Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 1, 2. August 1884

Seite 4 Holzspielwaaren=Hausindustrie dem Besucher in gefälliger Zusammen¬ stellung, welcher sich die Moliner Holz¬ industrie ebenbürtig anreiht. Von hier in das zweite Zimmer tretend, bietet sich dem Besucher in über¬ raschender Weise die Exposition der k. k. Forst= und Domänen=Direction in Gmunden dar. — Dieselbe bringt in den auf mehreren Tischen aufgestellten Modellen verschiedene Holzbringungs¬ Anstalten zur Anschauung. Als Wand¬ Decorationen sind besonders hervorzuheben die gelungenen Holzschnitzereien von Ernst Heil und Söhnen, Kunstchnitzer in Ebensee. In dem anstoßenden Erker überrascht den Besucher, außer 12 Stück Aqua¬ rellen über Betriebs=Anlagen des Salzkammergutes, das in Del gemalte, naturgetreue und sich durch besondere Portraraynlichkeit aus¬ zeichnende Bild Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef im Jagd=Costume, gemalt von dem k. k. Vice=Forstmeister Freiherrn de Ben Henriquez=Welsheimb. Vom erwähnten Erker durch das vorbe¬ schriebene Zimmer schreiten, gelangt der Be¬ sucher in einen Raum, welcher auf der linken Seite Forst=Einrichtungs¬ Elaborate nebst Karten 2c. 2c. und die dazu gehörigen geodatischen Instrumente, auf der rechten Seite jedoch sehr gerun¬ gene Modelle der Floßerei, nebst Proben der im Salzkammergute vorkom¬ menden Marmorarten, enthält Sammtliches von der k. k. Forst= und Do¬ manen=Direction ausgestellt. — Im Gegensatze zu den früher geschilderten Aus¬ stellungsraumen dient in diesem Raume als besonders zu erwähnende Wand De¬ coration eine Tiefentarie des Hallstätter Sees und zwei Wand=Tafeln, die Wurzelbildung verschuller und un= verschulter Conferen darstellend. Indem wir mit diesem Ausstellungs¬ Raume die fürstliche Exposition der 1. 1. Forst= und Domänen=Direction verlassen, inden wir beim Eintritte in den anstoßenden Raum eine Sammlung der im strafgerichtlichen Ver¬ ayren gegen Wilderer im Kreis¬ gerichtssprenget Steyr in den Jahren 1875 bis 1881 für verfallen erklärten Waffen und dazu gehörigen Ausrüstungsgegen¬ stande. Aussteller dieser originellen Samm¬ lung ist das k. k. Kreisgerichts=Pra¬ sidium Steyr. Weiters sind in diesem Raume erwähnenswerty: Mehrere Modelle über Brucken und Dachstuhle, ausgestellt von Herrn Julius Huber, Zimmermeister in Steyr, ferner eine Be¬ triebseinrichtung, exponirt von Sr. Durch¬ auch Fürst Camillo Starhemberg, endlich einige Abnormitaten unter den von verschiedenen Aussteuern zur Ver¬ gung gestellten, die Wand=Decoration bildenden Geweihen. Indem wir beim Verlassen dieses Zimmers in die forstliche Exposition Sr. Excellenz des Herrn Grafen Franz „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung. Emerich Lamberg gelangen, haftet das Auge in erster Linie auf der sehr gelungenen Gruppirung der darin enthaltenen Gegen¬ stande, aus denen die auf den verschiedenen Tischen befindlichen Modelle der Holz¬ bringung zu Wasser und zu Lande erwahnenswerth sind. Außerdem ist die Forst=Technologie, sowie die Jagi 2c. 2c. in den verschiedenartigsten natur¬ getreuen Modellen sehr reichhaltig ver¬ treten. — Die Wand darin ziert außer verschiedenartigen Jagdtropyen das gräfliche Wappen, zwei Jagogruppen, verschiedene Werkzeug=Gruppen, Samm¬ lungen und Meßinstrumente. Der an diesen Raum stoßende Erter enthalt Karten, Betriebseinrichtungs=Operate uno Meßinstrumente. Sämmtliche bisher geschilderten Aus¬ stellungsraume befinden sich im südlichen Dracte des Ausstellungs=Palais. Der westliche Theil desselben beyer¬ berg die fürstliche Exposition der Alpine Montan=Gesellschaft in verschiedenen Modellen über Holz¬ bringung und Technologie. Außer¬ dem ist das Culturwesen, der Bau¬ kataster, Betriebseinrichtung nebst zugehörigen Planen vertreten. Die in diesem Raume befindlichen Wand=Decorationen, bestehen in agoDrophen, dann Photographien der ver¬ schiedenen geselschaftlichen Holzbringung Anlagen und solcher des Culturwesens, wirten überraschend und packend auf den Besucher. Indem wir jetzt nach kurzer Schil¬ derung der besonders hervorzuhebenden Ausstellungsobjecte diese reichhaltige Ex¬ position verlassen und durch die herrlichen Anlagen des das Ausstellungs=Palais um¬ gebenden Partes schreiten, konnen wir nicht umhin, den Fachmann auf die in demselben enthaltenen fremdländischen Holzarten aufmerksam zu machen, um sodann die Ausstellung im Freien zu betreten. Dieselbe, wie das Ausstellungs=Palais, auf einem der herrlichsten Punkte der alten Eisenstadt Steyr gelegen, vieler so Vieles des Guten und Rußlichen, daß jeder Be¬ sucher, wie wir im Vorhinein mit Bestimmt¬ heit prophezeien tonnen, von dem Geleisteten überrascht sein wird. Beim Betreten dieses Raumes finden wir zwei verschiedene Sy¬ steme von Rollbahnen für Lang, Sage= und Scheitholz, ausgestellt von der k. k. priv. Messing=Favril Reichraming und der Alpinen Montan=Gesellschaft. Zwischen diesen Roubahnen sind die Pavillons der Herrschaft Steyr, so¬ wie der Dampfsägebesitzer Gebrüder Lowen¬ feld und Hoffmann in Linz, welche Gegenstände der Forstrechnologie enthalten. An die ruawärtige Seite dieses Pa¬ villons stoßt die Ausstellung über Horicultur, in welcher als Aus¬ steller Se. Excellenz Emerich Graf Lan¬ berg, die Alpine Montan=Gesell¬ chaft, die Messingsari Reichraming und die Herrschaft Glein fungiren. Nr. Dieselbe beherberg verschiedene Gruppen verschulter und unverschulter Conferen, olche von Landholzsammlungen und Pflanzen, welche durch Weidevieh verbissen wurden, sowie eine interessante Collection fremdländischer Holz¬ arten in gesunden und starten Exemplaren, J. B. Lari sibirica, Abies Douglas, Cryptomeria japonica, Catapa speciosa rc. sind hier vertreten. Als ebenbürtiges Ausstellungsobject schließt sich den vorgenannten Objecten die position der verschiedenen Forstproducte, bestehend aus schweren Bauholzstammen, Floßholzern, Sagelocken, Spartholzern, Eisenbahnschwellen, harten Schnittmaterialien, Zillenreitern, Schicht¬ holzern, Loyrinde und diversen Anormi¬ taten des Holzwuchses an, welche sammtlich von der Herrschaft Steyr ausgestellt wurden. Außerdem sind die Kantolzer, welche Herr Julius Huber, Zimmer¬ meister in Steyr, von seiner Sage in Weyer zur hierortigen Ausstellung brachte, erwähnenswerty. Indem wir somit den Versuch gemacht haben, ein schwaches Gerippe der so reich dotirten, für Fachmanner und Laien außerst interessanten förstlichen Ausstellung zu geben, verweisen wir auf den in jedem forstlichen Ausstellungsraume zur Einsichtnahme auf¬ liegenden gedruckten Führer dieser Ausstellung, welcher in systematischer Ordnung sämmtliche zur Ausstellung ge¬ brachten Gegenstande enthält. St. u. K. Gerätestocksale ausstellung. In den prächtigen Raumen, welche die Stadtgemeinde für einen Theil ihrer Volksbildungs=Anstalten, nämlich für eine Knaben-Volks, eine Knaben- und MädchenBurgerschule errichtet hat, fand di cultur¬ historische Ausstellung den entsprechenden Platz zu nothwendiger Entfaltung Laubgeschmuckte Pyramiden, Embleme verschiedenster Art tragend, stantiren den Eingang, über welchem in eleganten Lettern die Aufschrift „Culturhistorische Aus¬ steilung prängt Ins Vestibule eingetreten, empfang den Besucher reicher Pflanzenschmuck, aus dem die Büsten Sr. Majestät, unseres er¬ habenen Herrschers Franz Josef 1. und dessen hoher Gemalin Kaiserin Elisabeth hervorleuchten Durch eine reiche Draperie elegantester Art, deren Anordnung, wie das ganze decorative Arrangement uer¬ haupt ein Werk von Cariciani, k. k. Hofkunststickerei-Inhaber aus Wien ist, be¬ treten wir das Stiegenhaus, das zu¬ nächst neben sinnigem Schmuck von ge¬ malten Glasfenstern ein elegantes Mar¬ mor=Relief aus der besten Zeit der Rennais¬ sance ziert, das in der Nähe von Enns gefunden wurde. Zwei hübsche Strophen, wie die folgenden aus der Feder des ein¬ heimischen Dichters W. Wenyari sam-

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