Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

516 Markgräfin Sophie im Jahre 1138 zu ihrem Seelenheile dem Kloster Garsten schenkle. Es umfasste das ganze Quellgebiet des Gaflenzbaches. Der kurz darauf in Gaflenz errichteten Pfarre wurde als Pfarrsprengel das Gebiet zwischen der „Robinich" (Groß-Raming) und der „Frodenize" (Frenz) — mithin auch Weyer — zugewiesen. Anfangs des 13. Jahrhunderts bestand hier schon eine beträchtliche Nieder­ lassung, was daraus hervorgeht, dass im Jahre 1259, zur Zeit des Abtes Ulrich II. von Garsten, der Kirche in Weyer Erwähnung gethan wird. Dieselbe wurde damals von Bischof Otto von Passau zu Ehren des heiligen Johann des Evangelisten ein­ geweiht und war eine Filialkirche von Gaflenz, von ivo aus Weyer pastoriert wurde. — Düring der Perausch, Bürger in Weyer, stiftete im Jahre 1360 zur Kirche in Weyer das Messnerhaus. Sein Sohn Konrad, der sich nach Steyr gezogen hatte und dort Bürger ward, stiftete acht Jahre später mit 10 Pf. Pfg. Geldes zur Kirche in Weyer eine Messe, und versprach Abt Nikolaus I. von Garsten im Jahre 1371, dieselbe genau lesen zu lassen. Er ivies aus diesem Grunde dem Pfarrer die Ein­ künfte von 10 Gütern an, von welchen 8 in Gaflenz und 2: „das Lehen auf dem Chirichpühel" unb der „Strewzzin Gut" in Weyer lagen. Hans Perausch, eiu Enkel des Konrad, der 1440 kinderlos starb, stiftete zur Kirche in Weyer, in tvelcher seine Vorfahren ihre Begräbnisstätte hatten, ebenfalls 10 Pf. Pfg. Im Jahre 1402 war der päpstliche Nuntius in der Gegend von Weyer gefangen genommen und ausgeplündert worden, iveshalb das Kloster Garsten und die Bewohner von Weyer unter der Strafe der Excommunication den Auftrag erhalten hatten, die Urheber dieser That zum Schadenersätze und zur Genugthuung zu bringen. Ob dies gelungen, ist nicht bekannt. Im Jahre 1443 wurde nach sicheren Urkunden die Kirche zu Weyer von denl Weihbischofe von Passau unter dem Abte Friedrich als Filialkirche von Gaflenz sammt vier Altären und dem Friedhofe eingeiveiht. Es mochte damals die erste, schon 1259 erwähnte Kirche, die ja wohl aus Holz erbaut worden war, durch eine neue, gemauerte, ersetzt ivorden sein. Die damals neu errichteten Altäre waren: 1. Der Hochaltar zu Ehren des hl. Johann des Evangelisten und des hl. Benedict, 2. Corpus Christi, Nikolaus und Barbara; 3. Wolfgang und Leonhard; 4. hl. Maria, Katharina und Margareta. Das Kirchweihfest wurde auf den Sonntag nach Margareta verlegt. —Die Secte der Wiedertäufer hatte sich hier im Jahre 1527 verbreitet, und hielten ihre Anhänger in der Kapelle bei der Taverne int Moos, am Wege zwischen Weyer und Kleinreifling, ihre Zusammenkünfte ab. Auch die Lehren Luthers fanden hier rasch Eingang und zahlreiche Anhänger. Der Pfarrer von Gaflenz, Anton Prundorfer, der 1559 zum Abte vou Garsten erwählt wurde, trug dieselben öffentlich vor und war verheiratet. Im Jahre 1586 sollte in Steyr die Gegenreformation beginnen und hierauf in den anderen an der Enns liegenden Pfarren von Garsten fort­ gesetzt werden. In Weyer erhob sich im Jahre 1588 deshalb offener Aufruhr, da die Bauern der Umgegend die Freilassnng ihres Prädicanten, eines abtrünnigen Mönches, mit Gewalt erzwingen wollten und dem Markte mit Berivüstung drohten. Doch scheint die Drohung nicht verwirklicht ivorden zu sein, da unsere Quellen über diese Angelegenheit nichts weiter berichten. Bald nach dem Aufstande vom Jahre 1626 wurden die meisten Bewohner von Weyer wieder zum katholischen Glauben zurück­ gebracht. Den protestantischen Pfarrer von Weyer hatte Abt Anton II. Spindler schon im Jahre 1615 verjagt. Als im Jahre 1644 die Pest herrschte und das Weichbild von Weyer ver­ schonte, errichtete man zur Erinnerung daran die „Pestsäule" am Eingang in den oberen Markt. In demselben Jahre erhielt Weyer eine eigene Pfarre, und int fol­ genden Jahre wurde die früher der hl. Margareta geweihte Kirche int Markte dem hl. Sebastian gewidmet. Der erste Pfarrer hieß Aegydius Herbst. Die Eisengewerk- schaft versprach, zum Unterhalte desselben jährlich 50 Gulden zu geben, unter der Bedingung, dass wöchentlich eine Messe für das Gedeihen derselben gelesen werde. Abt Roman I. kaufte für den Bicar ein kleines Gut bei Gaflenz, mit Gasteig genannt.

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