Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

508 9* Reichraming. Eine Gehstunde südlich von Losenstein liegt der Ort Reichraming*), der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde, welche aus zwei Ortschaften besteht, wovon die größere, Neichraming, am linken, die kleinere, Arzberg, am rechten Ennsuser liegt. Die Gemeinde Reichraming nimmt einen Flächenraum von 10223 4374 ha ein und hat 209 Häuser mit 1953 Einwohnern. Davon entfallen auf die Ortschaft Reichraming 153 Häuser mit 1569 Einwohnern, während die Ortschaft Arzberg nur 56 Häuser mit 384 Bewohnern zählt. Sämmtliche Einwohner sind Deutsche und katholischer Confession. Die Ortschaft Arzberg, am rechten Ufer der Enns auf einem Plateau am Fuße des Schiefersteines gelegen und sich im Süden gegen Großraining und im Norden gegen Losenstein ausbreitend, ist aus zerstreut liegenden Bauernhöfen ge­ bildet, deren Besitzer sich zumeist biivcE) Viehzucht und Mostbereitung ernähren. Der Getreidebau deckt eben nur den häuslichen Bedarf. Arzberg wird schon frühzeitig genannt. Ottokar, König von Böhmen, Herzog von Österreich und Markgraf von Mähren, schenkte im Jahre 1255 dem Kloster Garsten von mehreren Gütern, worunter sich das des „Leo in Erzperge" und die Hube des „Piligrim Grupel" befanden, den Zehent. Wie schon der Name andeutet, wurde in alter Zeit hier auf Eisen gegraben, zuletzt noch um 1539 vom Burggrafen von Steyr, Hans von Hofmann. Das Bergwerk hatte jedoch nicht lange Bestand und gieng, wahrscheinlich wegen zu geringer Ergiebigkeit, bald darauf wieder ein. — In der Ortschaft Arzberg bestand in der Folge und zwar bis zum Jahre 1847 das fürstlich Lamberg'sche Oberforstamt, welches im genannten Jahre nach Großraming verlegt wurde. Jetzt besindet sich in Arzberg das k. k. Postamt Reichraming. — Der am schönsten Punkte des Arzberger Plateaus gelegene Gasthof „zur tausendjährigen Eiche" ist ein von Einheimischen und Fremden gern besuchter Ausflugsort, von welchem aus die Besteigung des Schiefersteines am dankbarsten ist. Der ausgehöhlte Rest der tausendjährigen Eiche, die dem Brande vom Jahre 1846, welcher fast den ganzen Ort Reichraming und mehrere Häuser von Arzberg einäscherte, zum Opfer fiel, bildet jetzt die Wandung eines Lusthäuschens, welches einen Tisch und mehrere Personen bequem aufnimmt. Die Ortschaft Reichraming, am linken Ufer der Enns längs der Reich-Raming, von welcher sie den Namen hat, gelegen, ist beiderseits von Bergen eingeschlossen. Der langgestreckte Schneeberg mit dem 1243 m hohen Kappenspitz und der Tarn­ scharte liegen am linken, die felsengezackten Brunnthalermauern mit dem 1250 m hohen Fahrenberge am rechten Bachufer und treten mit ihren Ausläufern bis knapp an den Ort heran, der infolgedessen in einem langen gestreckten Thäte — Graben — liegt. Reichraming war seit alter Zeit der Sitz einer bedeutenden Eisenindustrie, die, begünstigt durch die bedeutenden Wasserkräfte der Reich-Raming und durch die großen Wälder, welche den Bedarf an Holz und Kohle deckten, rasch aufblühte, wozu auch das in früheren Zeiten in Arzberg bestandene Eisenbergwerk beigetragen hatte. Nach dem Urbare der Herrschaft Steyr vom Jahre 1424 gab es damals „auf der Reichen Raumig in Artzperger Borsten" gelegen einen großen Eisenhammer. Im 16. Jahrhundert und namentlich im 17. Jahrhundert und zwar infolge der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft, welche damals reichen Gewinn abwarf, vermehrte sich die Zahl der Hämmer bedeutend, so dass 1658 im ganzen 8 Eisen­ hämmer hier bestanden. In „Reichraming" selbst gab es damals 1 wälschen und 1 kleinen Hammer (2 andere waren kurz vorher zur Vergrößerung des Messing- *) Urfunbenftud) von Oberösterreich: III. 220. — P ritz: Garsten - Gleink. 123. Geschichte von Steyr. 358. Pillwein: II. 374. — Ergänz»ngen zum Diöeesanblatte: I. 63. 70. II. 115. III. 113. — Urbare der Herrschaft Steyr vom Jahre 1424 uitb 1658. — Stadtarchiv von Steyr: Nr. 2720. — Schnl ch ronik. — Prcvenhuber: 259. — Drei R ecnrse der Herrschaft Steyr, betreffend die Verlasswaldungen: p. 114. 118. 185. 197.

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