Nr. 2 Grabe getragen wird; ferner in der vom Architekten Carlone neu erbauten Sanct Sebastianscapelle, der alten Gruft der erloschenen Grafen von Losenstein und der Starhemberg, welche beide von den Margrafen von Steier abstammer sollen, das Altarbild des heiligen Seva¬ tian. Seine Hand verschonerte den Pracht¬ vollen Saal, ehedem einer der schönsten im Lande ob der Enns. Ueber dem Ein¬ gange und dem großen Aufgange prangte dessen Meisterstück, der Pegasus in drei künstlichen Wendungen. Dieser Pegasus ist noch zu sehen, aber der Saal ruinirt man arbeitet wol an dessen Wiederher¬ stellung, aber der schöne Plafond und Röselfeld's Gemälde sind für immer dahin. Nur eine Copie und die Bilder an den Wänden, auf Leinwand gemalt, sind übrig, aber im schlechten Zustande. Speisesaale mit sieben Musichoren und in der Vorhalle desselben erschöpfte beinahe der Künstler; dort sind die Be¬ lagerung Belgrad unter dem Prinzen Eugen, die Anmarsche der Ungarn von Peterwardein herauf, mythologische Vorstellungen, sämmtliche Kaiser aus dem Hause Habsburg bis auf Karl VI., und dessen schöne Gemalin Elisabetha von Braunschweig, die Bildnisse Ottokar sv. 111.) und seiner Gemalin, welche im Jahre 1082 dieses Gotteshaus gründeten Außerdem malte, meines Wissens, Rosel¬ feld für die Kirche zu Aschach bei Steyr das achtzehn Fuß hohe Hochaltarblatt, wel¬ ches die Himmelfahrt Christi vor¬ stellt, und darüber den heiligen Martin als Patron dieser Kirche; für die geschmack volle und so schon gelegene Kirche zum Christkindel bei Steyr, die Abt An¬ sel im Jahre 1708 nach dem Modelle von Maria Rotonda in Rom bauen ließ, die Geburt des heiligen Kindes am Seitenaltare; das Hochaltarbild zu Ternberg, wie auch neue Gemälde in der Kirche zu Großraming; in der Kirche zu St. Magdalena wurden von Roelfeld renovirte Bilder aus der alten Kirche zu Garsten aufgestellt. In der lichten Kirche zu Anzfelden ist von seiner Hand das Bild des Kirchenpatrons, des heiligen Va¬ lentin; zu Kremsmünster ein Bill an einem Seitenaltare; zu Altmünster (in der westlichen Bucht des Traunsees vom Jahre 1697 ein Epistelseitenaltar im Cisterzienserstifte Schlierbach an einem der Seitenaltäre der heilige Julian dessen Leichnam im Jahre 1697 von Rom nach Linz, und von da am 22. September feierlich nach dieser Kirche gebracht wurde In der Stadtpfarrkirche zu Linz 1696 das Blatt des Hochaltares, welches die Himmelfahrt und Krönung der heiligen Maria vorstellt; in der Kirche der Karmeliter daselbst befinden sich von unserm Meister der heilige Johannes vom Kreuze auf dem sogenannten Christ¬ kindelatare, oben die Worte: in cruce triumphat amor: ferner das Bild des heiligen Livorius auf dem Altare des heiligen Felix; der Scapulieraltar „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung.“ im Jahre 1713; so ist auch höchst wahrcheinlich von ihm das schöne Ma¬ donnenbild im Winterchore daselbst. In der Ausstellung sind von ihm außer dem Porträte Nr. 119 „eine Sauhat, das einzige noch existirende von 12 Jagobildern in gleicher Große, durch höchst charakteristische Naturauffassung wirk¬ sam; ein sehr gutes Bild „St. Sebastian der Stadtpfarrkirche in Steyr gehörig, konnte wegen der Enge des Raumes leider nicht placiert werden. Dr. Hans Widmann. Geologensiste Sessioning. Der Ostthurm der Südfront des Ausstellungs=Palais enthält im ersten Stock die Ausstellung des Stenographen=Vereines Steyr. — Unwillkürlich wurden wir an die seiner¬ zeit vom Stenographen=Vereine Steyr an die Mitglieder dieses Vereines ergangene Einladung erinnert, in welcher das ge¬ flügelte Wort „die Stenographie im Dienste der Industrie“ die Runde nicht allein unter den Mitgliedern dieses Vereines machte, sondern auch außer dem Kreise der Stenographen lebhafte Discussionen veranlaßte, und wir müssen gestehen, daß wir mit etwas Voreingenommenheit, um nicht zu sagen, Vorurtheil, den niedlichen Raum betraten, in welchem die Gegenstande den Besuchern der Ausstellung vorliegen, die den oben citirten Spruch rechtfertigen. Der erste Blick in diese sinnige Gruppe führt uns den Meister der Stenographie „Gabelsberger ins Gedächtniß, dessen wohlgelungene, prächtige Büste uns die er¬ habenen, freundlichen und wohlwollenden Züge dieses Geistes=Herren wiederspiegel und dessen Worte in uns weckt: „Nutzen zu verbreiten, möge meine Schuler leiten: - Das geschmackvolle und zweckentspre¬ chende Postament, auf welchem diese Büste ruht, ist eine Arbeit des Herrn Alexan¬ der Buset, Bau= und Möbeltischler in Steyr. Unterhalb dieser Büste an derselben Wandfläche ist ein von Herrn J. Rotter, Lehrer an der Volks= und Burgerschule in Steyr, mit stenographischen Emblemen reichlich gezierter, mit Fleiß und Geschick gearbeiteter Rahmen ange¬ bracht, welcher ein von Herrn J. Jung¬ mayr geschriebenes und gezeichnetes Ge¬ denkblatt umschließt, dessen Inhalt unsere Aufmerksamkeit einem Gegenstande zu¬ wendet, der vermöge seiner künstlerischen Anlage und mustergiltigen technischen Aus¬ führung, hervorgegangen aus der bewährter Werkstätte unseres Mitbürgers, des Herrn August Schrader, Tischlermeister und Möbelfabrikant in Steyr, unsere volle Beachtung verdient und welcher das Cen¬ trum des Ausstellungsraumes einnimmt. Wir machen hiermit unsere Fachgenossen Seite 5 sowohl, als aber auch namentlich Kunsttischler und Möbelfabrikanten auf dieses Object aufmerksam und enthalten uns vorläufig jeder weiteren Besprechung, da diese Arbeit für sich selber spricht: Doch lesen wir den Inhalt des Gedenkblattes durch — und das Interesse an dem genannten Ausstellungs=Object wächst mit jeder Zeile. Er lautet: „Anläßlich der Elektrischen, Landes=Industrie- und ForstAusstellung in Stadt Steyr 1884 unter dem Protectorate Sr. kaiserlichen Hoheit Erzherzog Carl Ludwig wurde über An¬ trag des Ausschusses des Gabelsberger¬ Stenographen=Vereines Steyr in der Monats=Versammlung desselben vom 28. Jänner 1884 beschlossen, einen Tisch nach beigedruckter Composition des Herrn Otto Bergen, Gas-Ingenieur und Verfasser der „Stenographit in Gießen im Großherzogthum Hessen, aufertigen zu lassen. Herr Architekt S. Weber, Fach¬ lehrer an der k. k. Vereinigten Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen= und Stahl¬ Industrie in Steyr, fertigte die Arbeits¬ Zeichnung für die Herstellung des Tisches an. Herr Jgnaz Schmid, Lehrer der Stenographie an der k. k. Staats¬ Oberrealschule in Steyr, zeichnete die tenographische Inschrift der Tischplatte in das auszuführende Großenverhältniß und Herr August Schrader, Tischlermeister und Möbelfabrikant in Steyr, vernahm die Ausführung des Tisches. Die Tisch¬ platte enthalt in den vier Ecken folgenden Satz: „Siehe doch unsere Sterne. Und in den 9 mittleren Kreisflächen den Spruch: Herr, wie sind Deine Werke so groß und viel, Du hast sie alle weislich ge= ordnet und die Erde ist voll Deiner Gute! Die einzelnen Wortbilder sind symmetrisch gegen einander gestellt, so daß sich die¬ selben 8—10, beziehungsweise 16 mal wiederholen. Die Schriftzuge sind dem System von Franz Xaver Gabelsberger entnommen, welches sich durch seinen großen Reichthum schoner charaktristischer Formen auszeichnet. (Folgen die Unter¬ schriften des Ausschusses). Sus. ua: Sollte ober dem Striche gefrevelt worden sein, so wollen wir gleich dem Himmel Abbitte leisten, denn wir wollen mit ihm nicht auf Kriegsfuß stehen, schon um der lieben Concurrenz willen nicht, denn wenn er eine Demonstration eigener Uebermacht gegen die elektrische Ausstellung geben wollte, so ist es ihm ein Leichtes, hoch droben eine elektrische Ausstellung zu construiren mit natürlichen Accumulatoren und Elek¬ tricitätserregern, formidablen Entladungen, kurz was man so in der Ehesprache ein Donnerwetter zu nennen beliebt. Und auf das verzichten wir gerne.
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