Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
542 den Hausmühlen deckt. Seit 1888 gibt es im Orte einen Bäcker; Wirtshäuser gibt es fünf. Wie aus dem Vorhergehenden zu entnehmen ist, dürfte Unterlaussa seine Vergrößerung und iveitere Urbarmachung der Eisenindustrie verdanken. Die Wal dungen gehörten früher auf österreichischer Seite dnrchgehends der Herrschaft Steyr, aus steirischer Seite hingegen zum Stifte Admont. Da die Ausbringung des Holzes zu viele Kosten verursacht hätte, wurde das Holz verkohlt und die Kohlen zum Theil zu den Eisenhämmern in Buchau geliefert. Damals existierte nur die Straße nach St. Gallen über den Todtenkogl und die Pfarreralm vom Gaisbauer in Unterlaussa angefangen. Dort befand sich ein großer Holzrechen zum Auffangen des von der Oberlaussa und vom Holzgraben getrifteten Holzes; auch standen dort einige Kohlenmeiler. Nach Oberlaussa führte nur der Triftsteig und kein Fahrweg. Als jedoch mit dem Aufblühen der Eisenindustrie der Kohlen verbranch immer größer ivurde, suchte die Herrschaft Steyr durch Überlassung von Grund und Boden und durch Verbriesung verschiedener Rechte Leute zur Ansiedlung zu bewegen, welche sich jedoch verpflichten mussten, gegen Entlohnung Köhler- oder .Holzhauerdienste zu leisten. Je weiter nun diese Niederlassungen abseits lagen, desto weniger gesucht waren sie, destomehr Vortheile boten sie den Ansiedlern. Aus diese Weise entstanden die Niederlassungen im „Grübl" und „ans der Lacken", zlvei Orte, die von anderen menschlichen Wohnungen zlvei Stunden entfernt liegen. Hier musste nun anfänglich die Kohle bis zur Straße getragen werden, bis auch zu den entlegeneren Niederlassungen Fahrlvege angelegt wurden. Die Straßen nach Oberlaussa und Weißwasser wurden durch die Innerberger Hauptgelverkschast angelegt. Von Ober laussa musste die Kohle zuvor über die Admonter Höhe nach Buchau bei St. Galleir geschasst werden. Die Landstraße in ihrer jetzigen Gestalt von Altenmarkt nach Windischgarsten, welche sich hart an dem Laussabach hinzieht, wurde unter dem Statthalter Eduard Freiherrn von Bach in den Fünfzigerjahren gebaut. Im Jahre 1809 wurden in der Laussa zwei Schanzen errichtet; die eine, welche heute noch gut erkennbar ist, bei der Brücke unterhalb der Zeckerkensche, weshalb die Brücke auch den Namen Schanzbrücke führt, und die andere beim Höllthürl am Übergang über den Sauboden nach St. Gallen. Bei diesen Schanzen befanden sich Theile der österreichischen und steirischen Landwehr und des Landsturmes, lvelche mit Kanonen ausgerüstet waren und die Aufgabe hatten, den Franzosen den Übergang über den Hengst nach Windischgarsten zu verwehren. Die Franzosen kamen aber nicht bis hieher, wohl aber plünderten sie Altenmarkt und Weißenbach. Sie drangen auch nach St. Gallen vor, >vo die Leute beim Gottesdienste versammelt lvaren. Als die Nachricht vom Herannahen der Feinde eintraf, ließ man alle Glocken läuten. Da nun die Franzosen glaubten, es sei dies ein Zeichen, dass die Landwehr und der Landsturm heranrücke, so zogen sie sich eiligst zurück. Von sonstigen kriegerischen Ereignissen in unserem Thäte ist lveiter nichts bekannt. Infolge der von Kaiser Joses II. anbefohlenen neuen Psarreintheilung sollte 1783 in Laussa eine eigene Pfarre errichtet und derselben die Ortschaften Ober- und Unterlaussa und Weihwasser zugeiviesen werden. Doch unterblieb dies, obwohl durch Jntimation einer Regierungs-Resolution vom (i. Mai 1785 dem Stifte Admont aufgetragen wurde, in Laussa eine Expositur zu errichten und dieselbe mit einem Stiftsgeistlichen zu besetzen. Jetzt hat Unterlaussa eine Kapelle, in welcher allwöchentlich gelegentlich des Religionsunterrichtes Messe gelesen wird. Dieselbe wurde um 1790 vom sogenannten Schneider Thommerl, der in der Jodlbauernkeusche (Unterlaussa Nr. 18) wohnte, in der Nähe derselben erbaut. Das Muttergottesbild, das sieb in der Kapelle befindet, ist eine alte bekleidete Statue, lvelche früher in St. Gallen war und 1815 processionsweise in die Laussa getragen wurde. Von Michael Mandl wurde die kleinere Glocke gekauft und nach Erbauung eines kleinen Thurmes im Jahre 1816 zur Verwendung gebracht. Als im Jahre 1870 im November P. Josef Pürstinger, ein neu ausgeweihter
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