Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

Eine Zeit voll sinniger Gebrauche ist die Vornacht zu heiligen Dreikönig. Diese Nacht ivird „eingeschossen." Sie gehört als dritte zu den 3 „Rauhnächten", welche besonders zur Erforschung der Zukunft, und insbesondere zur Erforschung des Heiratens und Sterbens sich eignen. Daher werden auch noch heutzutage an den „Rauhnächten" verschiedene darauf abzielende Gebräuche geübt. So ivird in manchen Gegenden das „Spanziehen" gemacht. Aus einem Bündel Späne iverden immer zivei und zivei gezogen. Geht das Ziehen mit einem Paar ans, so heiratet die ziehende Person, bleibt dagegen ein Span übrig, so bleibt auch die Person für dieses Jahr allein. Ganz ähnlich ist auch das „Zaunsteckenzählen." Hie und da ist auch noch das „Hüädlhöbn" im Gebrauche. Unter mehrere Hüte oder Hauben wird je ein Gegenstand, der symbolische Bedeutung hat, gelegt. Z. B. ein Ring als Zeichen der Heirat, eine Geldbörse als Zeichen des Reichthumes, oder ein Kindlein, welches für künftige Elternfreude gilt, u. s. iv. Ein Hut, der den Dod bedeutet, bleibt leer. Die Person tritt dann mit verbundenen Augen zu den Hüten und deckt einen davon auf. Der enthüllte Gegenstand meist ihr dann die Zukunft. In anderen Gegenden ivieder ivirst man einen Schuh über den Kopf rückivärts. Zeigt die Spitze des niedergefallenen Schuhes hinaus, so bedeutet dies Wandern. Dieses „Schuhiverfen" gehört ebenso wie das „Bleigießen" zu den bekanntesten Gebräuchen der Rauhnächte. Besonders in der Dreikönigsrauhnacht ist auch das „Glöcklngehn" üblich. Knechte und Dirnen gehen maskiert, Lieder singend, Scherze treibend, von Haus zu Haus, wo ihnen mit Krapfen und Getränk aufgewartet ivird. Diese Rauhnacht vor Dreikönig heißt allgemein „die feiste oder soästö Rauhnacht", denn in dieser "Rächt ivird vor oder nach den üblichen Gebeten von der Bäuerin dem Gesinde eine gute, fette Mahlzeit vorgesetzt, es müssen Küche und Keller das Ihrige leisten. Vorher ivird im ganzen Hause mit Weihrauch geräuchert und mit geweihtem Wasser ausgesegnet und die Jahrzahl mit den Anfangsbuchstaben der heiligen drei Könige an die Thüren geschrieben. Ein alter Gebrauch besteht noch im Gebirge. Während des Räucherns, das vom Bauer unter Gebet vorgenommen ivird, darf kein Licht im Hause brennen. Nach Voll­ endung des Rundganges betritt der Bauer mit der Weihrauchglutpfanne das dunkle Wohnzimmer, >vo schon sei»"- das ganze Hausgesinde harrt. Jedes hält dann seine Kopfbedeckung über die Glutpfanne, woraus man sich bedeckt. Rach alter Meinung sollen dadurch die Kopfschmerzen hintangehalten iverden. Das charakteristische Gericht an diesem Abende ist die kalte Milch, die zuletzt aufgesetzt ivird. Von dieser ivird nur ivenig genossen, jedes gibt seinen Löffel in die Schüssel, und so bleibt dieses Gericht bis zum nächsten Morgen auf dem gedeckten Tische stehen. Diese Suppe ist für die Frau Berchta (Berscht) bestimmt, die in der Nacht das Haus besucht. Die Suppe heißt auch bei den Leuten die „Berschtsuppe." Am Dreikönigstage und an mehreren darauffolgenden Tagen ziehen Erivachsene oder auch Kinder als heilige drei Könige verkleidet an vielen Orten von Haus zu Haus und singen auf dieses kirchliche Fest bezügliche Lieder. Zu Lichtmess lassen die Leute in den Kirchen Wachskerzen und -stöcke iveihen. Dieselben iverden bei den gemeinsamen häuslichen religiösen Übungen, während eines heftigen Gewitters und in der Adventzeit während der Rorate in der Kirche angezündet. Um Lichtmess sind auch die Faschingsunterhaltungen schon in regem Gange; sie bestehen meistens aus Tänzen, die entweder int Gasthause oder in den einzelnen Bauernhäusern abgehalten werden. Am „Faschingsonntag" oder auch am „Fasching­ tag", dem Faschingdienstag, wird in den Häusern gut gegessen. Braten, Koche und Krapfen kommen an diesem Tage aus den Tisch. An manchen Orten ivird auch eine Maskerade, ein „Faschingzug", abgehalten und am Carnevalstage die Hinrichtung des FaschinghanSls aufgeführt. Mit dem Aschermittwoch beginnt ivieder das ruhige Leben. Die Fleischspeisen kommen immer seltener aus deit Tisch, in manchen Gegenden, besonders int Gebirge, hören sie nach Mittfasten ganz auf. In der Fastenzeit werden auch an manchen Orten „Beigelkränze" ausgespielt.

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