Nr. 3 Kreuzschwestern vorgeführt wurden, mit welchen Jhre kais. Hoheit in herablassendster Weise zu sprechen die Gnade hatte. Hieran betrat Ihre kais. Hoheit die Räumlichkeiten der Anstalt. Im großen Zimmer des ersten Stockes wären die „Schutz¬ versammelt, von welchen ein Ma- kinder chen der hohen Frau ein Blumenvoque überreichte und zwei Knaben nebst einem Mädchen abwechselnd ein Gedicht vor¬ trugen. Auf die Frage Jhrer kais. Hoheit ob die Kinder auch singen konnen, sangen diese sofort mehrere Lieder, welche die Frau Erzherzogin mit sichtlichen Wohlgefallen anhorte, besonders das Schlußlied, das mit den Worten begann: „Der Kaiser ist ein braver Mann. Ihre kais. Hoheit begab sich sogar in das Krankenzimmer der Anstalt, in welchem ein Knabe schwer krank darniederlag, und blieb langere Zeit bei dem Kinde. Sehr befriedigt über den Stand dieser segensreich wirkenden Anstalt verließ Jhre kais. Hoheit dieselbe uno fuhr nach St. Anna, wo Höchstderselben vom hochwürdigen Herrn Dechant Dürrnberger der Spitaldirector hochwürdige Herr Mathias Scheibenbogen vorgestellt wurde. Die Waisenkinder mit ihrer Fahne, die Mäd¬ chen in weißen Kleidern harrten nebst den ehrw. Schwestern vom hl. Vincenz von Paul, unter deren Leitung die Anstalt steht, der hohen Ankunft vor dem Spital¬ gebäude. Ihre kais. Hoheit begab sich in die Krankensale der Männer und der Frauen, sprach daselbst mit jedem Kranken und erkundigte sich um deren Krankheit in der liebenswürdigsten Weise; selbst eine am Typhus erkrankte Ordensschwester hatte die hohe Gnade, an ihrem Krankenlager von ihrer kaiserl. Hoheit besucht zu werden, obwol die ehrw. Frau Oberin Ihre kais. Hoheit abhalten wollte, dieses Zimmer zu betreten. Vor der Abfahrt trug ein Mädchen Worte des Dantes an ihre kais. Hoheit vor und die Waisen¬ tinder sangen ein Lied mit einem sinnigen, auf den hohen Besuch bezughabenden Texte. Den Schluß dieser Rundfahr¬ Ihrer kaiserl. Hoheit am Samstag Abend¬ bildete die Besichtigung der hiesigen Vor¬ stadtpfarrkirche. Am Portale vom hochw. Herrn Dechant Dürrnberger und den beiden Cooperatoren mit dem Asperges ehrfurchtsvoll empfangen, durchschritt Jhre kaiserliche Hoheit die Kirche bis zum Hoch¬ altare, an dessen Stufen sie knieend ein Gebet, verrichtete. Hierauf besichtigte sie genau den prachtvollen neuen Tabernakel und ließ sich über die Herstellung, den Kostenpunkt 2c. nähere Erklärungen geben, worauf sich die Frau Erzherzogin noch in die Sacristei begab. Hier hatte Herr Coope¬ rator Strobl die Ehre, Fyrer kaiserlichen Hoheit als Präses des hiesigen Gesellen¬ Vereines vorgestellt zu werden. Ihre kaiserl. Hoheit erkundigte sich angelegentlich um die Verhältnisse des Vereines, freute sich zu horen, daß der Verein eine gute Bibliothek besie, und sprach sich sehr bei¬ fällig über das Wirken der ratholischen „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung. Gesellenvereine überhaupt aus. In die Kirche zuruckgekehrt, wurde noch der Reli¬ d quienschrein der hl. Euphemia am MarienAltare in Augenschein genommen, worauf Jhre kaiserl. Hoheit die Kirche verließ, höchst ihre Befriedigung über den schonen 2 Tabernakel aussprechend, und in das Schloß 1 zurückfuhr. Wie befriedigt die durchläuchtigste Frau Erzherzogin mit dem Stande obiger 1 Anstalten war, erhellt daraus, daß Höchst¬ dieselbe Tags darauf am Bahnhofe vor t der Abfahrt sich noch einmal dem hochw. 1 Herrn Dechant Dürrnberger gegenüber in anerkennendster Weise über diese Anstalten aussprach. — Hochstdieselbe ließ auch dem Herrn Dechant durch den Obersthofmeister Grafen Pejacsevics 100 fl. für die Schutzanstalt und 100 fl. für die barm¬ herzigen Schwestern in St. Anna als Spende übergeben. Um 7 Uhr Abends nahmen die höchsten Herrschaften das Diner im Lambergschen Schlosse ein und um 9 Uhr an die Rundfahrt durch die elektrisch beleuch¬ teten Straßen der Stadt und über den Ausstellungsplatz statt. Dieselbe bot ein uberaus gelungenes Bild, namentlich präsentirten sich auch die beleuchteten Waffenfabriks=Objecte auf's Beste. Die nach Tausenden zählende Menschenmenge am Ausstellungsplätze begrüßte Ihre kaiserl. Hoheiten mit brausenden Hochrufen, die sia bei Abbrennen eines orillanten Feuerwerkes (von Georg Weinberger aus Wien), als die Schlußfront die Worte: „Hoch der Protector Erzherzog Carl Ludwig in Brillantfeuer erstrahlen ließ, zu enthusiastischem Jubel steigerte. Die höchsten Herr¬ chaften, welche das Feuerwert besichtigt hat¬ ten, begaben sich dann in das türkische Kaffeehaus, des Herrn Schnizar und nahmen dort einige Erfrischungen zu Sie sprachen dem Herrn Cafetier ich. Ihre Befriedigung aus und gerühren ein von demselben ehrerbietigst angeborenes türkisches Service zur Erinnerung an Steyr huldvollst entgegen zu nehmen. Unter lebhafter Acclamation des Publicums fuhren die höchsten Herrschaften in das Lambergische Schloß zuruck. Um 11 Uhr begann das Festsouper, welches in animirtester Stimmung verlief, und über welches wir in morgiger Nummer verichten werden. Tagesneuigkeit von Seite. Steyr, 4. August. Die herzgewinnende Freundlichkeit der höchsten Herrschaften hat bei der Bevölkerung geradezu enthusiastischen Ein¬ druck gemacht, und die vielen wohlwollenden und schmeichelhaften Aeußerungen, welche Ihre kais. Hoheiten bei verschiedenen Ge¬ legenheiten gethan, werden eifrig und mit freudiger Erregtheit colportirt. So sprach Se. kais. Hoheit Erzherzog Carl Lud¬ wig höchstseine Befriedigung darüber aus, daß die Ausstellung bei ihrer Eröffnung Seite 3 chon in allen ihren Theilen vollständig sollendet war, was bis jetzt noch bei teiner der Fall, die Er besucht habe. Se. kais. Hoseit außerte auch bezüglich der landschaft¬ chen Tage der Stadt, daß sich mit jedem Schritte neue reizvolle Bilder eröffnen. Als die weit vorgeschrittene Zeit es nöthig nachte, an Manchem nur flüchtig vor¬ berzugehen, bemerkte Se. kais. Hoheit, vomöglich zu einer anderen Zeit noch¬ mals nach Steyr kommen zu wollen, um Alles genau in Augenschein nehmen zu konnen, welche hulovolle Eröffnung gewiß von allen Steyrern freudigst begrüßt wird. Die Abreise des durchläuchtigsten erz¬ herzoglichen Paares aus Steyr erfolgte am Sonntag den 3. d. M. Fruh mit dem zuge 5 Uhr 50 Min. über St. Valentin nach Wien. Nachdem sich Se. kais. Hoheit der Herr Erzherzog=Protector jeden offi¬ nellen Abschied verbeten hatte, fanden sich am Bahnhof nur die Herren Burger¬ meister kais. Rath Pointner, Josef Werndt und Dr. Hochhauser ein, um sich in ehrerbietigster Weise zu verabschieden und dem hohen Protector und höchstdessen Frau Gemalin den tief¬ ergebensten Dank zu wiederholen. Bei dieser Gelegenheit sprach, wie an der Spitze dieses Blattes ersichtlich, Se. k. k. Hoheit nochmals seine Freude und seine vollste Be¬ friedigung über das Gelingen des gesamm¬ ten Ausstellungs=Unternehmens aus. Der Zug, mit dem Jhre kais. Hoheiten abfuhren, wurde durch Ober=Inspector Herrn Stalla geführt. Am gleichen Tage mit Zug 527/565 um 8 Uhr 1 Min. trat Se. kais. Hoheit Erzherzog Johann Salvator die Reise nach Lietzen an. Se. k. k. Hoheit der Herr Erzherzog Johann fuhr am 1. d. M. Fruh in Be¬ gleitung des Herrn Oberstlieutenant Baron Menshengen nach Gleint, wo höchstder¬ selbe um 7 Uhr 20 Min. eintraf und von dem bischoflichen Forstverwalter erfurchtsvoll empfangen wurde. Se. k. k. Hoheit besichtigte unter Führung des Forstverwalters die Localitäten des Schlosses Gleint und wurde hierauf vom Ortsseelsorger in die Kirche und Sacristei geführt. Nach ge¬ schehener Besichtigung traf Se. k. k. Hoheit wieder in Steyr ein. Am 3. d. M. reiste Se. Excellenz Herr Ackerbauminister Graf Falkenhayn mit dem Zuge 544 um halb 12 Uhr Mittags von Steyr nach Gmunden. Präsident Herr v. Czedik ist nicht, wie berichtet, am 3. d. M. mit Zug 342 um 4 Uhr 30 Min. Nachmittag, sondern erst um 11 Uhr 30 Min. Abends mit Zug Nr. 556 nach Wien abgereist. Mit gleichem Zuge kehrten auch Bi¬ chof Rudiger nach Linz, sowie Fürst Lichnowsky, Präsident der österreichischen Waffenfabriks=Gesellschaft, nach Wien zurück.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2