Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
534 herabsteigende Cascade des Katzenbachs zu besehen, über welchen eine gewölbte Brücke führt; hierauf folgt der Viaduct über die Jöserling (Schleifenbach). Es ist dies ein sehr schönes Object, bestehend aus vier Öffnungen mit Eisenconstruction, jede zu 15 2 m Spannweite; der ganze Viaduct ist in einem Bogen von 237 m Radius angelegt, und es schließen sich ihm an seiner Südseite hohe Stützmauern an. Unweit davon zieht zwischen den Vorlagen des Högerberges und der Voralpe der Frenzgraben, der am rechten Ufer der Enns die Grenzscheide zivischen Oberösterreich und Steier mark bildet. Ant Einflüsse des Frenzbaches in die Enns steht eine kleine Hausergruppe, in ivelcher das ehemalige Zollhaus das stattlichste ist. Die Frenz kommt in alten Urkunden des 12. Jahrhunderts unter den Namen: Frudenize, Frodniz, Frodnize, Frodenize, Fruznich und Fruzbach vor. In dem um das Jahr 1074 —87 abgefassten Verzeichnis der Güter und der Zehente, ivelche Erzbischof Gebhard von Salzburg dem von ihm gestifteten Kloster Admont geschenkt hatte, finden wir einen Wald angeführt, der sich von „Ediltscach" in Steiermark bis zur „Frodnize" (Frenz) erstreckte. Erzbischof Konrad I. von Salzburg bestätigte dem Kloster Admont im Jahre 1139 die Schenkungen seiner Vorfahren, darunter die „Ozlichalbe", deren Gebiet sich bis zur halben „Frodniz" erstreckte. Am rechten Ufer gehörte in kirchlicher Beziehung alles zum Kloster Garsten und zur Pfarre Gaflenz, zu deren Grenzen Reginbert, Bischof von Passau, im Jahre 1140 im Norden den Bach „Robinich" (Großramingbach) und im Süden die „Frodenize" bestimmte. In demselben Jahre bestätigte die Markgräfin Willibirg, dass Markgraf Otakar II. von Steyr über Bitten des Wolsgang und des Erchinger dem Kloster Garsten einen ausgedehnten Wald geschenkt habe, dessen Grenzen durch den „Danbach" ('<), die „Winterube" (Wentner- alm in Niederösterreich), den Ursprung des „Mulibach" (Mödlbach) und den Ursprung der „Fruznicha" (Frenz) gekennzeichnet waren. Das am linken Ufer der Frenz in Steiermark liegende Gebiet zwischen dieser und der „Zedelze" (Zedeliz) wurde dem Kloster Admont mehrfach bestätigt, so 1160 von Erzbischof Eberhard von Salzburg, 1171 von Papst Alexander III., 1184 von Kaiser Friedrich I., 1185 von Papst Lucius III., 1187 von Papst Urban III. u. a. — Doch setzen wir nach dieser Abschweifung unsere Fahrt iveiter fort. Nachdem man der Nacht des Kesselschloss-Tunnels, ivelcher in einer Länge von 1771 m in Schotter und Felsen gemauert ist, entronnen, erfreut der Anblick einer lieblichen Thalweitung das Auge; ebenda, wo der Fluss die Eisenbahn zur scharfen Wendung gegen Westen zwingt, öffnet sich der malerische Einblick in das wildroman- tische Laussathal am linken Ufer der Enns, dessen Bach ebenfalls die Ländergrenze bildet. Dieser und die Straße tverden von der Bahn überbrückt. Dieses Object schließt sich fast unmittelbar an den Tunnel an und besteht aus zlvei Öffnungen mit Eisen construction, deren erste mit 10'7 m lichter Spannweite die Windischgarstner Straße durch den Laussagraben, die ziveite mit 28 4 m Spannweite den Laussabach selbst übersetzt. Bald darauf läuft die Bahn in die Station Weißenbach in Steiermark ein, wo wir unsere Fahrt beenden. In kirchlicher Beziehung gehörte das Gebiet von Kleinreifling in alter Zeit zur Pfarre Gaflenz und mit dieser zum Kloster Garsten, >vie aus einem Verzeichnis jener Güter vom Jahre 1110, die Markgraf Otakar II. und seine Vorfahren bem genannten Kloster geschenkt hatten, und der Pfarrerrichtungsurkunde vom Jahre 1140 hervorgeht. In der Folge gehörte Kleinreifling und zwar seit 1443 zur Pfarre Weyer und blieb es bis zum heutigen Tage. Nach der von Kaiser Joses II. ange ordneten neuen Pfarreintheilung sollte Kleinreifling eine Kirche erhalteil unb eine selbständige Pfarre werden, die mit einem Garstner Benedictiner besetzt werden sollte, doch kam es nicht dazu. Im Jahre 1891 wurde hier die Reiflingbauern-Kapelle erweitert und eingeweiht, seit ivelcher Zeit hier jede Woche eine Schulmejse gelesen wird. Die Schule in Kleinreifling besteht seit dem Jahre 1781. ©ie war früher im Koglerhanse untergebracht, denn daS jetzige Schulhaus steht erst seit dem Jahre 1839. Da die Schülerzahl stetig steigt und jährlich 175—180 beträgt, so wird im kommenden
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