Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

537 und betn Stier, dann folge« die Kühe, das Klein- utib Galtvieh (Kälber und Ochsen) und hierauf die Schwoagrin mit den Almsäuen. Den Zug schließt der Bauer mit dem „Gsödlät", auch „Födlwer" genannt, das ist mit einem mit Kleidung, Lebens­ rnitteln, Küchen- und Milchgeschirren beladenen Wagen. Nachdem der Bauer alles abgeladen hat und den Mägden bei der Einräumung noch behilflich >var, übergibt er der Schwoagrin den stets helfenden „Haussegen", der aus die Thür genagelt tvird, eine Flasche Weihwasser und „Palmmauln" (Kätzchen vom Palmbuschen) fürs Vieh, „wanns vielleicht ä Angehäts kriägät." Auch geweihtes Laub und Kränze vom „Kränzältag" (Frohnleichnamstag) und geweihte „buchänö Span" (am Chgrsreitag am geweihten Feuer angebranntes Buchenholz) bekommt sie, denn die bewahren, bei einem Gewitter auss Feuer gelegt, vor Blitz und Hagelschlag. Aus dem gleichen Grunde erhält manche auch „a hochg'weihte Zellerkerz'n" oder eine vom „heiligen Berg Luschari." All dies hat die Bäurin in ihrer vorsorglichen Weise eingepackt. Zum Schluss kommt noch der Bauernkalender mit seinen bunt bemalten Heiligen und seinen geheimnisvollen Zeichen zur Übergabe. Nach nochmaliger Anempfehlung des Viehes kehrt der Bauer mit einemkräftigen „Wünsch Glück!" mit seinem Geführte nach Hause zurück und kommt nur hie und da auf die Alm, wobei er aber nie vergisst, dem Vieh eine „Maulgabe" (mit Salz bestreutes Brot) mitzu­ nehmen. Ist die ganze Zeit glücklich abgelaufen, ohne dass ein Stück Vieh abgestürzt oder aus an­ dere Weise umgekommen ist, so wird die Almfahrt tvieder in feierlicher Weise begangen. Am Vortage schon werden die „Alm­ säuerlinge" und das La»fsa»l»ildu»g im Steffel bei illtcmimvfI. „Almkoch" zubereitet, «o» r<. suiiimmt sämmtliche Geschirre ge­ reinigt und geputzt. Auch Kränze und Stirnbänder tverden angefertigt, tun den Thieren zum Schmucke zu dienen. Ist nun der langersehnte Tag des Abtriebes angebrochen, so wird schon zeitlich früh an das Schmücken der Rinder gegangen. Am meisten prangen tvohl die Glockenkuh und der Stier. Nicht selten glänzen ihre Hörner von funkelndem Golde. Auf der Stirn tragen sie ein Band aus verschiedenfarbigen Papieren, und ztvischen den Hörnern sind große Büsche von „Almrausch" (Rhododendron) befestigt. Willig nimmt der sonst gewöhnlich nicht so duldsame „Jodl" (Stier) die ungewohnte Last auf, und stolz schreitet er, seiner Schönheit sich bewusst, mit der Glockenkuh dem Zuge zu Thal voraus und weist mit unerbittlicher Strenge die Vordrängenden zurück. Ist nun der ganze Zug unter lustigem Geklinge und Geläute im Heimatshofe angelangt und das Vieh in den Stallungen untergebracht, so wird unter fröhlichem Geplauder und unter manchem Scherze zu Tisch gesessen und das aufgeivärmte „Almkoch" verzehrt. Mit dem der Schwoagrin und Halterin abgestatteten Danke der Bauersleute und der Einhändigung -bei? Kranzgeldes, das ist eines Geldgeschenkes für die Blühen und Beschwerden der Almerinnen, endet das Fest. Die Kränze und Stirnbänder des Viehes prangen dann im Vorhanse oder sind bestimmt, den hl. Anton und Leonhard

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