Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

520 gestatten, wurde durch Kaiser Maximilian II. im folgenden Jahre in ihrem Sinne genehmigt. Als im Jahre 1587 von Getreidewucherern das ganze Getreide aufge­ kauft und aus dem Lande geschafft wurde, wandten sich die Weyrer an den Landes­ fürsten, damit diesen!, ihrem Handel und Gewerbe schädlichen Beginnen ein Ziel gesetzt werde. Dem Urbar der Herrschaft Steyr born Jahre 1424 entnehmen wir, dass damals der Bürger „Trodl in Weier" im „Kessel" einen großen und einen kleinen Hammer unter einem Dache hatte, für welche und die „Kesselau" er jährlich zu unserer Frauen Tag 10 Schilling bl. diente. Derselbe besaß auch in Gaflenz eine Schrottschmiede, für welche er jährlich 2 Schilling dl. und einen Eisenkloben reichen musste. Schrottschmieden bestanden damals im ganzen II, davon drei in Gaflenz. Ferner besaßen zu jener Zeit Wolfgang Galpmann und Bartlme Gruentaller, Bürger in Weyer, in Gemeinschaft mit dem Steyrer Bürger Augustin Prantner einen Hammer und einen Zainhammer und Leopold Weyrer einen welschen Hammer auf betn „Nutzenspach." Endlich gab es damals drei welsche, einen großen und vier kleine und einen Zain-Hammer „auf der Reiffling", vier große und einen Zain-Hammer in der „Unbern Laussa", einen großen Hammer „an der Aschach" und einen eben­ solchen „auf der Reichen Rauming in Artzperger Borsten" gelegen. Im ganzen gab es also damals in und um Weyer 21 Hämmer. Diese Hämmer verarbeiteten das von den Radmeistern in Bordernberg und Eisenerz in den Schmelzöfen gewonnene Roheisen und gaben es an die Kaufleute in Steyr ab, welche den Bedarf der Klingenschmiede in Steyr, Kleinraming, Sierning- hofen, Steinbach und Trattenbach zu decken hatten und dafür von diesen die fertigen Waren abnahmen und dieselben in den Handel brachten. Im Jahre 1516 waren von Kaiser Maximilian den Steyrer Bürgern die Preise, zu denen sie im Lande Eisen und Stahl verkaufen sollten, vorgeschrieben worden. Sie sollten daher diesem Satze zufolge den „Scharsagstahl um 2 fl., den Zaintenstahl um 1 fl. 30 kr., Zainten-Gättereisen und Schün um 9 Schlg. 15 Pfg,, Prochenstahl um 9 Schlg., Stangeneisen. Zwizach und Blech um 1 fl., und das Klobcisen um 7 Schlg. 25 Pf." verkaufen, aber nicht zu einem höheren Preise. Der Bedarf an Eisen war ein großer, weshalb die Hammerwerke vollauf zu thun hatten. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen mehrten sich in den ersten Decennien die Klagen der Klingenschmiede, dass die Hammermeister schlechten „Frimmtverkzeug" herstellen und doch zu höherem Preise verkaufen. Eine Untersuchung ergab, dass die Klagen begründet waren. Denselben abzuhelfen, erließ Kaiser Ferdinand I. int Jahre 1526 und 1535 abermals an die Radmeister und an die Hammermeister Verordnungen und Befehle, welche den Preis des rohen und des geschlagenen Eisens regelten, und im Jahre 1551 wurde in Steyr eine „Eisenkammer" errichtet. 1569 fehlte es den Rad- und Hammermeistern an hinlänglichem Verschleiße ihres in Menge erzeugten Eisens und waren dieselben in Gefahr, ihre Geschäfte einstellen zu müssen. Die Rad- und Hammerwerke tvaren in zu großer Zahl vorhanden, die Vertheilung der Kohlen und der Lebensmittel eine ungleiche und viele Bürger von Steyr zogen sich vom Handel zurück. Im ge­ nannten Jahre wurde dann auf Betreiben des Erzherzogs Karl durch Kaiser Maximilian II. die sogenannte „Widmung" eingeführt. Es tvar dies die Bestimmung, dass die Besitzer- der den einzelnen Eisenschmelz- und Hammerwerken zunächst gelegenen Wal­ dungen verpflichtet wurden, die Holzkohle ausschließlich zu diesen Zwecken gegen Vergütung der Erzeugungs- und Zusahrtskosten zu liefern. Ferner wurde die Be­ stimmung getroffen, dass jeder Radmeister eine bestimmte Anzahl Hammermeister mit Roheisen, und die Hammermeister gewisse Kaufleute (Verleger) mit geschmiedetem Eisen zu versehen hatten, wogegen die Verleger die Hammermeister, und diese die Radmeister mit Geld und Lebensmitteln versorgen mussten. Die Verleger endlich mussten jene Klingenschmiede mit Stahl und Eisen versehen, welche für sie Messer und Klingen erzeugten. Um diese Zeit wurde auch durch den berühmten Tiroler Gasteiger die Enns

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