Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 1, 2. August 1884

Nr. 1 Volkes bekosten bensleitung. Wie bekannt, nimmt die österrei¬ chische Waffenfabriksgesellschaft, welche sich erst seit ganz kurzer Zeit mit der Fabrikation elektrotechnischer Artikel befaßt, auf dieser unserer Ausstellung den hervorragendsten Platz ein. Die Fabrik ist nicht nur im Ausstellungs=Palais durch eine große Zahl von Dynamo-Ma¬ schinen, elektrischen Instrumenten, Bogen¬ und Glühlampen 2c., sowie durch eine gro߬ artige Kraftvertragung im dazu gehörigen Pavillon auf das würdigste vertreten, sondern dieselbe besorgt ausschlie߬ lich die Beleuchtung des Ausstel¬ lungs=Rayons un mehrerer Soltheile durch eine große Zahl Bogen¬ lampen. Das Ausstellungs=Palais selbst wird mit ca. 400 Glühlampen beleuchter und liefern die Objecte der Waffenfabrik die für diese imposanten elektrischen Be¬ leuchtungsanlagen nöthige Kraft. Für die Beleuchtung des Ausstellungs¬ Rayons sowie der inneren Raume der am Ausstellungsplaße befindlichen Pavillons und Hallen sind 16 Dynamomaschinen für Theilungs=Lichter (Bogenlampen im Be¬ triebe, wovon sich 4 im Objecte 111 (altes Wert), 8 im Objecte (Schafterei, ferner 2 im Objecte 11 (Doctormühle, und 2 im Object XI (Messerfabrik befinden. Das Object der Waffenfabrik, der sog. Millner=Hammer versorgt mittelst zweier Dynamos 11 Bogenlampen, placirt am linken Steyrufer, bis zur Steyrbrücke mit dem nöthigen Strom. Die Beleuchtung des Ennsquais im Ort, der Ennsbrücke und der Bahnhofstraße, des Platzes in Zwischenbrücken, der Steyr¬ brücke und des Michaelerplatzes, ferner des Stadtplatzes selbst besorgt das Waffenfabriks¬ object, die sogenannte Heinolmühle in Zwischenbrücken, wo zu diesem Zwecke sechs Dynamos zu je 8 Bogenlichtern im Betrieve stehen, während 2 weitere gleiche Maschinen den Strom für die 2400 Meter von der Heindlmühle entfernte Kraftvertagung am Ausstellungsplatze liefern. Das Object IX der Waffenfabrik (die sangfabrit) setzt 3 Dynamomaschinen für je 120—130 Glühlampen und eine Machine für 75 Glühlampen in Betrieb, deren Strom die Glühlampen des Aus¬ stellungs=Palais speist. Nebst dem betreibt das letterwähnte Object 4 Dynamos zu 8 Bogenlampen und 1 Dynamomaschine zu 75 Glühlampen für eigene Objects¬ beleuchtung. Das Schleifwert der Gangfabrik setzt Dynamomaschine zu 8 Bogenlampen für die Beleuchtung des sogen. Eysi¬ sedes, 2 Dynamos zu je 2 Bogenlampen a 3000 Kerzen in Betrieb, welch letztere 4 Lampen an den vier Echthurmen des Ausstellungs=Palais (neue Villa Wernd angebracht sind. Die sogenannte bucklige Wiese im Alcher nebst umgebung wird durch 8 Bogen¬ lampen beleuchtet, wozu eine Dynamo-Ma- „Steyrer-Ausstellungs-Zeitung. schine im Schleifwerke des Objects 111 den Strom liefert. Schließlich liefert eine Dynamo-Ma¬ schine in der Sage des Herrn General¬ Directors Werndl (im sogen. Vogt schen Hause) den Strom für die Beleuchtung der Werndlischen Fischerei=An¬ lagen und der alten Villa Werndl. Es ist unseres Wissens das erstemal, daß irgendwo eine so großartige und räumlich ausgedehnte elektrische Beleuchtungs=Anlage inscenir wurde, und sind wir überzeugt, daß dieses „Meer von Licht einen Hauptanziehungs¬ punkt unserer Ausstellung bilden wird; jedenfalls wird der Besucher hier die Vor¬ theile der elektrischen Beleuchtung leichter beurtheilen und schätzen konnen, als dies auf den meisten bisherigen elektrischen Ausstel¬ ungen möglich war. Da wir gerade der früheren Aus¬ stellungen erwähnen, so drangtes uns, die gewiß erfreuliche, weil selten vorkommende Thatsache zu constatiren, daß trop der mannigfaltigen Schwierigkeiten, welche sich der rechtzeitigen Inscenirung unserer Aus¬ stellungsarbeiten entgegen stelten man braucht sich nur des wochenlang andauern¬ den Regens im Juni zu erinnern, die großartigen Beleuchtungs=Anlagen ebenso wie die übrigen Ausstellungsarbeiten zum estgesetzten Tage fertig wurden. Die Wandes=Schleusserung. Dem Aufrufe, welcher am 2. Jänner d. J. von Seite des Central=Comites an alle Fabrikanten und Gewerbetreibenden Oberösterreichs zur Betheiligung an unserer Ausstellung ergangen und welcher in war¬ men Worten Alle zu diesem friedlichen Wettkampfe der Industrie und des Ge¬ werbes in unsere alle Eisenstadt einino, ist — wir können es mit voller Berechti¬ gung sagen ganz Oberösterreich gefolgt. Bedeutende Fabrikanten sowie Kleingewerbetreibende, namentlich diejenigen, welche sich mit der Fabrikation von Stahl¬ und Eisenwaaren befassen, haben durch ihr Erscheinen auf dieser Ausstellung be¬ wiesen, daß jede gute Sache, so auch diese, bei jedem Oberösterreicher verständnißvolle Auffassung, warme Theilnahme und kräftige Horderung findet. Nachdem der Termin für die Anmel¬ dungen mit 30. März d. J. geschlossen worden, zeigte es sich, daß der ursprüng¬ lich für die Industrie=Ausstellung bestimmte Raum, nämlich die Villa Wernot, viel zu tlein sei, um die von 350 Ausstellern angemeldeten Objecte unterbringen zu ton¬ nen. Das Central=Comite entschloß sich daher, eine Industrie-Halle im Ausmaße von 1140 Metern auf dem Ausstel¬ lungsplätze zu erbauen. Wir wollen nun im Allgemeinen heute über diese Ausstellung berichten. Die Abtheilung für Landes=Industrie umfaßt 14 Gruppen mit 47 unter¬ Seite abtheilungen, welche von 355 Aus stellern gebildet werden. Auf die Gruppe: entfällt Producte der Kunstgartnerei, Aussteller, auf Gruppe 11: Bergbau, Thon= und Glaswaaren, Steine 10, auf die Gruppe 111: chemische Producte 4, auf die Gruppe IV: Nahrungs= und Genu߬ mittel, 12 Aussteller, ferner auf die Gruppe landwirthschaftliche Maschinen und Ge¬ rathe, 1, Gruppe I: Wagen und Feuer wehrgeräthe, 6, Gruppe VII: Holzverarbei¬ tung und Kurzwaaren, 46, Gruppe VIII: Leder=Industrie, 19, Gruppe IX: Textil¬ dustrie, 20, Gruppe X: Papierindustrie, 4, Gruppe XI: Polygraphische Gewerbe, 17, Gruppe XII. k. k. Fach= und Fort¬ bildungsschulen, 8, Gruppe XIII: wissen¬ schaftliche und Musik=Instrumente, 6, und Gruppe XIV: Metallindustrie, 104. Dem Lande Oberösterreich ist somit reichlich Gelegenheit geboten, sozusagen im eigenen Hause limschau zu halten, und jeder kann sich von der Leistungsfähigkeit des Landes in Industrie und Gewerbe Rechenschaft geben. Noch jetzt, in dem Augenblicke, wo wir diese Zeilen schreiben, ordnet noch Alles, Kisten werden noch geleert und hie und da die letzte Hand angelegt. Der Totaleindruck der Ausstellung raume ist ein sehr guter, ja sogar gegen alle Erwartungen ein überraschender, und zeichnet sich namentlich die Decoration und das Arrangement der Gruppe für Metallindustrie, welche im 1. Stock der Villa Wernol untergebracht ist, als einfach aber wirksam aus. Wir behalten uns vor, Ausführlicheres über jede Gruppe in den nächsten Num¬ mern zu bringen. Die sonstitute dessenung. Anknupfend an die in verschiedenen Fachblattern bereits bekannt gegebene kurze Darstellung der fürstlichen Ausstellung in Steyr durfte es angezeigt sein, den Besuchern derselben zur genaueren Orientirung in Kürze die Umrisse des Ganzen an dieser Stelle zur Kenntniß zu bringen. Beginnend mit dem Ausstellungs¬ Palais, treffen wir im Stiegenhause desselben beim Eintritte links das Modell einer Drahtseilbahn mit einer Auswelche zur Holzbringung, ausgestellt von der t. k. Forst= und Domänen=Direc¬ tion in Gmunden. Bei den hohen Anforderungen, welche heutzutage an die Holzbringung in Betreff der Billigkeit resp. der Bringung werthvoller Holzer aus hohen und solchen Lagen, die früher nur Brenn¬ holz abgaben, gestellt werden, scheint dieses Modell diesen Bedingungen vollständig zu entsprechen. Beim Entree in die zusammenhanzenden, auf der linken Seite des Stiegenhauses befindlichen Ausstel¬ lungsraume präsentirt sich im ersten Zimmer die Viechtauer Holz= und

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