Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

514 Kleinreifling, Mühlein, Nachderenns, Obsweyer, Oberlaussa, Pichl, Rappoldegg, Unterlaussa und Weißwasser. Begrenzt ist die Gemeinde im Norden von Groß­ raming und Gaflenz, im Osten von Gaflenz und Höllenstein (Niederösterreich), im Süden von Altenmarkt und Weißenbach (Steiermark) und im Westen von Rosenau, Reichraming und Großraming. Die ländlichen Ortschaften der Gemeinde Weyer haben zusammen 453 Häuser mit einer Bevölkerung von 3263 Personen; es zählt somit die ganze Gemeinde Weyer 4713 Einwohner nnd 616 Häuser. Das Terrain ist größtentheils bergig. Außer den schon genannten Bergen um Weyer ragen im Gemeindegebiete noch der Schwarzkogel (1532 m), der Groß-Hochkogel (1283 m), der Breitenberg (1101 m), der Kühberg (1414 m), die Bodenwies (1540 m) und der Seekogel (1080 m) empor. Von Bächen sind nebstbei noch nennen: der Mayerhofthalbach,, der Angels­ bach, die Frenz und die Laufs«. Die ßnns, welche bei Altenmarkt das Gemeinde­ gebiet und Oberösterreich betritt, durchfließt ersteres in der Richtung von Süden nach Norden. Besiedelt sind nur die an der Enns und an den Büchen gelegenen Thäler, Berglehnen und niedrigere Berge. Die Wälder, früher dem Grafen Lamberg, dann nacheinander der Innerberger Hauptgewerkschaft und der alpinen Montangesellschaft gehörig, sind jetzt größtentheils Eigenthum des Religionsfondes, des Bischofes von Linz, des Großindustriellen Dreher und der Marktcommune. Die Jagd ist belang­ reich, namentlich die auf Hochwild. An Wildgattungen kommen Hirsche, Rehe, Gemsen, Hasen, Füchse, Marder, Dachse 2 C. vor. In der nicht sehr fischreichen Enns kommen hauptsächlich Huchen, Barben und Forellen vor; letztere auch in den Bächen. Die Beivohner des Marktes treiben ausschließlich Handel und Gelverbe; jene der Ortschaften beschäftigen sich mit Holzschlagen, Flößen, Kohlenbrennen, Ackerbau und Viehzucht. Der Getreidebau ist nicht von Bedeutung, da sich der Boden hiezu nur an den Thalsvhlen und niedrigen Berglehnen einigermaßen eignet Im ganzen Gerichtsbezirke Weyer bildet jedoch den Hauptbestandtheil der Land- lvirtschaft die Viehzucht, die mehr oder weniger intensiv in allen Ortschaften der sieben Gemeinden des Bezirkes betrieben lvird. Dieselbe erstreckt sich zunächst ans die Rinderzucht, da der Rindviehstand die wichtigste Einnahmsquelle für den Gebirgs- bauern abgibt. Der Bauer gewinnt durch die Rinderzucht Milch, Butter, Käse, strebt nebstbei die Zug- und Mastnutzung an und erzielt seinen Erlös bnrcl; den Handel mit Rindvieh, der das ganze Jahr hindurch — insbesondere aber im Frühjahr und Herbst — betrieben wird. Die Rindviehzucht als solche besteht in der eigentlichen Zucht und in der Auf­ zucht des Jungviehes, lvelche letztere schlvunghaft betrieben lvird. Besonders begün­ stigt wird die Viehzucht durch die Alpen- imb Weidewirtschaften. Letztere findet man fast bei jedem Viehbesitzer, theils in der Tiefe, in Gräben, theils auf Hochflächen als sogenannte Hausweiden Das Befahren lBelveiden) dieser Weiden beginnt in der Regel im Monat Mai, während jenes aus den Alpen oder Almen nach der Schneeschmelze zu Beginn oder Ende des Monates Juni stattfindet. Von den Almen sind der schönen, herrlichen Lage oder des kräftigen, nahr­ haften Futters wegen viele in den Gemeinden Großraming und Weyer bekannt, und sind als solche insbesondere die Habichler-, Ebenforster-, Blahberger-, Förster-, An­ lauf-, Bkarbacher-, Almkogl-, Vockenauer-, Walchbrunneralm zc. erwähnenswert. Aus diesen Alpen lverden nicht selten bis zu 200 Stück Rinder aufgetrieben, lvelche theils aus dem Gerichtsbezirke Weyer, theils aus dein anstoßenden politischen Be­ zirke Amstetten in Niederösterreich stammen. Eine häufig auf den 21(nten, seltener in den Stallungen vorkommende und die Landwirtschaft stark schädigende Ninder- krankheit ist der „Rauschbrand der Rinder", schlechtweg Rausch, Flug oder fliegender Brand genannt, lvelcher zumeist das Jungvieh und von diesem zumeist das wohl­ genährteste befällt. Die Rauschbrandkrankheit ist in allen Gemeinden des Bezirkes Weyer bekannt, kommt auf gewissen Alpen und Hausweiden fast stationär vor, wes-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2