwung der Stadt, schlägt für seine Mitbürger, schlägt für seine Familie, für seine Arbeiter, für alles Gute, Edle und Schöne (fürmischer Bei¬ fall und Händeklatschen), er glühend in Patrio¬ tismus für Kaiser und Vaterland. (Au¬ haltender Beifall.) Es wäre noch viel über dieses Herz zu sprechen, doch ich will mich beschränken, diesen Mann, den Sie alle kennen, den hundert Millionen Menschen auf der Erde kennen, mit ihm will ich diesen Toast benennen: Josef Wendl sei er genannt. Diesen mit zündender Kraft gesprochenen Worten des Redners folgte ein wahrer Sturm des Beifalls und der Zustimmung, das Hochrufen und das Händeklatschen wollte kein Ende nehmen und Alles drängte sich, mit Herrn Werndl anzustoßen und ihm Anerkennung und Verehrung auszudrücken, während freudige Rührung sich in den geistvollen und doch so treuherzigen Zügen unseres berühmten Mitbürgers malte. In seiner schlichten Weise lehnte er, nachdem er zu Worte gekommen war, be¬ cheiden das ihm gespendete Lob ab. habe eben nur seine Pflicht als Mensch und Bürger gethan, und werde dies immer o halten und stets mit allen Kräften das durchführen, was er für recht und gut erkannt. Er freue sich innig der freund¬ schaftlichen Uebereinstimmung mit Seiner Durchlaucht, dem Verwaltungsraths=Prä¬ identen der Waffenfabrik, welcher seinen Intentionen immer mit so großem Wol¬ vollen entgegen gekommen und sie nach allen Richtungen unterstützt und gefördert habe, und er hege die zuversichtliche Hoff¬ nung, daß dieses schöne Verhältniß auch ürderhin bestehen bleibe! Er gab seiner Verehrung für den Herrn Präsidenten beredten Ausdruck, denn er (Redner schätze Alle hoch, die „etwas da" (auf die Stirne deutend) und „etwas da" (auf die Herz¬ gegend weisend) haben, und so leere er ein Glas auf das Wohl Sr. Durchlaucht des Fürsten Lichnowsky! — Diesen von warmem Gefühle getragenen Worten olgte allgemeiner langanhaltender Bei¬ fallssturm. Als sich die freudige Aufregung einiger¬ maßen gelegt hatte, ergriff Herr Oberreal¬ chul=Director Josef Berger das Wort und sprach: stellungen der Kleidermacher=Ge¬ nossenschaft, der verschiedenen Möbel¬ fabriken und der damit zusammen¬ hängenden Industriezweige besichtigt, die Uhren der Gebrüder Resch in Eben¬ see und die Objecte der Posamentier¬ Firma Johann Spak in Linz einer besonderen Aufmerksamkeit gewürdigt hatten, begaben sich dieselben in die Aus¬ stellungsräume des zweiten Stockwerkes zur Besichtigung der Abtheilung für Fachschulen. Hier wurden höchstdieselben von dem Obmanne der Gruppe der k. k. Fach¬ schulen und Fortbildungs=An¬ stalten, Herrn k. k. Director Alfred Musil, ehrfurchtsvollst, begrüßt, rauf Sr. kaiserl. Hoheit durch Se. Er cellenz Statthalter Baron Weber, die Herren k. k. Sectionsrath Dr. Lind, als Vertreter des Unterrichts=Ministeriums, und Hofrath Dr. Ritter von Thaa, als Vertreter des Handels=Ministeriums vor¬ gestellt wurden. Se. kais. Hoheit besichtigte nun in Begleitung der genannten Herren die Expositionen der k. k. Fachschule und Versuchs=Anstalt Steyr, der k. k. Fachschulen Ebensee, Hallstadt, Has¬ lach und Neukirchen, sowie der Fort¬ bildungsschulen Linz, Steyr und schl auf das Eingehendste, ließ sich von Director Musil die k. k. Fachschulleiter von Ebensee und Hallstadt Herren Greil und Göbel, sowie den Leiter der Fort¬ bildungsschule Linz, Herrn Leitner, vor¬ stellen, und conversirte durch längere Zeit mit jedem der genannten Herren, von welchen er sich Erklärungen über die hervorragendsten Objecte der Ausstellung, sowie über die Verhältnisse der betreffenden Schulen rc. geben ließ. Die Arbeiten der hiesigen k. k. Fachschule und Versuchsanstalt fesselten das Interesse Sr. kais. Hoheit in besonderem Maße und drückte er nicht nur über die Leistungen dieser Anstalt und der Fach¬ bildungsschulen überhaupt, sondern auch über das glückliche Arrangement der ganzen Ausstellungsgruppe dem Obmanne der¬ selben. Director Musil, seine vollste An¬ erkennung aus, demselben beim Verlassen der betreffenden Abtheilung mit verbind¬ lichen Worten des Dankes die Hand reichend. Vom zweiten Stockwerke zurückgekehrt machten die höchsten Herrschaften einen Rundgang um die Galerie im ersten Stocke und besichtigten die daselbst aufgestellten Gegenstände, von denen insbesondere die Exposition von Specialitäten in Feigen¬ kaffee der Firma J. Kohn in Linz und Wien lebhafteres Interesse erregte, und sprachen Ihre kaiserl. Hoheiten dem Ver¬ treter der Firma Herrn Franz Bruck¬ müller hinsichtlich des Arrangements höchstihre Anerkennung aus. Von hier verfügten sich die höchsten Herrschaften in das Parterre zur Besichti¬ gung des im Ausstellungspalais unterge¬ brachten Theiles der Forstausstellung (Fortsetzung folgt.) Nr. 5 „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung Das Fest- Souver. Wir müssen heute vor Allem unsere geehrten Leser um Entschuldigung bitten, daß durch ein höchst unliebsames Ver¬ sehen in dem Berichte über das Festsouper die auf den Toast des Herrn Bürgermeisters auf Se. Majestät den Kaiser folgende Rede des Obmannes des Gesammt¬ Ausstellungs=Comité's Herrn Dr. Johann Hochhauser ausgeblieben ist und wir beeilen uns, dieselbe mit ihrem Wortlaute nachfolgen zu lassen. Herr Dr. Hochhauser sprach: „Die wunderbare Lage unserer Stadt mit den rauschenden Flüssen in ihrem Weichbild und ihren ewigen Bergen macht das Gemüt empfänglich für die Sagen ihrer Vorzeit und angehaucht von diesem romantischen Zuge, wieger wir uns gerne in dem Sagenkreis, welcher um die Styraburg gezogen ist, wir schwärmen mit dem Chronisten, welcher über die glänzenden Feste der Ottokare berichtet, und freuen und am Gesange, den die Meistersänger über Steyr ergoßen. Aber weit hinter dem, was wir heut eben und hören, was wir mitempfinden und miterleben, bleiben die Bilder der Vergangen¬ heit und kein Chronist weiß von einem ähnlichen Feste zu erzählen. Der durchlauchtigste Bruder unseres Kaisers und Herrn hat sich an die Spitze unserer Unternehmung gestellt und die¬ elbe mit seiner Gegenwart geweiht, die elektri¬ schen Sonnen haben das Dunkel der Nacht verscheucht, Tausende freuen sich dieses unge¬ wohnten Lichtes und all der Herrlichkeiten, die im Glanze desselben erscheinen, mehr als hundert Städte, Gemeinden und Corpora¬ tionen haben ihre Vertreter in unsere Mitte entsendet, und so hat sich dieses Fest zu einem Bürgerfeste im großen Style gestaltet, wie in den Alpenländern noch keines gesehen wurde Laut und ungetrübt ist die Freude des ersten Tages und mit erneutem Glanze werden sich die Feste drängen, die unseren Gästen auch in der Folge beschieden werden. Wir aber, die wir mit Stolz und Befriedi¬ gung reichliches Lob ernten, haben die Ver¬ pflichtung, vor Allem Derjenigen zu gedenken, die einen Großtheil dieses Erfolges für sich in Anspruch nehmen können. Die Regierung Sr. Majestät war es, welcher unseren Bestrebungen vom Anfange an wohlwollend entgegenkam, sie hat unser Unter¬ nehmen im Verlaufe der Zeit mit aller Huld und allem Nachdrucke unterstützt, und was der Gemeinsinn der Bürger begonnen, ist erst zu einem glänzenden Bilde durch den fördernden Einfluß der Regierung geworden. Im Interesse unserer Unternehmung fühle ich mich daher tief verpflichtet, der Regierung unseren aufrichtigen und besten Dank auszusprechen, und von diesem Gefühle geleitet, bringe ich der Regierung Sr. Ma¬ jestät ein dreifaches Hoch. In dieses Hoch stimmte die ganze Ver¬ sammlung begeistert ein. — Hierauf ergriff Herr Josef Werndl das Wort und brachte den Toast auf Se. kais. Hoheit Herrn Erzherzog Protector Carl Ludwig aus, dessen Wortlaut wir bereits gebracht haben. Hierauf folgte der von uns gleich¬ falls in der gestrigen Nummer gebrachte Toast Sr. Excellenz des Ackerbauministers Grafen Falkenhayn auf Steyr, welcher mit freudiger Acclamation aufgenommen wurde. Mit weithintönender Stimme und ge¬ radezu dramatischem Vortrage sprach nun
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