Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
52 über 1400 m fliegt von Ende Juni bis August der prächtige Apollo; sporadisch kommt auch dessen nächster Verwandter, den keine rothen Augen zieren (Parn. mncmosyne L.), vor. Kohl- und Banmweißlinge sind häufig und die Raupe des ersteren macht in Jahren, in denen die Witterung ihrem Gedeihen besonders günstig ist, in Gürten und Feldern erheblichen Schaden. Auf Waldwegen und an feuchten Stellen tummeln sich im Juli die zil den schönsten europäischen Schmetterlingen gehörigen, in zwei Arten auftretenden Schillerfalter, ebenso der kleine und der seltene große Eisvogel. Scheckenfalter (Melichaea- et Argynis - Arten) beleben blumenreiche Wald- und Bergwiesen und sind sehr mannigfaltig auch in schönen Abarten ver treten, dagegen sind aus der Familie Satyrus, welche sterile, steinige Orte liebt, bis jetzt nur ivenige Arten aufgefunden worden. — Von den Schwärmern sind Liguster-, Winden-, Tannen- und Wolfsmilchschwärmer 2c. meist nicht selten, auch die beiden, immer wieder aus dem Süden einwandernden Ach. atropos L. (Todtenkopf) und veil, livornica (Labkrautschwärmer) werden öfter gefunden. Mannigfach variierend treten oft in großer Zahl die Zygaenen (Blutströpfchen) auf, Glasflügler (Sesia) jedoch sind selten. Am bemerkbarsten von den Nachtfaltern macht sich das Goldaster (Portkesia chrysorrhoea L.) durch den bedeutenden Schaden, den dessen Raupe in manchen Jahren an den Obstbäumen anrichtet. Zu den Schäd- l'ngen gehört ferner die Raupe des Ringelspinners (Bomb. neustria Ich, doch in min derem Grade als vorige. Die berüchtigte Nonne kommt ivohl ivie überall vor, bis jetzt aber ist noch keine Invasion in unserem Gebiete bekannt. Bon seltneren Species ist ebenfalls mancherlei vorhanden, so mag z. B. >ver gerade Glück hat, die zu der Familie der Bären (Arctiidao) zählende, von Liebhabern sehr geschätzte Pleretes matronula L. erbeuten, deren Raupe zwei Jahre zur Entwickelung braucht. Aus der großen Ab theilung der Noctuidae (wegen ihrer meist sehr versteckten nächtlichen Lebensweise Eulen genannt) kommen jedenfalls mehr Arten vor, als ivir bis heute wissen. Am häufigsten begegnet uns in den meisten Jahren die tagliebende Plusia gamma L. sowohl im Flachlande als hoch in den Alpen. In diesen findet sich aber auch die gold- oder silbergefleckte PL bractea 8. V., die sehr seltene PL tin H. und andere prachtvolle Schmuckeulen, so die erst über ca. 1500 m auftretende PL Hochenwarthi. Besser bekannt als die meist sehr schwer aufzufindenden Eulen sind uns die Spanner (Geometrae), welche die letzte Abtheilung der Großschmetterlinge bilden. Unter allen Schmetterlingen kommen sie in einigen Arten am frühesten int Jahre, häufig schon im Februar aus der Puppe, so Thig. pedaria F. Anis aoscularia Schiff; Hyb. marginaria Bkhs. und andere. Der mit Recht Übel beleumundete Frostspanner erscheint aber erst im November. An mitunter sehr seltenen Species fehlt es auch bei den Spannern nicht. Den Reichthum an Arten verdanken ivir den durch die bedeutenden Erhebungen int Süden des Gebietes bedingten klimatischen Differenzen und der Mannigfaltigkeit der Flora, zu welcher die Schmetterlingsfauna in so enger Beziehung steht. Es sind bis jetzt aus dem Gebiete in runder Zahl bekannt: 120 Arten Tagfalter (Papilionidae), 40 Arten Schwärmer (Sphingidae), 120 Arten Spinner (Bombycidae), 290 Arten Eulen (Noctuidae), 280 Arten Spanner (Geometrae). Also 850 Arten mit ca. 100 Varietäten und Aberrationen. Die übrigen Gruppen der Jnsecten entbehren des allgemeinen Interesses, wes halb sie wohl weniger genau studiert worden sind. Genannt müssen hier noch iverden: die Honigbiene, Ameise, Hummel, Gall-, Schlupf-, Blatt- und Mauerwespe, Bremsen, Stech-, Schmeiß-, Stuben- und Fleischfliegen, Stechmücken und Florfliegen ic. Dann Küchenschabe, Feldheuschrecke, Haus- und Feldgrille, Wasserjungfer und verschiedene Blattläuse und Wanzen. Auch die übrigen niederen Thiergattungen sind reich vertreten durch die Hnnds- zecke, Käfermilbe, Kreuz- und Hausspinne, den Weberknecht, Bücherscorpion, die Mauerassel, den Ohrwurm, den Flusskrebs; endlich noch durch Regenivurm und Blutegel und in stehenden Gewässern durch zahllose Infusorien.
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