Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

Brom- und Himbeeren, die Mispeln, Schlehen, der Weißdorn und die verschiedensten Arten Rosen. Die Stachel- und Johannisbeeren reifen bereits. Auf den Alpen fängt es erst jetzt an, sich recht zu regen. Die reizenden Ge­ büsche der Alpenrosen, die blauen Rasen des Berg - Vergissmeinnichts, sowie die rothen Polster der Sileno acaulis L. schmücken die Höhen, nur unterbrochen von den silberweißen Sternen der Dryas und der Alpenancmone, des Mannsschildes (Andi'osace lactea) und den zarten weißen Träubchen verschiedener Sandkressen und der Hutschinsia alpina L. Zu dem schönsten Schmuck unserer Kalkberge gehören auch die rothen Primeln und die verschiedenen Enzianarten. Auf den Bergwiesen prangt in Massen die Feuerlilie und in den Gehölzen der Türkenbund und die ästige Zaunlilie. In den Holzschlägen zeigen sich die ersten Früchte: die duftende Erdbeere und die gefährlichen Tollkirschen und Einbeeren. Außer diesen Giftpflanzen beherbergen Mauern, Schutt und Raine noch das schwarze Bilsenkraut, den Stechapfel, den bittersüßen Nachtschatten, das Schöllkraut und die Kronwicke; feuchte Stellen und Wiesen den gefleckten Schierling, und der Wald den gelben und hie und da auch den rothen Fingerhut. Wieder bieten auch zu dieser Jahreszeit die Auen der Enns, Steyr und Krems, sowie die Ufer der anderen Zuflüsse gar manche Seltenheiten und reiche Ausbeute für den Botaniker. Dolden- und Korbblüten sind jetzt überall die häufigsten Vertreter der Pflanzen­ welt, sie erscheinen schon nach der ersten Heuernte. Unter den Korbblüten sind die zahlreichen Arten der Habichtskräuter hervorzuheben, wovon Hieracium austriacum Britt. eine Specialität der Conglomeratfelsen bei Steyr ist. Die Kirschen reisen nun und die verschiedenen Getreidearten. Hafer, Bohnen, Obst und Kartoffel aber reifen erst in den späteren Herbstmonaten. Ueber die Sommerblumen lässt sich aber jetzt nur aufzählend und durchaus nicht lückenlos berichten; auf Hügeln, in den Wäldern und an der Enns stehen: das Christofkraut, der Sanikel, die gelbe Reseda, die Malve, der gemeine Rainfarn, die ebenstrüußige Wucherblume, der klebrige und der Wiesensalbai, das gemeine und das Alpenhexenkraut, der kriechende und der haarige Günsel, der Hain-Wachtelweizen, die großen Glockenblumen, die zarten Labkräuter, Minzen, Wirbelborste, Prunellen, Waldreben und Epheu; hie und da das Wintergrün und die Thalsterne; auf den Wiesen verschiedene Kleearten und die schmarotzenden Flachsseiden und Orobauchen (Soinmerwurz). Auf den Äckern: die Kornblume, die Kornrade, der Klatschmohn; Frauenspiegel, Ackernüsschen, Ehrenpreis, Ackersenf und Ackerrettich, der Knäuel, Klappertopf und Schachtelhalm, das Ackerhornkrant, Wicken und Windlinge, sowie Melden, Knöteriche und Gänsefußarten; auf Brachen und an Rainen: Spitzwegerich, die Kamille und die Schafgarbe. Im Walde finden >vir neben verschiedenen Farrenkräutern, Moosen, Flechten und Algxn, deren zarteste Kinder an Felsen und Mauern sprießen, auch noch eine reiche Menge von genießbaren und ungenießbaren Pilzen. Ende Juli zeigen sich auch regelmäßig schon wieder die ersten Herbstboteu, unter denen der zierliche Augentrost (Euphrasia officinalis L.) und Cyclamen europaeum L., das Alpenveilchen, besonders zu nennen sind. Aus dem (Geschlechte der sogenannten Unkräuter sind zahlreiche Arten peren­ nierend, lute das Margeritchen, das Hirtentäschchen, die rothe, weiße und gefleckte Taubnessel, die sonuenwendige Wolfsmilch, die Sternmiere, der Acker-Ehrenpreis u. a. In den Teichen, Wassergräben und den Tüntpeln an den Usern der Enns, Steyr und Krems finden sich häufig verschiedene Laichkräuter, manches seltener Art, dann Froschlöffel, Wasserranunkel, Tannenwedel, Tausendblatt, Wasserlinsen, Wasser- sterne, die gelbe Wasserschwertlilie und der Quellen-Ehrenpreis.

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