Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

523 Nachdem Georg von Stein, dem die Herrschaft Steyr verpfändet war, im Jahre 1467 die Stadt Steyr wieder eingenommen hatte, griff er mit seinen böhmischen Söldnern und mit Hilfe des Wilhelm von Puechhaim die Güter seiner Widersacher, Reinprecht von Wallsee und Georg von Volkersdorf, sowie die Güter der Klöster St. Florian und Garsten — darunter den Markt Weyer — an und zwang diesen durch Bedrohung mit Brandlegung zur Huldigung. Doch gierig dieser Zwischenfall ohne besondere Nachtheile vorüber. Jnr Jahre 1485 drohte dein Markte abermals Gefahr, diesmal von den Ungarn. Da der Kaiser erfahren hatte, dass dieselben nach Weyer eine Besatzung werfen wollten, so schrieb er an die Steyrer, dass sie diesem Vorhaben mit Hilfe des Wolfgang Meileinstorfer, kaiserlichen Pflegers zu Aggstein, und des Andreas Crabat von Lapitz, Pflegers zu Steyr, wehren sollten, was auch gelang. Zwei Jahre darauf wurde wohl mit den Ungarn ein Waffenstillstand geschlossen und der­ selbe bis 1489 verlängert, doch streiften die Ungarn trotzdem von der Tettauerschanze bei Ernsthofen bis gegen Steyr, wo sie auf dem Steinfelde eine Maut errichteten und dasselbe beim Markte Weyer thun wollten, weshalb die Steyrer den Befehl erhielten, in Verbindung mit den Leuten von Admont und Nachderenns in der Ortschaft Kasten an der Enns eine Schanze zu errichten, um die Ungarn abzutreiben. Jnr Jahre 1524 verlieh Wolf von Losenstein zu Gschivendt dem Andree auf der „Vesslleutn" das gleichnamige Gut, von welchem jährlich an Knchel- und Pfennig­ dienst 3 Schlg. Psg. zu reichen waren „und soll hinfüro gehorsam sein mit Robot, Steuern, Anlast, Sterbhaupt und mit allen Diensten." Im folgenden Jahre erhoben sich wegen der vielen drückenden Herrschaftslasten die Bauern an der Traun und Krems und in der Umgebung von Steyr und Weyer. Zur Regelung dieser Ange­ legenheit berief Kaiser Ferdinand I. die Stände zu Landtagen nach Liirz und Steyr (1525). Die zusammengerotteten Bauern griffen jedoch die zur Versammlung in Stevr reisenden Abgeordneten aus der Steiermark bei „Kasten" (Kastenreith) an und zlvangen sie zur Flrrcht in die feste Burg Gallenstein, von lvo aus sie dann später auf des Landeshauptmanns Befehl von Bürgern und bewaffneten Dienstleuten der Stadt und Herrschaft Steyr in namhafter Zahl abgeholt und nach Steyr geleitet wurden. Doch unterblieb die angeordnete Berathung, da die anderen Abgeordneten lvegen des Aufstandes in der Steiermark und anderen Orten gar nicht nach Steyr gelangen konnten. Drei Jahre darauf stellte dann Wolf von Losenstein den Besitzern der Güter: „am vnndtern Moss, am obern Bloss, am Anger und auf der Lacken" in der Weyrer Pfarre neue Erbbriefe über ihre Güter aus und erließ ihnen das Sterbhaupt und die Anlait beim Absterben des Herrschaftsbesitzers. Als Anlait bei anderen Veränderungen wurde das 20. Pfund und als Abfahrtsgeld das 10. Pfund bestimmt. In gleicher Weise vererbrechtete dann Dietmar V. von Losenstein zu Gschivendt im Jahre 1549 die Güter: „am Freithos, im Erlach und am Hindtstein" und 1509 die Güter: „am Raplspach, in der Scheslendt, in der Clam und auf der Aw", das „Hänglgut am Lomar", ein Haus am Anger „ans der Leuten" und ein Haus am „Freithos." Im Jahre 1529 zogen einzelne Türkenscharen an Waidhofen vorüber über Gasten; und Weyer an die Enns, um in Steiermark und in Oberösterreich einzu­ brechen. Sie konnten aber weder in Steiermark noch in Oberösterreich weiter vordringen, da ihre Zahl durch die ergrimmten Landbewohner bedeutend gelichtet wurde und beide Länder, namentlich Oberösterreich, durch die aufgebotene Mannschaft und auf­ geworfenen Schanzen vertheidigt wurden. Der eigentliche Grund für den Abzug dürfte aber die Absicht des Sultans gewesen sein, die Belagerung Wiens aufzugeben. Sehr traurig für Weyer verlief jedoch das Jahr 1532. Eine Abtheilung des unter der Führung des Kasim Pascha stehenden Streifcorps der Türken kam am 9. Sep­ tember, nachdem dieselbe tagszuvor bei Waidhosen a. d. Pbbs die Sensen zum Kosten erhalten und 224 Gefangene ermordet hatte, über Gaflenz, welches sie verbrannte, nach Weyer, dem sie ein gleiches Schicksal bereitete. Markt und Kirche giengen in

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