Rotary Club Steyr 1930-1938

34 Das Kaliber der Geschosse betrug 21 cm, die Länge des Ge- schosses 90 cm, das Gewicht 2 Zentner. Jeder Schuss kostete den Betrag von RM 35.000.-. Aber nicht nur der Preis jedes Geschosses, sondern auch die Gefahr, dass ein Blindgänger in die Hände des Feindes fallen und er daraus Rückschlüsse auf Geschütze und Schusstechnik ziehen konnte, erforderten genaueste Arbeit und genaueste Vorbereitung. 3 Zentner Pulver war für jedes Geschoss notwendig. Man kehrte zur Urform der Schiesskunst zurück, verwendete kei- ne Kartuschen, sondern stockte Pulver in Säcken direkt hin- ter den Granatraum, und zwar zunächst solche mit grobkör- nigem, dahinter solche mit feinkörnigem Pulver. Entzündet wurde dieses Pulver, welches in leicht entflammbare Roh- seidensäcke gefüllt wurde, durch einen im Verschluss ange- brachten Friktionszünder, der mit einem kräftigen Ruck mit einer Leine in Tätigkeit gesetzt wurde, nach einem Prinzip, nach dem ein Benzinfeuerzeug arbeitet. Das Pulver selbst musste ständig unter gleicher Temperatur, und zwar +12° Cel- sius gehalten worden. Es musste daher ein eigener Munitions- stollen gebaut werden, der mit elektrischer Heizung versehen war, um die gleichmässige Temperatur zu garantieren. Wäh- rend der Leiter der Batterie, Korvettenkapitän Werner Kurth für die Leitung des Schusses verantwortlich war, hatte für die Munitions-Konservierung und Vorbereitung der Feuerwerks- kapitänleutnant Wenig die Verantwortung zu tragen. Nun ging es an die Durchführung der Organisation für den Schuss selbst, denn schliesslich war es keine Kleinigkeit, über eine Distanz zu schliessen, die einer Strecke gleichkam, wie von Berlin - Leipzig, oder Berlin - Pommern, oder Rheinland über ganz Holland in die Nordsee, oder von Aachen über ganz Belgien nach Frankreich, oder von München über das bayeri- sche Alpenvorland über Tirol nach Italien. Der Kommandostand für das Geschütz befindet sich im Quar- tier der obersten Heeresleitung von Mezieres-Charleville. Ein Sonderkabel vorbindet die Batterie mit dem grossen Haupt- quartier. Vizeadmiral Rogge unterstand direkt der obersten

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