Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

515 halb diese als Nauschbrand - Alpen oder -Districte bezeichnet luerbctt. Durch diese tückische Krankheit, welche plötzlich auftritt und rasch tödtlich endet, büßt mancher Viehbesitzer vier bis sechs und noch mehr Jungrinder plötzlich ein. Es wurden daher im Jahre 1890 über Anregung des k. k. Bezirksthierarztes Karl Poetsch die ersten Versuche mit der bereits in anderen Kronländern Österreichs, in der Schweiz und in Frankreich mit Erfolg eingeführten Schutzimpfung der Jungrinder gegen den Nauschbrand in den Gemeinden Lausa, Großraming und Neustift gemacht und seit Vieser Zeit fortgesetzt, da das Interesse für die Sache infolge der Nutzbringung der Impfung rege geworden ist. Bisher wurden jährlich durchschnittlich 200 Stück Jung­ rinder der Rauschbrandschutzimpfung unterworfen und steht es außer allem Zweifel, dass dieses nützliche Verfahren sich mit der Zeit allgemein einbürgern wird, da die Verluste an Jungvieh durch Rauschbrand infolge der Schutzimpfung bedeutend ver­ ringert werden. Die zahlreichen Eisenhämmer, die noch vor 20 Jahren das Thal zwischen Weyer and Kastenreith belebten, ärarisch umreit und zahlreichen Eisenarbeitern lohnende Beschäftigung boten, gehen allmählich dem gänzlichen Verfalle entgegen. An der Stelle eines solchen Hammers befindet sich jetzt die im besten Betriebe stehende Huber'sche Säge. Der ehemalige Ge- ireide- und Materialienkasten der Haupt­ gewerkschaft ist nun in eine mit den neuesten Maschinen versehene, elektrisch beleuchtete Möbelfabrik umgewandelt, welche über hundert Arbeiter beschäftigt. Die einheimischen Bewohner sind sämmtlich deutscher Nationalität und be­ kennen sich zur römisch-katholischen Re­ ligion. Von den Uranfängen von Weyer erzählt die heute noch int Volke lebende Sage Folgendes: „Das ganze Gaflenzthal, in welchem Weyer liegt, ist früher ein Weiher ge­ wesen, der über eine hohe Thalsperre an der Enns den Abfluss erhielt, bis das baulustige Völkcheu der Biber die Felsenbarre so weit untergraben und ge­ lockert hatte, dass sie von dem Gewässer durchbrochen tverden konnte, tvodurch die derselbe für die menschliche Culturarbeit vorbereitet wurde." Geht man vom Markte gegen die 439 m hoch gelegene Pfarrkirche aufwärts, so kommt man zu einem Häuschen, der Sage nach dem ersten und ältesten des Marktes, dem sogenannten Fischerhäuschen. Lässt man von hier aus einen Blick in die nächste Runde schtveifen, so treten mit voller Deutlichkeit die einstigen See- ufer mit vielfachen, mannigfaltigen Ausbuchtungen zutage. Ebenso sind die bei Nachgrabungen an der Thalsohle zutage geförderten Bodenbestandtheile, tvie Sand­ schotter, Schlamm- und Lehmerde, ferner vermodertes Holz und Knochen nach den Aus­ sprüchen von Geologen deutliche Betveise, dass hier einst ein See gewesen. Die Enns hatte damals ein hochgelegenes Bett, und der See wurde durch Zurückstauung des Wassers gebildet. Dies betveisen die in der nun hoch am rechten Ennsufer gelegenen Ortschaft Anger in großer Menge vorhandenen Kugelsteine, die nur in einem Flussbette vorkommen. Mit dem Sinken des Ennsbettes verschtvand auch der See. Weyer gehörte in alter Zeit zum Landgute „Abelenzi" (Gaflenz), welches die 33* Wappen Don Wcpee. Bon K. Simflcr. Trockenlegung des Seegrundes bewirkt und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2