Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 4, 6. August 1884

Seite 2 neuerfundenen Gewehres vollkommen in¬ formirt zeigte, ließen sich Se. kaiserl. Hoheit der Herr Erzherzog Carl Ludwig und höchstdessen Gemalin das neue Repetir¬ gewehr in allen Details erklären und gratulirten dem Erfinder, indem sie zugleich den Dank für die instructive Erklärung abstatteten. (Fortsetzung folgt.) Das Fest Souper. Nach Beendigung der Rundfahrt der höchsten und hohen Herrschaften durch die elektrisch beleuchtete Stadt und über den Ausstellungsplatz fand das Festsouper in dem prächtigen Saale des Casino statt. Am Tisch der Ehrengaste saßen rechts vom Bürgermeister der Stadt Steyr, kais. Rath Pointner, die Excellenzen Minister Graf Falken¬ hayn und Fürst Tichnowsky, Präsident der Staatseisenbahn=Direction Freiherr von Czedit, der auf kurze Zeit erschienen war, Landes=Finanz=Director Hofrath Ritter von Christ, links Se. Excellenz Statt¬ halter Freiherr von Weber, Se. Durch¬ laucht Fürst Starhemberg, der Präses des Ausstellungs=Comites Dr. Hoch¬ hauser, Kammerpräsident Wiholzer, Sectionsrath Ritter von Lind, als Ver¬ treter des Unterrichts=Ministeriums. Gegen¬ über saßen, neven Herrn Josef Wernot, General=Directions-Rath Seyscha, Statthaltereirath Zimmerauer, Hofrat Exner, die Reichsratsmitglieder Mauth= und Stauber, Graf Josef Kam¬ berg und Baron my of, Baron Seiler, die Burgermeister von Salzburg, Urfahr, Bocklabruck und Ge¬ meinderathe mehrerer Nachbarstadte; an andern Tischen bemerkten wir die Herren Oberforst¬ Forst=Director Domes, meister Diemit, Gemeinderath von Geitler aus Wien, als Vertreter des Gemeinderathes der Reichshauptstadt, und Andere. Den übrigen Raum füllten die Ehrengäste aus Steyr und die ge¬ ladenen Weiglieder der verschiedenen Aus¬ stellungs=Comites und andere Honoratioren Steyr's. Das Souper begann um halb 11 Uhr. Den ersten Toast brachte kais. Rath Burgermeister G. Pointner mit folgen¬ den Worten aus: „Hochgeehrte Festgäste! Als Burgermeister dieser Stadt obliegt mir die ehrende Aufgabe die hier anwesenden hohen Festgasse im Namen der Stadt=Vertretung Steyr auf das freund¬ lichste zu begrüßen, und sehe nich zugleich angenehm verpflichtet, allen jenen beitragenden Factoren, die sich an unserer Ausstellung in so erfreulicher, sympathischer und ausgiebiger Weise betheiligt haben, den verbindlichsten Dank hiemit öffentlich auszusprechen. Wir hoffen und glauben, annehmen zu können, daß dieses für Steyr im großen Ma߬ stabe angelegte Unternehmen viele Fremde herbei¬ führen und diese Ausstellung bei einer prak¬ tischen und glücklichen Durchführung unserer Stadt zum bleibenden Vortheile gereichen werde. Eine besondere Weihe hat dieses Unter¬ nehmen durch die hochherzige Theilnahme Sr. kaiserl. und königl. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Carl Ludwig und Höchstdessen Gemalin der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Maria Theresia erhalten, nachdem Höchstderselbe „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung.“ das Protectorat zu übernehmen und die Aus¬ stellung persönlich zu eröffnen die Gnade hatte, was uns Steyrer mit gerechtem Stolze erfüllt. Vor Allem aber lassen Sie uns mit dank¬ erfülltem Herzen gedenken unseres Allergnädig¬ sten Kaisers und Herrn, Allerhöchst welcher, wie immer, so auch diesem gemeinnützigen Unter¬ nehmen Seine kaiserliche Huld und Gnade an¬ gedeihen läßt. Die Gemeinde-Vertretung Steyr tann dieser besonderen Gnade nichts weiter entgegenbringen als die Versicherung, daß die Burgerschaft der alten deutschen Eisenstadt Steyr, so wie bisher, auch in der Folge ihre patriotische Gesinnung und Anhänglichkeit an das österreichische Kaiser¬ haus bewahre und in dieser Gesinnung für Kaiser und Vaterland fort und fort in Wort und Thal mit deutscher Kraft eisenest verharre. Mit dieser Kundgebung erlaube ich mir im Namen des Gemeinderathes der Stadt Steyr den ersten Toast auszubringen auf den allgeliebten Landes¬ fürsten, und ersuche Sie mit einzustimmen in den Ruf: Seine taiserl. und königl. apostol. Majestät unser allergnädigster Kaiser und Herr und das ganze österreichische Kaiserhaus lebe hoch! hoch! hoch: Dieser Toast wurde mit enthusiastischer Zustimmung aufgenommen, die Musikkapelle intonirte die Volkshymne, welche die Versammlung stehen anhorte uno danach abermals in rauschende Beifallsbezeigungen ausbrach. Alsbald erhob sich die Hunengestalt unseres anverehrten Mitbürgers, des Herrn Generaldirectors Josef Wernot, welcher mit seinem martigen Organe folgende Worte mit tiefinnigen Ausdrucke sprach: „Verehrte Anwesende! Aus der Ansprache des Herrn Dr. Hochhauser, welche derselbe heute bei der Eröffnung der Ausstellung an Ihre kais. Hoheiten den durchlauchtigsten Protector und hochdessen Gemalin hielt, ist der Zweck der Aus¬ stellung den verehrten Festgästen bekannt geworden, so daß ich nichts weiter hierüber zu sagen brauche. Unbekannt jedoch ist der herzliche Empfang, welcher der Deputation, als sie bei seiner kais. und kön. Hoheit das Protectorat erbeten hat, zu Theil geworden ist und dankbaren Herzens gedenke ich noch der Stunde, als wir bei höchst¬ demselben die Bitte vorgebracht, unser Werk in Schutz zu nehmen. Alle, wie Sie hier, meine hoch¬ verehrten Herren, versammelt sind, waren Zeugen, wie Se. kais. und kön. Hoheit um das Wohl unserer Industrie besorgt ist und wie höchstderselbe sein Interesse für sie an den Tag gelegt hat. Wenn ich nun meinen Dank¬ gefühlen Ausdruck gebe, so bitte ich Sie mit mir einzustimmen in das Hoch, welches ich aus¬ bringe auf Se. kais. und kön. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Protector Erz¬ herzog Carl Ludwig Begeistert stimmte Alles in dieses drei¬ ache Hoch ein und begleitete die Worte Werners mit lebhaften Beifallssturmen. Spater nahm Se. Excellenz der Herr Ackerbauminister Graf Falken¬ syn das Wort uno sprach: „Hochverehrte Festgäste Gestatten Sie mir als Vertreter der Regierung Sr. Majestät des Kaisers vollen Dank sagen im Namen der Regierung für die warmen Worte, welche eben hier gesprochen wurden und zugleich die Versicherung, daß die Regie¬ rung Sr. Majestät des Kaisers, stels ein¬ gedent Seines allerhöchsten Wahlspruchs, mit ver¬ einen Kräften bereit und bemüht sein wird, zu fördern und zu unterstützen, was, entsprossen aus der Schaffenslust des eigenen Volkes, Oesterreichs Kraft und Ruhm verkündet, dem Sohne der Heimat zum Stolze, dem Fremden zur Bewunderung für dieses alte Reich, für unser Oesterreich, das trotz¬ dem ewig jung, ein Vorbild treuer Opferwilligten Nr. 4 für Kaiser und Vaterland, so alt wie Oesterreich, so alt wie die Stadt, in der wir uns befinden, und der Gewerbsfleiß, der darin herrscht. Ehrsamer Bürger Hände Arbeit hat den Namen von Steyr hinausgetragen seit Jahrhunderten in die Welt, und in neuester Zeit hat dieses feste Fundament neue Kraft gefunden, um sort darauf zu bauen und den Forderungen der neuen Zeit zu entsprechen. Und wahrlich! Wir Alle, die wir hierher gekommen und die Schöpfungen sehen, sagen dieser Zeit und ihren Vertretern die höchste Anerkennung dafür. Besucher von Nah und Fern und jeder muß diese Schöpfungen, die ent¬ standen sind im Kampfe mit schwerer Zeiten Noth und die neuen Glanz verleihen der alten Eisenstadt, bewundern, und diese alle geben Zeugniß dafür, daß auch stählern ist der Erust, der Steyr's Bürger beseelt. Da¬ rum fordere ich Sie auf, mit mir Ihr Glas zu leeren auf das Wohl der alten Eisenstadt Steyr, auf die Blüthe des Gewerbeslei¬ ges, der hier herrscht, auf die Männer, die diesen Geist und diesen Fleiß hegen und pflegen und die durch ihre Opferwilligkeit und durch Ein¬ setzung ihrer ganzen Persönlichkeit beigetragen dazu, daß zu Stande kommen konnte der heutige Festtag, womit verflochten wird ein neues junges Blatt in dem alten Ehrenkranz dieser Stadt! Sie lebe hoch!" (Lebhafter Beifall.) (Schluß folgt.) Geografiste Consteilung. Wir wenden uns nun rechts von dem Gedenkblatte uno sehen in der Fenster= nische ein Näyrischchen mit zierlich ein= gelegten Randzeichnungen, in dessen Mitte ein Stern aus Ebenholz in Ahorn einge¬ legt ist. Dem Besucher macht das Tischchen den Eindruck eines recht hübsch gearbeiteten, mit Sorgfalt behandelten Ausstellungs¬ Objectes, namentlich wenn man sich das eigenartige Fußgestell mit den reizenden Kapitälern lebhaft vergegenwärtigt. Manche unge Dame wurde wol mit Vorliebe das niedliche Fußchen auf das wie dazu ge¬ chaffene Verbindungsreichen stellen und ich den Besitz des Tischchens wünschen. den Stenographen hat allerdings dieses Tischchen noch seinen besonderen Werty, da es unter die Species seiner Absonder¬ lichkeiten gehört und ihm stets den Mäynruf zu Gemüthe führt: „Mensch er¬ renne dich selbst! Denn die Mittelrosette trägt in achtmaliger Wiederholung diesen Spruch in hundertfach vergrößerter stenographischer Schrift. Herrn G. Hartl, Kunsttischler und Bildhauer in Gmunden, macht diese Arbeit alle Ehre und wir wünschen im Interesse der Kunst, daß er die schwierige Bahn, welche er mit diesem Meisterwert verrat, auch weiters mit eben so viel Geschier und Glück verfolgen möge. Die Rosette selbst ist eine Composition des Herrn Otto Bergen, Tech¬ uiter in Gießen, und von demselben dem Gabelsberger Stenographen=Verein in Steyr gewidmet. Aus Grotenfest. Hierüber erhalten wir nachstehenden Bericht: Dem Veteranen=Verein in Steyr vor der 1., 2. und 3. August eine Reihe

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