Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
544 vulgo Seebacher, in den Gemeindeausschnss wurde ein Hebel geschaffen, der die misslichen Schnlverhältnisse entfernen sollte. Seinen eifrigen Bemühungen gelang es, dass behufs Errichtung einer den Schulgesetzen gemäßen Schule Verhandlungen mit den Landesansschüssen von Oberösterreich und Steiermark gepflogen wurden. Am 22. Mai 1872 fand die erste Commission in dieser Angelegenheit statt, welche die Nothwendigkeit einer Schule zu bestimmen und sich über den Mittelpunkt des Schnlsprengels anszusprechen hatte. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten wurde das Häusl Nr. 12 mit Fünfviertel Joch Wiesengrund um einen Kaufschilling von 1200 fl. am 28. Juli 1874 erworben. Im Frühjahre 1873 wurde unterdessen über Anregung des Obmannes des Ortsschnlrathes in St. Gallen, des Herrn k. k. Steneramts- Controlors Frühböck, das sogenannte Stnmmerhänsl in steirisch Unterlaussa gepachtet, damit darin, wie bisher in Weißwasser, Unterricht ertheilt werden könnte. Die Schule kam auch wirklich zustande, allein die Frequenz war infolge der ungünstigen Lage eine äußerst geringe. Die Zahl der diese Schule besuchenden Kinder betrug nur sieben, von denen noch dazu an manchen Tagen nur zwei anwesend waren. Als Lehrer wirkte an derselben der schon öfters erwähnte Hammerschmied Katzensteiner. Als jedoch dieser im Frühjahre 1874 in Altenmarkt als Unterlehrer in Verwendung kam, musste die Schule aufgelassen werden. Darauf wurde Michael Rappl, ein ehemaliger Artilleriecorporal und gewesener Kutscher des Fürsten Lichtenstein, der 1873 nach Unterlaussa gekommen war, über Verwendung des schon oft genannten Peter Rodlaner Lehrer in Unterlaussa und ertheilte in der von der Gemeinde Weyer gepachteten, bisher zum Religionsunterrichte verwendeten Jodlbauernkeusche Unterricht. Das sehr unregelmäßig einfließende Schulgeld betrug per Monat 25 kr. pro Kind. Die Gemeinde Weyer gab hiezu einen Gehalt von 00 fl. und der oberösterreichische Landesansschnss eine Remuneration von 50 fl. Durch Uhrenreparieren und theil- weise auch durch Taglöhnerarbeit fristete Rappl sein Dasein. Als er im Monate Juni 1878 sich ein Zeugnis der Reife erwerben wollte, jedoch gänzlich reprobiert wurde, schloss er die Schule und wurde Gemeindediener in St. Gallen. Nun war die Schule abermals verwaist. Im August 1874 wurde Peter Rodlauer zum Bauleiter des neu zu erbauenden Schulhauses bestellt. Am 1. Mai 1875 begann man mit der Demolierung des am 28. Juli 1874 angekauften Hauses Nr. 12 und nach vielen, vielen Hindernissen kam es endlich zum Bauen. Zn Ostern 187!) war der Ban so iveit gediehen, dass am 1. Mai desselben Jahres die Schule eröffnet werden konnte. Am 26. April 187!) war Hans Steininger, definitiver Unterlehrer in Ternberg, als Provisor hieher gekommen. Derselbe hatte sich am 26. Juni 1877 in Salzburg ein Zeugnis der Reife unb am 4. April 187!) ebendaselbst ein Lehrbefähignngs- zeugnis erworben. Nachdem die Jugend seit 1878 ohne Unterricht gewesen, wurde nach der am 1. Mai 1879 durch Herrn Karl Ritter von Zimmeraner, k. k. Statthaltereirath und Bezirkshanptmann zu Steyr, erfolgten Eröffnung der Schule der Unterricht am 5. Mai wieder aufgenommen. Seit dieser Zeit hat Unterlaussa einen regelmäßigen Schulunterricht. Hans Steininger hat sich in Unterlaussa seine botanische» Kenntnisse er worben und hat sich durch Herausgabe mehrerer Werke in der Gelehrtenwelt einen geachteten Namen errungen. Nach seiner Ernennung zum Lehrer in Reichraming kam Freiherr Eberhard von Voglsang als Provisor an die Schule. Dieser wirkte hier nur kurze Zeit. Dann kam Joses Eglseer, Unterlehrer in Reichraming, als Provisor hieher, wurde alsbald Lehrer und wirkte hier bis 15. März 1891. Durch Gründung einer Suppenanstalt hat sich derselbe großes Verdienst um den Ort erworben, da die Schüler oft zwei bis drei Stunden vom Orte entfernt sind und daher einer warmen Suppe sehr bedürftig sind. Nach Ernennung des genannten Lehrers für Weyer wurde Alois Kaiser, Unterlehrer in Weyer, zum Lehrer für Unterlaussa ernannt. Die Schule Unterlaussa besuchen auch die Kinder der steirischen Lanssa, während die Kinder östlich vom Gagerbach zur Schule in Altenmarkt (Steiermark) geben.
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