Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

491 Auf den Schlossberg führt jetzt ein vom Verschönerungsvereine Losenstein an­ gelegter Weg, der sich mit Umgehung des steilen Abhanges von der Rückseite in Krümmungen hinanzieht. Man sieht noch Spuren, dass hier einst eine Straße hin­ aufführte. Man gelangt hier zunächst zu den Ruinen eines großen Thores, durch welches man in die Burg einzog. Diese war einst von ziemlich großem Umfange, fest und stark erbaut, einzelne Theile stehen noch als Ruinen da und werden noch manchem Jahrhunderte widerstehen. An der Vorderseite, gegen die Eisenstraße und den Ennsstrom, steht noch der einstige Wartthurm, fest erbaut auf dem fast senkrechten, breiten Felsen, und nur mit Schaudern blickt man aus den Öffnungen desselben über die steile Höhe in das Thal hinab. Keine Spur eines Zimmers oder Gewölbes ist mehr in ihm zu sehen, nur einzelne Schießscharten sind zu bemerken. Mitten im Thurme siebt jetzt eine Tanne, die über die Stauern emporragt. An diesen Wartthurm schließen sich einige niedere Uber- reste von Stauern an; dann aber sieht man unbearbeitete Felsensteine, über die man nur mit Beschwerde gehen kann, und keine Spur eines Baues ist hier vorhanden; da war wohl ein weiter Raum, vielleicht zu Waffen­ übungen und Kampfes­ spielen ; frei für sich stand jener Wartthurm da oder war vielleicht durch eine Brücke mit der Burg ver­ bunden. Daun kommt die größere Ruine; mehrere vereinzelte hohe Stauern mit Fenstern ragen noch empor, aber kein Gemach ist mehr zu sehen; doch deutlich erblickt man aus einer Seite noch die einstige Burgkapelle mit kleinen gothischen Fenstern. Aus der Rückseite beschließt das Ganze ein Thurm, gewal- tig und fest, dessen Stauern fast doppelt so dick sind als die übrigen, jedoch ohne Schießscharten, wahrscheinlich zur Aufbewahrung der Gefangenen bestimmt. So stand einst diese Burg da, erhaben und fest, die Gegend beherrschend, oft ein Schrecken derselben in den Zeiten des Faustrechtes, oft auch zum Schutz und Schirm für die Bewohner derselben. Unersteiglich war sie von der Seite der Enns, der Angriff konnte nur von der Ost- und Südseite erfolgen, tue der Berg nicht steil ist und unten der Stiedelsbach vorüberfließt. Unbekannt ist die Zeit der Erbauung und die Art des Unterganges derselben. Richt einmal eine Sage hat sich davon er­ halten. Rur so viel ist bekannt, dass sie im 1(1. Jahrhundert schon öde lag. Ur­ kundlich wird der Name Losenstein das erstemal im Jahre 1170 erwähnt. Im genannten Jahre schenkten Heinrich von Tunchenstein und seine Gemahlin Liutgard von Stein dem Kloster Garsten Güter zu Engensteten. Als Zeuge wird dabei auf- Bnrgruine Loscustcin. Bon F. Kulstrunk.

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