Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

533 int lli. Jahrhundert den in der Gegend verbreitet gewesenen Wiedertäufer» als Versammlungsort gedient haben. Im reichsten Wechsel der Userbilder und seltsamen Gebirgssormen eilt nun der Zug nach Kleinreifling (3887 i»), dessen ausgedehnte Stations- und Hilfsgebäude aus die große Bedeutsamkeit dieses Knotenpunktes der Bahn hinweisen, und woselbst es wegen Kreuzung der Züge, Waggomvechsel und Überladung der Frachtgüter oft längeren Aufenthalt gibt. — Im Sommer passieren an einem Tage oft 2000 bis 3000 Reisende die Station. Zur Zeit der Franzosenkriege fanden in der Ortschaft „Nachdcrenns" größere Franzosendurchmärsche statt. Einzelne Franzosen verirrten sich auch nach Kleinreifling. So stiegen drei derselben am linken Ennsnser von Küpfern her ans schmalen Gang- steigen zu den hochgelegenen Banernhänsern (Ahrer, Hilmer und Hansbauers hinan und begehrten in ungestümer Weise Esswaren und Geld. Sie wurdet: von den erbitterten Bauern erschlagen. — Der Platz, aus welchem heute das Stationsgebäude steht, war früher dicht bewaldet. Hier versammelten sich die tvehrsähigen Männer, und Wenn dann von den Bergen das Zeichen gegeben wurde, dass Franzosen von der Hauptstraße abzweigten und ihren Weg nach Kleinreifling nähmen, so mürbe schnell die Brücke abgezogen und der herannahende Feind beschossen. In einer Höhle nahe der Brücke liegen mehrere Franzosen begraben. — In der Nähe der Brücke übersetzt die Eisenstraße den kleinen Ramgrabenbach (Schrabach). DaS Häuschen dabei ist zu einem Eholeraspitale eingerichtet. Von Kleinreifling an behauptet die Bahn in kühner Trace 1 : 250 steigend das linke Ufer der Enns. Am Auslaufe des zivischen dem Dürreck und Eschenkogl herabziehenden Mayrhosthales steht das nette schlossartige Gewerkschaftshaus mit Thurmuhr, und weiter einwärts treibt der scharf abfallende Hammergrabenbach die erwähnten sieben Hammenverke. Nach einem gewaltigen Felseinschnitte in der „Bluman" sehen wir östlich das Högergebirge mit dem Vorberge Pfassenstei», beide mit dunkle» Forsten bestellt, denen durch den Bockenaugraben der schäumende Rappelsbach entstürzt. Zur Seite der Bahn haben wir die meist bewaldeten Abdünge des KühbergeS, an den sich gegen Westen der bereits bekannte Seekogl anschließt. Wieder treten die Felswände näher heran und haben die Bahn zum Durchbruche des 210'5 m langen Sckwnau-Tnnnels gezwungen. 9iur wenige Bauernhäuser stehen zerstreut über den Usern, sonst herrscht tiefe Einsamkeit in dieser „Nachderenns" genannten Gegend; doch knüpfen sich einige historische Erinnerungen an dieselbe. Um das Jahr 1138 überließ Markgraf Otakar Hl. von Steyr dem Kloster Warften zur Erhaltung seiner Herden einen ausgedehnten, vom „Merchenvall" (Witterst O bis zum Pfaffenstein reichenden Weideplatz. Dem Abte Nikolaus von Garsten schenkte Herzog Albrecht III. int Jahre 1382 das Gut „Sattlhack" ant südlichen Abhange des Psaffensteins und den „Kühberg" mit dem Hose daran, wofür ersterer versprach, am achten Tage nach St. Siichaeli einen immerivährenden Jahrtag zn halten. Jüt Jahre 1532 zogen die Türken, nachdem sie vor Waidhosen eine Schlappe erlitten hatten, über Weyer, ivelches sie verbrannten, nach der Enns hinein durch bett Psaffensteig bis ins Sattelhag, mit hier nach Steiermark durchzubrechen. Hier aber wurde ihnen durch die geflohenen Gaflenzer, Weyrer und St. Gallner arg zugesetzt, so dass nur wenige entkamen. — Auch im Jahre H>2(> hatten sich die ansständischen Bauern hier verschanzt und bewachten die Grenze gegen Steiermark. Die an dieser Strecke fortan auftretenden großartigen Felseinschnitte, oft in einer Länge und Höhe von vielen Sietem, mtb eine Eigenthümlichkeit der Ennstbal- bahn, wie man solche in ähnlicher Größe und Stenge aus anderen Schienenstraßen kaum wiederfinden dürfte. Außer den vielen Brücken und Biadncten kommen hier auch zahlreiche Durchlässe für Holzriesen, Bäche und plötzliche Wildwässer, llserschutz- bauten, Terrassemnanern, Einbaue und Steinrippen zur Beseitigung der Bergab- rutschnngen vor. Siatt versäume hier nicht, die nnmittelbar an der Bahn durch eine Felsenspalte

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