Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

517 Da sich zum Behufe der Eisenarbeiten Köhler, Flößer und Ackerbauer in den Bergen und Thälern jenseits der Enns ansiedelten und die Pfarre immer ausge­ dehnter und beschwerlicher ward, so lvurde der Frenzgraben nach Altenmarkt über­ lassen. Das Gebiet vom Lanssaback bis zum Schleifenbach unterstand schon seit alter Zeit, trotzdem es zum Trannkreise und mit diesem zu Oberösterreich gehörte, in kirch­ licher Beziehung dem Kloster Admont und gehört zur Pfarre St. Gallen. Abt Anselm 1. (1(183—1715) stellte in Weyer einen eigenen Kaplan an und bewilligte deip Pfarrer jährlich 12 Fass Wein ans dem Stistskeller. Bon den friedlichen Reformen, die Kaiser Joses II. plante, sollte auch Weyer Ratzen ziehen. Rach der im Jahre 1783 beschlossene» neuen Psarreintheilnng sollten in Kleinreifling und Oberlanssa Kirchen gebaut, Pfarren errichtet und die­ selben mit Benedictinern ans dem Stifte Garsten besetzt werden. Die Ortschaften Kleinreifling und Rachderenns sollten dem Sprengel der ersteren, die Ortschaften Oberlanssa und Weißwasser dem Sprengel der letzteren zugetheilt werden, doch lvurde die Sache nach dem Tode Kaiser Josefs H. wieder rückgängig gemacht. Damals wurden auch viele Kirchen gesperrt. Bezüglich der Marktkapelle wurde resolntioniert, „dass dieselbe den alten und gebrechlichen Leuten znr merklichen Bequemlichkeit in Anhörung des Gottesdienstes diene, daher sie offen bleiben solle." — Im Jahre 1849 wurde uie Psarrk>.g,e in Weyer vollständig restauriert und erweitert. — Der gegen­ wärtige Pfarrer und Dechant, Franz Falkner, ist der nennte seit der Aushebung des Stiftes Garste». So sehr das frühere Entstehen des Marktes Gaflenz durch die vorzeitige Bloß­ legung des höher gelegenen Seebodens begünstigt lvurde, ebenso sehr und noch mehr lvurde das raschere Emporblühen des Marktes Weyer durch die größere Rahe des schiffbaren Ennsflnsses und durch die Lage nahe der Mündung des GaflexzbacheS mit seiner beträchtlichen Triebkraft ermöglicht. Während die zunächst Gaflenz ge­ legene Landschaft noch heute auf Bodencnltnr angewiesen ist, waren in Weyer von jeher die Bedingungen eines industriellen Betriebes vorhanden. Der Markt Weyer verdankt, wenn auch vielleicht nicht sein Entstehen, so doch geiviss seine rasche Ent- wicklnng der durch den Erzberg in Eisenerz hervorgerufenen Eisenindustrie. Wie ans der Schenkung des Düring von Peransch znr Pfarrkirche hervorgeht, war 13(>o Weyer schon ein Markt, denn Düring nennt sich „Bürger von Weyer." Die Erhebung zum Markte dürfte jedoch schon kurz nach dein Jahre 1331 erfolgt sein, denn in dein genannten Jahre verlieh Herzog Otto von Österreich und Steyr dein Kloster Garsten zu seinem Seelenheile den Blntbann auf dessen Gütern bei Gaflenz und befand sich der Sitz des Pfleggerichtes von jeher in Weyer und nie in Gaflenz. Dass dies nicht erst im Jahre 1392 geschehen sei, geht auch ans mehreren anderen Urkunden hervor. In der Entscheidung Herzog Albrechts von Osterreicb vom Jahre 1373 int Streite zwischen den Bürgern von Steyr und dem Abte vo» Admont, wegen des Weges, ans dem das Eisen nach Steyr geführt werden solle, werden der Richter, der Rath und die Gemeinde der Bürger „zu dem Weyer" als Zeugen an­ geführt, und zlvei Jahre später verkauften „Ehnnrat Schrick) Ottens sun und Hans Praschl ze den zeiten p »r ger datz de m Weyer dem erbaten Alan Witigen den Schuster" ein Hans in Weyer, welcher Kaufbrief ans Pergament im Gemeindearchiv liegt. Die Urkunde mittelst welcher Herzog Albrecht III. im Jahre 1392 den Ort zum Alarkte erhoben und dahin privilegiert haben soll, dass daselbst gleichivie in anderen Märkten alle Erchtag ein Wochenmarkt gehalten werden könne (Hoheneck, I. 124), ist nicht vor­ handen, ivohl aber bewahrt das Alarktarchiv von ihm und Herzog Albrecht IV. zwei andere Urkunden ans den Jahren 1384 und 139(1. Auch ans der ersteren, mit welcher Albrecht III. einen Streit zwischen den Bürgern von Weyer und jenen von Steyr wegen des Eisenbandels schlichtete, geht hervor, dass Weyer schon früher ein Aiarkt gewesen sein müsse. Herzog Albrecht entschied, dass die Weyrer ihr Eisen, wenn sic dasselbe nach Steyr brächten, drei Tage lang am Wasser oder in der Stadt den

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