Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

507 jeweilige Pfarrer alle Mittwoche eine Messe zu seinem und seiner Gattin Seelenheil lesen sollte. Er versprach auch, dahin zu wirken, dass dieses Haus von allen Lasten befreit iverbe. Die diesbezügliche Urkunde ivurde von Herzog Albrecht IV. im Jahre 1388 ausgestellt. Von der „Reisgjaid" dienten die Neustifter der Herrschaft Steyr jährlich 12 Eichhörnchen laut folgendem Briefe: „Wir Ernst von Gottes Gnaden :c. ent­ bieten unserem Getreuen, Lieben Weickharten von Bollheim, oder wer je unser Pfleger hier zu Steyr würdet, unser Gnad und alles Gutes. Wir empfehlen ernst­ lich und wollen, dass du unsere Leut in der Neustift von unsere wegen schirmest und haltest bei ihren Rechten des Reisgjaids, als sie das vor herbracht habent und ihnen die Vorster daran keine Irrung zu lassen, wenn dieselben Neustister uns darum 12 Aichorn in unser Urbar jährlich dienen müssen. Geben zu Steyr am Freitag nach Martini 1408." — Dieser Dienst wurde später in eine Geldabgabe von 72 dl. umgeivandelt. Der alte Vertrag zivischen der Gemeinde Neustift und ihrem Pfarrer bezüglich der gegenseitigen Leistungen vom Jahre 1331 wurde im Jahre 1466 wieder erneuert, und die letzte Vereinbarung über alle Zehente und Rechte wurde vom Kloster Garsten mit der Herrschaft Steyr im Jahre 1653 abgeschlossen. Die alte Kirche von Neustift ivurde int Jahre 1400 abgebrochen und eine neue von Grund aus erbaut, im Jahre 1493 vollendet und von Nikolaus, General- vicar des Bischofs voit Passau, eingeweiht. Auf dem Hochaltar stand damals das Bild Mariens aus Holz in mittlerer Größe. Der Thurm wurde jedoch erst int Jahre 1524 gebaut. Zu den Zeiten des herrschenden Protestantismus konnten die Pfarrer von Neustift ruhig die Seelsorge ausüben, und 1596 wie auch 1626 verhielten sich die Bewohner von Neustift entschieden ablehnend gegen den Aufstand unt> blieben dem katholischen Glauben treu. Der Pfarrhof wurde unter dem Pfarrer Anton Mayr im Jahre 1670 neu erbaut, wie folgende in einem Stein eingehanene Inschrift darthut: Auspiciis RJ- Nob. & Ampi. Praesulis ac D. D. Romani Abbatis Garstensis S. C. M. C. & Aedi­ ficavit Sibi et Posteris Confratribus P. Antonius MAYR Profess. Garst, hujus loci Parochus MDCLXX. — 1763 erbaute man das Messnerhaus und stellte 1839 den Pfarrhof neu her. Im April des Jahres 1891 schritt man zur Vergrößerung der baufällig gewordenen Kirche, und ivurde am 2. Juni vom Linzer Bischöfe Franz Maria Doppelbauer in feierlicher Weise der Grundstein gelegt. Die Schule in Neustift mürbe über Anordnung Kaiser Josefs II. int Jahre 1781 errichtet. Da der Schulbesuch manches zu wünschen übrig ließ, ergieng im Jahre 1782 vom Landeshauptmanne Graf Christoph von Thürheim ein Decret, worin auf die allerhöchste Verordnung vom 20. October 1781 hingewiesen wurde, der zufolge „die Kinder zur Besuchung der Schttle zu verhalten seien." Das Schulhaus in Neustift ivurde im Jahre 1823 neu hergestellt. Da die Schülerzahl in beständigem Steigen begriffen ist und im Jahre 1891 die Zahl von 251 erreichte, so ivurde durch Erlass des k. k. Landesschulrathes vom 27. December 1892, Z. 3406, die Erweiterung der ziveiclassigen Schule in Neustift in eine dreiclassige ausgesprochen. —O-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2