Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

536 maner mit ihrem höchsten Punkt, betn Wasserklotz, fortgesetzt im Blahberg unb abgeschlossen im Presingkogl Der tiefste Punkt bes Ortes befindet sich im Osten im Ennsthale in der sogenannten Jöserling mit 442 m Seehöhe. Bewässert wird Unterlaussa von der schon mehrmals erivähnten Laussa. Sie entspringt in der nördlichen Abdachung des Kleinmitterberges unb heißt dort Eggl­ oder Dürrlaussabach. Erst nach Vereinigung mit dem Kaarbache ans,Steierinark, der am ,Wintersaat entspringt, führt sie einfach den Namen Laussa. Nachdem sie am rechten Ufer (in Steiermark) den Vorder-, Mitter- und Hinterpelzenbach und beim Wagnerbauer den Hundsgrabenbach, am linken Ufer hingegen den Holzgraben-, den Tenfelsgraben-, Schwai-, Boden-, Gager- und Atandlbach aufgenommen hat, stürzt sie sich im sogenannten Kessel in die Enns. In diese mündet ferner ilvch der Schleifenbach, auch Jöserlingbach genannt, der am Fuße der Bodenwies entspringt und nach Bildung des Borsees mit der Schleifenklause die Grenze gegen Kleinreifling bildet. Er heißt von der Klause an auch Klansbach. Ein anderer Bach von Bedeutung ist der Weißwasserbach, von dem auch die Ortschaft Weißwasser ihren Namen hat. Dieser ivird gebildet vom Weißwasserbach, der aus dem Sonnberg kommt, und vom Larensagbach mit dem Klansbach, Adlmannsteiner- und Moosbach. In den Weißwasserbach mündet noch am linken User der Seigrinnenbach und der fischreiche Haselbach, der, wie schon einmal ermähnt wurde, die Grenze gegen Wiudischgarsten bildet. Der tragbare Boden in den Thälern unb Niederungen ist mittelmäßig und meist angeschwemmter humöser Kalkboden, theilweise auch Sandboden mit Schotter und Lehmunterlage. Aus den Bergen ist zum Großtheil humöser Kalkboden, theils auch wildes Schiefergestein, vermischt mit Lehm, welcher aus Kalk- unb Wiener­ sandstein richt. Die kalkhaltigen Gewässer geben Anlass zur Tnffbildnng, die wir im Schwaibach in Unterlaussa und imHinteren Pelzenbache in Oberlaussa beobachten können. Auch zahlreiche Jucrustationen und Petrefacten finden wir im Seigrinneu- und im Haselbach, so Amonshörner und verschiedene Muschelgattnngen. Auch konunt in Unterlaussa im sogenannten Sandl (Grüabl), einem weiten Thal­ kessel am Fuße des Breitenberges, und am Blahberge Eisenoolith vor. Der Boden ist wenig ergiebig, daher wenden dieBauern ihr Augenmerk auf Viehzucht und Frächterei. Von Bedeutung ist auch der Obstbau, namentlich der von Äpfeln und Birnen. Da dieselben meist minderwertiger Sorte sind, so werden sie zum Großtheil zur Bereitung des Lieblingsgetränkes der Oberösterreicher — des Mostes — ver­ wendet, oder sie iverden zu „Speiteln" und „Kletzen" gedörrt. Die schöilsten Äpfel aber werden in Stroh auf der sogenannten „Äpfelbi" im Keller aufbewahrt, damit der „Niklo" oder das „Ehristkindl" groß und klein damit beschere. Die der Fäulnis aber am meisten widerstehende Sorte ist bestimmt, am Palmsonntage am „Palmbnschn" zu prangen. Die Hausgesessenen betreiben mit Erfolg Viehzucht und zivar Niudviehzucht. Der steirische Landschlag, Pinzgauer, Mürzthaler und theilweise auch die sogenannten Welserschecken und das „gampete" Vieh finden ihre Vertreter. Von einer Reinbeit der Rasse kann jedoch in den meisten Fällen nicht gesprochen werden. Die Rindvieh- zucht bringt den Einwohnern den größten Erwerb und verhältnismäßig die wenigste Arbeit und Blühe, da sich das Vieh vom Mai bis zum RosenkranzsamStag im October auf der „Alm" auf der Weide gewöhnlich unter der Obhut zweier Mägde befindet, der „Schwoägrin" und der „Halterin." Erstere hat die Milchwirtschaft zu besorgen, letztere hingegen muss sich ums Vieh kümmern. Alle zivei bis vier Wochen bringt die „Schwoagrin" das „Z'sammg'sanlinte" ins Gehöft des Bauers, bestehend aus Butter und Schotten. Sie bringt bei dieser Gelegenheit auch die nöthigen Rahrungs- nlittel zur Alm zurück. Schotten ist eine Art gesottenen und besonders behandelten Käses, der zur Bereitung eines schmackhaften Gerichtes, der Schottsnppe, dient. Der Auftrieb zur Alm erfolgt stets in feierlicher Weise und unter Einhaltung einer gewissen Ordnung. Den Zug eröffnet in der Regel die Halterin mit der Glockenkuh

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