Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
528 unv am Pyhrn war die österreichische, bei Rottenmann die steirische Landwehr und der Landsturm aufgestellt, doch kam es zu keinem größeren Kampfe. Durch den zeitweisen Niedergang des Eisenwesens und durch die häufigen feindlichen Invasionen wurde Weyer empfindlich geschädigt. Die den französischen Kriegsstürmen folgende langjährige Friedenszeit brachte aber dem Markte weder Erholung noch Aufschwung, im Gegentheil, es bereiteten sich jene Veränderungen im ganzen Eisenwesen vor, die schließlich den Verfall der heimischen Eisenindustrie im Gefolge hatten und das wirtschaftliche Leben des Marktes ganz umgestalteten. Die Überreste der zum elvigen Stillstände verurtheilten Eisenwerke in Weyer ragen noch heute als beredte Zeugen' einer untergegangenen Zeit in die Lüfte und werden noch geraume Zeit den Nachkommen von dem Kämpfen und Ringen der Vorfahren Kunde geben. Aber auch in den umliegenden Orten und Gräben, wo sonst die Hämmer pochten, ist es ruhig und still geworden und begegnen uns auf Schritt und Tritt die Ruinen der einstigen Hammerwerke. Nur in Kleinreifling pocht es noch Tag und Nacht weiter. Durch zielbewusstes Streben und sorgsame Verwaltung des gemeinschaftlichen Vermögens der Gesammtheit der Bürger gelang es, den Vermögensstamm auf den gegenwärtigen ansehnlichen Stand zu heben, so dass der Markt Weyer zu den wirt schaftlich bestgeordneten Gemeinden des Kronlandes gehört. Im Jahre 1858 löste das k. k. Montanärar namens der k. k. Innerberger Hauptgewerkschaft den Antheil der Marktcommune Weyer um 23878 fl. C.-M. ein, dessen Alleineigenthum jedoch der Marktcommune Weyer erst im Jahre 1864 im Processwege gegen den Markt Gaflenz, welcher die Hälfte hievon angesprochen hatte, zuerkannt wurde. Der gesammte Besitz der Marktcommune Weyer besteht aus 1217 Joch 47 Quadratklaftern Gründen und Capitalien, zusannnen im Buchwerte von 145054 fl. Weyer hat gegenwärtig ein k. k. Bezirksgericht, ein k. k. Steueramt, ein k. k. Gendarmerie-Commando, eine k. k. Finanzwachabtheilung, ein k. k. Postamt, eine Station der k. k. Staatsbahn, ein katholisches Pfarramt, ein Dreher'sches Forstamt, eine Sparcasse (1872), ein Bürgerspital (1872 neu erbaut), eine Badeanstalt (1874), eine freiwillige Feuerwehr (1873), einen Verschönerungsverein u. s. w. — Im Jahre 1837 waren die bisher hölzernen Marktbrunnen cassiert und an ihrer Stelle neue, aus Steinen gefertigte, aufgestellt worden. Das Bürgerspital gehört zu den ältesten Einrichtungen von Weyer. Im Jahre 1530 schenkte Christine, weiland Ulrich Maurers Witwe, dem Siechenhaus in Weyer (Bürgerspital) eine Wiese. Dem Bürgerspital gehören jetzt: ein Grundbesitz von 5 Joch 976 Quadratklaftern, ein Vermögen an Staatspapieren im Betrage von 1700 fl., Privatforderungen von 2990 fl. 36 kr. und eine Sparcasseeinlage von 638 fl. 69 kr. Das sonstige Vermögen schwankt zwischen 5000— 6000 fl. Im Bürgerspitale erhalten verarmte Angehörige des Marktes Weyer Aufnahme und eine kleine monatliche Geldbetheilung. Für den Jugendunterricht besteht im Markte Weyer eine fünsclassige, und in den Ortschaften Kleinreifling und Unterlaussa je eine einclassige Volksschule. Die Schule in Weyer dürfte zu gleicher Zeit mit der Pfarre entstanden sein. Der erste bekannte Lehrer namens Franz Lorenz Tichy wird im Jahre 1686 urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit wurde in einem gemieteten Zimmer der Marktkaserne, dem jetzigen Gemeindehause, unterrichtet. Laut Urkunde vom 1. Jänner 1708 wurde Johann Anton Erdtl als Lehrer und Chorregent bestellt und ihm in sieben Punkten seine Pflichten klargelegt und seine Bezüge aufgezählt. Die letzteren setzten sich zusammen aus Geldleistungen der Kirche, des Marktes, dem Schulgelde und der Besoldung für seine Dienstleistungen in der Kirche. Nebstbei sorgte der Markt für freie Wohnung und stellte jährlich 8 Klafter Holz bei. Er durfte Tinte, Feder, Papier und Vorschriften verkaufen und bei Hochzeiten, Tänzen und Ständchen auf spielen. Die Zahl der Schüler war gering, denn diese fanden an zwei länglichen
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